Vampire Boy 1: Die Auferstehung

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Datum: 05.07.2011 | VÖ: 01.04.2006 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Comic

In irgendeiner Großstadt wird ein seit fünfzig Jahren versiegeltes Kellergewölbe erstmals wieder geöffnet. Als die Sonne auf das im Gewölbe liegende Kinderskelett fällt, erwacht es zu Leben, Gewebe wächst aus dem Nichts, Haut umschließt das neu gewachsene Fleisch und eine Gestalt erhebt sich: äußerlich ein Knabe von zehn Jahren, aber innerlich ein Wesen, das sich zuletzt vor fünftausend Jahren als Mensch fühlen konnte.
Der namenlose Junge war einst der Sohn eines Pharaos, als ihn, seine Familie und den Hofstaat plötzlich ein Fluch traf, der alle bei lebendigem Leib verbrennen ließ. Nur der Sohn des Pharaos und die intrigante Hohepriesterin des Schlangentempels wurden von der aufgehenden Sonne gerettet und geheilt. Seither altern sie nicht mehr und können nicht sterben. Ein einziger Sonnenstrahl reicht und sie regenerieren jede Wunde. Der Preis für die Unsterblichkeit ist ein unstillbarer Hunger auf alles Essbare. Der Junge isst problemlos für zehn und hat danach immer noch Appetit. Ist es besonders schlimm, bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Blut eines Sterblichen zu trinken. Er ist der Vampireboy.
Mitten in einer fremden Stadt zu sich gekommen, weiß der Junge nicht, was er mit sich anstellen soll, irrt umher und wird zum Glück von einem alten Indianer aufgenommen. Die Odyssee des Vampirjungen hat jedoch genug Aufmerksamkeit erregt, dass die Hohepriesterin des Schlangentempels Ahmasi angelockt wurde. Ahmasi und den Jungen verbindet ein unsterblicher Hass und der stetige Versuch, einander zu vernichten " auch wenn das prinzipiell unmöglich sein dürfte. Ahmasi weiß aber, dass es dem Jungen weh tut, wenn sie seine nächsten Mitmenschen leiden lässt und dank seiner neuen Bekanntschaften bietet der Junge eine Angriffsfläche.

"Vampireboy" versteht sich als düstere und verruchte Comic-Noir-Geschichte im Stil von "Sin City", stolpert dabei aber leider immer wieder und ist vor allem in der ersten Hälfte unglaublich plump: Gedanken-Blasen mit Texten wie "Ich drehe die Lautstärke hoch. Die Nachrichten müssten jeden Moment beginnen." zeugen nicht von allzu fordernder Lektüre. Autor Trillo weiß einfach nicht, wann es besser wäre, am Text zu sparen. Immer wieder werden die simpelsten und offensichtlichsten Dinge verbalisiert. Anspruchsvolle Leser kommen sich veralbert vor. Erst in der zweiten Hälfte des Bandes bessert sich dieser Zustand, da es inzwischen ein Figuren-Ensemble gibt, das miteinander interagieren kann und nicht mehr dem Leser alles Offensichtliche vorkauen muss.
Auch wenn nicht allzu viel passiert in diesem rund 170 Seiten starken Band, ist es alles recht kurzweilig erzählt. Kurz nach der Auferstehung des Jungen schwimmt die Handlung merklich, doch dann fängt sich Autor Trillo und führt endlich den alten Indianer ein. Die zweite Hälfte des Bandes kann dann etwas mehr überzeugen. Tiefgang kann sich dann aber auch nicht wirklich einstellen. Ein wenig Plumpheit in der Erzählung bleibt bestehen.
Die Zeichnungen sind in Schwarz-Weiß gehalten, was die Anlehnung an "Sin City" noch deutlicher macht. Dynamische sowie ruhige Momente werden von Zeichner Risso gleichermaßen gut eingefangen und präsentiert. Das Vorkommen nackter Haut ist ein wenig lieblos eingeflochten und nutzt sich schnell ab. Das hat man bei "Sin City" schon wesentlich sinnlicher gesehen. Und dem Jungen ein T-Shirt mit dem Spruch "Born to fuck" zu verpassen, hätte man sich auch sparen können.
Wer auch immer die Sprech- und Gedankenblasen entworfen hat, hätte für eine bessere Unterscheidung sorgen sollen, denn als Leser hat man immer wieder Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen Aussagen und Gedanken zu erkennen, wenn die Figuren parallel zu den Dialogen eigenen Gedanken nachgehen.
Jeweils ein Interview mit Autor und Zeichner schließen den Band ab.

Rundum liegt mit "Vampireboy" ein nicht ganz ausgereiftes Comic vor. Viele Aspekte sind ganz nett, aber nicht bahnbrechend originell und die dünne Handlung verspricht erst einmal nicht allzu viel für die kommenden Bände. Leichte Kost für laue Herbstnachmittage, kann man sagen. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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