Der Hauptmann von Köpenick (1960)

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Datum: 19.06.2011 | VÖ: 22.01.2008 | Herausgeber: Film 101 | Kategorie: Film

Das Theaterstück "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer gehört zweifelsohne zu den wichtigsten deutschen Stoffen der letzten hundert Jahre. Zuckmayer schaffte ist die wahren Erlebnisse des Schusters Wilhelm Voigt in einer authentischen und eindringlichen Form auf die Bühne zu bringen. Die charmante aber auch gleichzeitig sehr kritische Darstellung der Zeit des Deutschen Kaiserreichs schafft es den Zuschauer auf ganzer Linie zu unterhalten, aber auch zum Nachdenken anzuregen.

Kein Wunder also, dass dieser tolle Stoff schon oft verfilmt wurde. Am bekanntesten dürfte der Kinofilm aus dem Jahr 1956 sein. Die Hauptrolle wird in diesem Film von Heinz Rühmann verkörpert. Nicht ganz so bekannt sind die beiden Verfilmungen von 1931 mit Max Adalbert und von 1997 in einer TV-Fassung mit Harald Juhnke als Wilhelm Voigt. Zusammen mit der Rühmann-Fassung gehören diese Filme ohne Frage zu den Bekanntesten. Doch es gibt noch deutlich mehr Film- und Fernsehversionen des Stoffes, die nicht weniger genial umgesetzt sind, wie diese drei populärsten Werke.

Eine heute bislang leider viel zu unbekannte Version stammt aus dem Jahr 1960. Diese wurde damals vom SDR im Form eines Fernsehspiels produziert. Für die Hauptrolle konnte man Rudolf Platte gewinnen. In weiteren Rollen sind weitere großartige Schauspieler wie Mady Rahl, Joachim Teege, Willy Semmelrogge oder Willi Rose zu sehen. Sogar den damals noch jungen Gustl Bayrhammer konnte ich entdecken, der in diesem Film einen Bayern verkörpert und bislang in keinen mir bekannten Darstellerlisten in diesem Zusammenhang aufgetaucht ist. Ich vermute, dass er für diese Rolle genommen wurde, da er zu dieser Zeit in Baden-Württemberg als Theaterschauspieler tätig war. Wenn keine anderen Filmaufnahmen mit ihm auftauchen, dürfte es sich um die erste Film- bzw. TV-Rolle von Bayrhammer handeln.

Für die Spielleitung war niemand geringeres als Rainer Wolffhardt zuständig. Wolffhardt war perfekt für diese Aufgabe geeignet, denn er hat in den Jahren zuvor schon zahlreiche TV-Produktionen geleitet und wusste deshalb genau worauf es ankommt. Das Ergebnis kann sich auf ganzer Linie sehen lassen. Es ist immer wieder erstaunlich, welch hohe Qualität die Fernsehfilme in den 50er bis 70er Jahre hatten. Dies vermisst man in der heutigen Zeit sehr, auch wenn es ab und zu dann doch noch positive Überraschungen gibt.

Neben den Schauspielerischen Leistungen fällt vor der Kamera gerade die tolle Bühnenarbeit auf. Die gesamte Produktion wurde komplett im Studio gedreht, die Kulissen sind aber äußerst liebevoll und detailreich ausgestattet, sodass man fast das Gefühl hat, einen pompösen Kinofilm vor sich zu haben.

Ein wichtiger Punkt bei den "Köpenick"-Filmen ist ganz klar die Hauptfigur. Diesmal wird sie von Rudolf Platte dargestellt, der diese mit unheimlich viel Gefühl und Realitätsnähe verkörpert. Den gescheiterten und vorbestraften Schuster, dem es immer wieder verwehrt wird, einen neuen und ehrlichen Lebensweg einzuschlagen und deshalb beginnt, sich vor Verzweiflung als Hauptmann zu verkleiden, um an die dafür erforderlichen Papiere zu gelangen, nimmt man Platte auf ganzer Linie ab. Aus diesem Grund kann bzw. muss man ihn in einem Atemzug mit Adalbert, Rühmann und Juhnke nennen. Auch wenn es am Ende Geschmackssache ist, wem welcher Wilhelm Voigt besser gefällt.

Seit dem 2008 gibt es diese seltene TV-Fassung auf DVD zu kaufen. Veröffentlicht hat sie die Firma "Film 101", die in den vergangenen Jahre schon einige solcher Perlen auf den Markt gebracht hat. Da dieser Film nur für wenige Kunden interessant sein dürfte, ist klar, dass man hier keine Besonderheiten erwarten darf. Die Aufmachung der Hülle ist dezent aber sauber gehalten. Zu sehen bekommt man ein paar Impressionen aus den Film, sowie alle wichtigen Daten zu dieser TV-Produktion und zur DVD-Veröffentlichung. Im Inneren der Hülle findet man neben der DVD-Scheibe ein Beiblatt mit Informationen über den Filmsuchdienst der Herstellerfirma. Auf der Rückseite des DVD-Einlegeblattes, das durch die durchsichtige Hülle sichtbar wird, findet man Werbehinweise zu weiteren Veröffentlichungen und einen Hinweis, dass die Bildqualität des Filmes leider nicht immer perfekt ist (was außen auf der Hülle besser gepasst hätte). Die DVD selbst ist sehr spartanisch ausgestattet und beinhaltet ein einfaches Menü, einen Informationstext über die Firma "Film 101" sowie einer darin beinhalteten Trailerschau.

Die Tonqualität ist für das Alter des Filmes durchgehend in Ordnung. Das Bild ist weitestgehend auch ganz gut. Nur an manchen Stellen sind Bildfehler verstärkt auszumachen. Ein Perfektes Bild darf man bei einem so alten Fernsehfilm aber nicht erwarten. Eine ausführliche Restauration wird sicher auch noch eine Weile auf sich warten müssen. Der Film hat eine Länge von 116 Minuten. Untertitel für Hörgeschädigte oder für Fremdsprachler sucht man auf diesem Produkt leider vergebens.

Diese Version von "Der Hauptmann von Köpenick" ist zu unrecht sehr unbekannt. Es bleibt zu hoffen, dass die DVD sich gut verkauft oder der Film auf anderen Weg viele Zuschauer finden wird. Diese Fassung von Rainer Wolffhardt ist es in jedem Falle Wert, zu Hause oder im Schulunterricht gesehen zu werden. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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