Die Hebamme - Auf Leben und Tod

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Datum: 08.06.2011 | VÖ: 13.05.2011 | Herausgeber: Universum Film | Kategorie: Film

Mit Fernsehfilmen ist das so eine Sache. Da kommt es nicht nur auf den Stoff und dessen Umsetzung durch den Regisseur an. Ganz wichtig ist auch die Besetzung der Hauptrolle, denn ansonsten kann auch ein guter Stoff schnell in eine Schublade gesteckt werden und zu einer Kitschparade verkommen.

Genau so ist es auch bei der Hebamme. Regisseurin Dagmar Hirtz hat hier ganze Arbeit geleistet und eine gute Geschichte wunderbar verfilmt. Unterstützt wird sie durch ihre Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier, die die Hebamme so unprätentiös und uneitel spielt, dass der Stoff auch eine Chance hat, nachzuwirken.

Brigitte Hobmeier spielt Rosa Koelbl. Diese ist Hebamme in Tirol um das Jahr 1813. Die Gesellschaft ist geprägt von Männern, die in allem das letzte Wort haben. Hier stellen Hebammen noch ein winziges Kleinöd dar, denn viele Frauen wollen ihre Kinder nur mit der Hebamme auf die Welt bringen und nicht von einem Medicus. Denn Frauen vertrauen Frauen und schämen sich vor den Männern.

Rosa Koelbl lebt gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Anna in einem kleinen Bergdorf. Dort ist die bescheidene und warmherzige Frau angesehen unter den Weibern, denn sie übt ihren Beruf mit viel Wissen und Kompetenz aus und kämpft um bessere Bedingungen für ihre Patientinnen. Diese achten sie dafür, während die Männer in ihr eine Gefahr sehen " allen voran der Dorfpfarrer.

Als Anna ungewollt schwanger wird und sich aus Verzweiflung das Leben nehmen will, nutzt Rosa die Gelegenheit und verlässt mit Anna und dem jungen Dr. Gennaro Kauner das Dorf und zieht in die Stadt. Hier versucht sie in der neuen Gebäranstalt des Medizinalrates Jakob Aigner einen Neuanfang. Doch schnell stellt sich heraus, dass auch hier die Gockelgesellschaft herrscht und sie als Hebamme nicht sehr viel zu sagen hat. Dazu kommt, dass die meist mittellosen Schwangeren als medizinische Versuchskaninchen für die noch junge Geburtshilfemedizin herhalten müssen. Rosa legt sich mit der Obrigkeit an und setzt ihre Existenz aufs Spiel.

Dieser für das Fernsehen sehr aufwändig produzierte Historienfilm beruht auf einer wahren Geschichte und wurde von Regisseurin Dagmar Hirtz sehr authentisch in Szene gesetzt. Sowohl das sehr karge Alpendorf als auch die ärmliche Stadt mit der auf Hochglanz polierten Gebäranstalt sind nicht geschönt oder übertrieben. Alles wirkt, wenn auch etwas düster, sehr echt und nah. Da gibt es keine angemalten Kulissen, keine zu viel bestickte Mode. Es ist wie es ist: Dreckig, manchmal eklig, und immer authentisch. Das einzige, was richtig glänzt, ist Brigitte Hobmeier: Hätte jemand wie Christine Neubauer die Rolle der Rosa Koelbl gespielt, hätte der Film sicher nicht diese Kraft gehabt.

Auch die Arbeit des Kameramanns Jo Heim: Er fängt die überwältigende Landschaft der Alpen ebenso ein wie die Enge der Gassen in der Stadt. Es herrschen auch keine übertriebenen Farben vor, sondern die Bilder sind allesamt so wie das wahre Leben: Ein bisschen bunt, aber immer mit einem leichten Grauschleier.

Auch die Geschichte an sich ist keineswegs verstaubt. Denn noch heute haben sich schwangere Frauen zu entscheiden, ob sie sich der Schulmedizin anvertrauen, die nach wie vor sehr oft in Männerhand liegt. Oder ob sie einer Hebamme, die meist mehr in die homöopathische Richtung tendiert, vielleicht sogar in einem Geburtshaus, Vertrauen schenkt.

Alles in allem ein wirklich sehenswerter Film mit tollen Bildern, guten, authentischen Schauspielern und einer Geschichte, die nahe geht und nachwirkt.

Die DVD selbst ist nicht ganz so liebevoll aufgemacht wie der Film selbst: Es gibt nur wenig Bonusmaterial, darunter ein Making of. Ein Booklet vermisst man ebenso wie ein individuell gestaltetes Innencover. Hier findet sich wieder einmal nur Werbung für weitere Produktionen der Herausgeber. (sak)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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