Star Trek - Vanguard 6: Enthüllungen

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Datum: 14.08.2011 | VÖ: 01.067.2011 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Roman

Als der kleine Verlag Cross Cult vor knapp vier Jahren neue Star-Trek-Romane ankündigte, hätten zahllose deutsche Trekker auf die Fortsetzung der bekannten TV-Serien gewettet. Stattdessen begann der Verlag seine Star-Trek-Veröffentlichungen mit den Serien "Vanguard" und "Titan", die ausschließlich in Romanform existieren. "Vanguard" spielt zur Zeit der allerersten Star-Trek-Serie und ermöglicht so den ein oder anderen Gastauftritt der Enterprise unter Captain Kirk. Erdacht vom damaligen Pocket-Books-Redakteur Marco Palmieri und David Mack, der als einer der modernsten Star-Trek-Autoren gilt, sollte "Vanguard" die eher zusammenhanglosen Episoden der Classic-Serie in einem größeren Kontext darstellen. "Vanguard" gilt unter Fans als Geheimtipp, nicht nur weil die Serie mit den klassischen Star-Trek-Rollen Captain, Erster Offizier, Chefingenieur, Sicherheitschef usw. bricht und gänzlich andere Rollen vorstellt. Auch die fortlaufende Handlung ist höchst düster und dramatisch angelegt und erlaubt es den Charakteren, sich zu entwickeln (im Star-Trek-Universum eher die Ausnahme).

In der gänzlich unerforschten Taurus-Region, irgendwo zwischen dem klingonischen und dem tholianischen Imperium, errichtet die Sternenflotte innerhalb kürzester Zeit die Sternenbasis 47, genannt Vanguard, ein imposanter Raumhafen, den die benachbarten Völker als Bedrohung betrachten. Hintergrund ist eine geheimnisvolle Gensequenz, das Meta-Genom, das von einem unbekannten, weit fortgeschrittenen und offensichtlich sehr alten Volk erzeugt wurde. Die Sternenflotte erhofft sich Erkenntnisse über Gen-Technologie, Waffensysteme und Medizin, hält das Genom aber geheim, um einen Vorsprung vor den anderen Völkern zu erringen.

Die drei ersten Romane der Serie ("Vorbote", "Rufe den Donner" und "Ernte den Sturm") erzählten die langsame Erforschung des Genoms und stellten das Volk der Shedai vor, eine uralte Bedrohung, die jedem anderen Volk feindlich gesonnen ist. Diese erste Trilogie gipfelte in der Zerstörung eines ganzen Sternensystems durch die Shedai. Die beiden folgenden Romane ("Offene Geheimnisse" und "Vor dem Fall") nahmen das Tempo und die dramatische Wucht etwas heraus. Angekündigt sind zwei weitere Romane ("What Judgments Come" und das große Finale "Storming Heaven"). Um die Wartezeit zu verkürzen, erscheint mit "Enthüllungen" nun eine Sammlung von Geschichten, die sich zeitlich um die bisherigen Veröffentlichungen ranken, aber nicht minder lesenswert sind.

Dayton Wards Geschichte "Beinahe Morgen" zeigt Vanguard in seiner Bauphase; alle Charaktere sind hier noch "auf Anfang" und in ihren klassischen Rollen zu sehen. Erste persönliche Bande werden geknüpft, die Geschichte rankt sich hauptsächlich um Commodore Reyes und die vulkanische Geheimdienstoffizierin T’Prynn, die auf der Suche nach einem Spion fündig wird.

Kevin Dilmore macht in "Schlechte Nachrichten" einen großen Sprung bis nach den Geschehnissen aus "Ernte den Sturm". Der Autor zeigt den wieder erstarkten Reporter Tim Pennington auf der Suche nach neuen Stories.

"Die letzten edlen Männer" aus der Feder von Redakteur Marco Palmieri spielt im Anschluss an "Vor dem Fall" und rückt überraschenderweise den späteren klingonischen Kanzler Gorkon und sein Verhältnis zu Ex-Commodore Reyes in den Vordergrund.

Den Höhepunkt des Buches liefert erwartungsgemäß David Mack mit "Und die Sterne blicken herab". Hier wird tatsächlich eine Brücke zwischen "Vor dem Fall" und dem für Oktober angekündigten nächsten Roman geschlagen; Cervantes Quinn und Bridy Mac befinden sich erneut auf einer Spionage-Mission. Es folgt ein wildes Action-Spektakel auf einem Gorn-Raumhafen. Eine dramatische Wendung nimmt die Geschichte, als sich die geheimen Daten als Raumkoordinaten entpuppen und den Weg in eine Anomalie weisen. Innerhalb der Anomalie scannen die frisch Verliebten etwas schier unmögliches: Überreste des verschwundenen Sternensystems Jinoteur.

In den USA erscheinen relativ häufig Sammlungen mit Star-Trek-Geschichten. Nur sehr selten finden diese Anthologien ihren Weg nach Deutschland. "Enthüllungen" wurde uns zum Glück nicht vorenthalten. Die beiden ersten Geschichten aus den Federn von Ward/Dilmore halte ich persönlich für etwas schwächer, sie bringen nur wenig neue Erkenntnisse. Palmeri und Mack dagegen liefern äußerst lesenswerte Geschichten, die das Vanguard-Universum wirklich bereichern und große Lust auf das anstehende Große Finale machen.

Einziges Manko des Buches: Ich vermisse das Cross-Cult-typische Bonusmaterial. Dafür entschädigt das detailreiche und wunderschöne Cover von Doug Drexler. Auch die am Anfang der Vanguard-Serie häufig auftretenden Mängel im Lektorat (Rechtschreibung, Zeichensetzung) hat Cross-Cult mittlerweile im Griff. Gut so.

Wer Vanguard noch nicht kennt, sollte die einzelnen Geschichten aus "Enthüllungen" im Kontext der jeweiligen anderen Romane lesen, dadurch ergibt sich ein reichhaltigeres Bild der Geschehnisse auf Sternenbasis 47. Wer die anderen Bücher bereits verschlungen hat, darf sich mit "Enthüllungen" auf ein buntes Mahl freuen, das schonend beginnt, aber in der zweiten Hälfte zusehends schwerer wird. So kennen und lieben die Fans die Serie. (fk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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