Carlos - Der Schakal (Director's Cut)

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Datum: 08.07.2011 | VÖ: 27.05.2011 | Herausgeber: Warner Home Video | Kategorie: Film

Das monumentale Werk des französisches Regisseurs Olivier Assaya liegt hier nun in einer vier DVDs umfassenden Version vor, welche die ungeschnittene Version des Films enthält. Diese kommt auf eine Spielzeit von ca. 330 Minuten, was fast doppelt so lange wie die nur ca. drei Stunden lange Kinofassung ist. Ursprünglich wurde die ganze Produktion als Mini-Serie für das französische Fernsehen (Canal+ in Zusammenarbeit mit ARTE) produziert. Aufgrund der hohen Qualität und der Nachfrage (speziell aus Deutschland, nach dem Erfolg von "Der Baader-Meinhoff" Komplex) existiert aber auch die Kinoversion.

Die Story dreht sich um den Aufstieg und Fall des Top-Terroristen Ilich Ramirez Sanchez, welcher in den 70er und 80er Jahren als "Carlos" bekannt wurde. Gespielt wird dieser vom Venezulaner Edgar Ramirez. Die sonstigen Schauspieler sind fast alle in der zweiten Garde aus Deutschland zu suchen. Namen wie Nora von Waldstätten, Alexander Scheer oder Christoph Bach sagen wohl nur wirklich cineastisch Gebildeten etwas. Das tut der Qualität aber keinen Abbruch: Die deutsche Co-Produktion weiss absolut zu überzeugen. Und das über die gesamte Laufzeit. Und wenn eine Story über fünf Stunden fesseln kann, und der größte Kritikpunkt am Ende lautet "Es wurde zuviel ausgelassen", ist dies schon als Kompliment zu verstehen. Der Film versteht sich zwar hauptsächlich als Portrait von Carlos, eignet sich aber auch wunderbar als Sinnbild des Zeitgeistes, des politischen Wandels und der kalten Berechnung des Terrors. Zwar gilt der Film nicht als 100% historisch gesichert, aber er bemüht sich stark um historische Korrektheit. Schon am Anfang wird darauf hingewiesen das vieles Spekulation bleibt, gerade die Zwischenmenschlichen Beziehungen, aber es steckt doch eine Menge historische Arbeit im Film. Mit Blick auf den Unterhaltungsfaktor kommt aber gerade die Seite als "Playboy" nicht zu kurz, macht Sie doch klar das Carlos nicht unbedingt der fanatisch Religiöse Kämpfer war. Absolutes Herzstück und Dramaturgischer Höhepunkt bildet aber die knappe Stunde über die Opec-Geiselnahme von 1975, welche sehr vielschichtig und extrem spannend erzählt wird. Sie bildet auch den Wendepunkt in Carlos Geschichte, opfert er hier doch seine Ideale dem Geld, was ihn aus der Palästinensischen Bewegung ausschliesst und mehr und mehr zum Einzelkämpfer macht.

Bild und Ton sind Standard, nur muss man kritisieren dass die Filmmusik häufig unpassend und zu laut ist, wodurch die Stimmung nicht immer gut eingefangen wird. Geboten wird eine rein deutsche Synchronisation, die nicht immer überzeugen kann. Empfehlenswerter ist die originale Synchronisation mit deutschen Untertiteln, die deutlich mehr Flair besitzt. Wenn die Terroristen, gerade bei der OPEC-Geiselnahme, in Arabisch und Englisch kommunizieren wirkt alles deutlich authentischer. Ein Effekt der beispielsweise auch aus Quentin Tarantinos "Inglorios Basterds" bekannt ist. Ein Wechsel der Tonspuren lässt sich allerdings nicht im laufenden Film vornehmen. Hier muss jedes Mal das Hauptmenü besucht werden. Der Film kann dann aber an der gleichen Stelle fortgesetzt werden.

Insgesamt ist "Carlos " Der Schakal" ein schickes Paket. Der sehr gute Film wird durch gute technische Umsetzung und einige interessante Interviews ergänzt. Leider fehlt ein gutes Making Of, welches hier aufgrund der Hintergrundgeschichte und der Drehorte im Nahen Osten Pflicht gewesen wäre. Kleinere Abzüge gibt es auch für die musikalische Untermalung. (sc)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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