Brodies Law 1 - Projekt Jameson

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Datum: 09.08.2011 | VÖ: 01.12.2007 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Comic

"Vertrau keiner Sau. Lass nie zu, dass es persönlich wird." - Das sind die Regeln, nach denen Jack Brodie lebt und dank derer er überhaupt noch lebt. Brodie führt ein Leben auf Messers Schneide, mitten im Londoner Untergrund als einer der besten, weil härtesten Gangster, die man kaufen kann. Brodie wird beide seiner Regeln verletzen und das verändert sein Leben für immer. "Verändern" ist das genau richtige Wort!
Anfangs ist alles nur ein Job von vielen: eine Akte stehlen, irgendeinen riesigen Konzern beklauen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse rund um Brodie und plötzlich ist seine Ehefrau tot und sein Sohn ein Entführungsopfer. Und Brodie mächtig sauer. Er stellt Nachforschungen an. Was genau hat er da geklaut, dass er plötzlich zur Zielscheibe von Unterwelt und Gesetzeshütern wird? Helfen kann ihm nur die Gen-Forscherin Tomokai und Brodie entführt sie kurzerhand. Durch sie erfährt er, was er da gestohlen hat: die Formel für einen wissenschaftlichen Durchbruch: die bewusste Veränderung der äußeren Erscheinung, auch Morphing genannt. Mit dieser Formel im Blut kann man das Aussehen anderer Menschen annehmen und wird gewissermaßen zum menschlichen Chamäleon.
Auch wenn es ein Himmelfahrtskommando ist, lässt Brodie sich die Formel injizieren, denn nur mit der perfekten Tarnung kann er den Tod seiner Frau und die Entführung seines Sohnes auflösen. Schließlich fahndet ganz London nach ihm. Er überlebt die Prozedur und kann sich tatsächlich das Aussehen eines anderen Menschen borgen, doch schnell merkt Brodie: nicht nur "ußerlichkeiten gehen auf ihn über, wenn er eine Verwandlung vornimmt.

"Brodies Law" ist ein ziemlich gradlinig und vor allem kernig geschriebenes Comic. Man fühlt sich an kompromissloses Filmwerk wie "Reservoir Dogs" oder "Snatch" erinnert. In Sachen Comics schimmert ein wenig "Hitman" durch. An sich ist die Geschichte ganz unterhaltsam, doch leider ist Brodie kein besonders gut aufgebauter Protagonist, er ist etwas zu einfach definiert: einerseits der professionelle Revolverheld, andererseits der vom Schutz des Kindes besessene Vater. Seine inneren Monologe sind zwar mehr als diese beiden Aspekte, kommen aber hölzern und ihm in den Mund gelegt rüber. Die Handlung ist straff aufgebaut und verharrt nirgends unnötig, außer vielleicht in Brodies unnötig kitschigen Albträumen. Sowieso ist alles ein wenig zu einfach konzipiert: Brodie ist ein Haudrauf mit Charma, sein ehemals bester Freund ein Bulle, der Drahtzieher ein Industrie-Mogul und die Gen-Forscherin sieht aus wie ein Model. Die Zutaten sind nicht die originellsten, aber dennoch kann Kurzweil aufkommen, v.a. da Brodies neue Fähigkeit zum Gestaltwandel seine Psyche mit der Last der fremden Gedanken und Emotionen vergiftet. Hier wird das Comic tatsächlich auch stellenweise wirklich interessant.
Optisch fährt das Comic einen eigenartigen Stil. Zum einen sind die Panels unglaublich voll und schwer schnell zu erfassen. Vorder- und Hintergrund müssten besser gegen einander abgegrenzt sein. Zum anderen wird versucht, immer nur einen oder zwei Farbtöne dominieren zu lassen. Dieses Konzept kommt erschwerend beim Lesen hinzu. Ein wenig gehen die verwaschenen Farben einem auch auf die Nerven, sodass man sich fast wünscht, puristisches Monochrom vor sich haben zu können.

Als Auftakt zu einer neuen Serie ist "Brodies Law" kein Meilenstein, könnte sich aber zu etwas Mittelprächtigem entwickeln, wenn ein paar schlaue Details hinein und ein paar Klischees heraus wandern würden. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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