Die Heartbreakers

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Datum: 03.06.2011 | VÖ: 15.04.2011 | Herausgeber: Alive | Kategorie: Film

Im Ruhrgebiet Mitte der 1960er Jahre, mitten in der Zeit der Beat- und Rockbands, will eine Gruppe Jugendlicher nach dem gemeinsamen Besuch eines Rolling-Stones-Konzert und der darauf folgenden Festnahme selbst eine Band gründen und den Durchbruch schaffen. Also basteln sich die vier Jungs aus Recklinghausen eine Anlage zusammen, organisieren sich mehr schlecht als recht einen Bus und einen 14-jährigen als Manager. Da wäre der Kfz'ler "Freytag", selbsternannter Bandleader und Leadsänger, Träumer mit Aggresionspotential, der eher bieder wirkende "Schmittchen", verliebt in eine Kollegin von der Bank, "Horn", der musikalisch Versierte, der mehrere Instrumente beherrscht, aber ein Problem mit Pillen hat, und "Guido", der eigentlich nur mitspielt, weil sein Vater ein Musikgeschäft hat. "Pico", halbstarker Kettenraucher und Sprücheklopfer, schafft es trotz alledem Auftritte zu organisieren. Als dann noch "Lisa" (die erste Rolle für Maria Ketikidou), Ausreißerin aus der ghettohaften Proletariersiedlung, als Sängerin einsteigen will, sind Irrungen und Wirrungen für die jungen Leute vorprogrammiert. Der erste Auftritt wird zum totalen Desaster, denn die Band soll bei einem Schlager Tanztee spielen. Nach diesem Rückschlag bahnt sich eine Romanzez wischen "Freytag" und "Lisa" an, die aber für beide nicht einfach ist, da "Freytag" sich keine Sängerin in einer Band, die Lieder von den Stones spielt, vorstellen kann und der Vater und der Bruder von "Lisa" diese oftmals zurückholen. Irgendwann spielen die Jungs dann doch vor jüngerem und zahlreichen Publikum. Schließlich meldet "Pico" seine Band für einen Talentwettbewerb an. Als dann aber der Bus mitsamt der Anlage gestohlen wird, vermuten sie eine rivalisierende Band dahinter. Somit kommt es zu einer Schlägerei, bei dem sich der Drumer "Schmittchen" den Arm bricht. Ob es die Truppe dennoch zum Wettbewerb schafft und was aus "Lisa" wird, wird nicht verraten.

Aus der Reihe "Fernsehjuwelen" hatte ich die Aufgabe, den Film "Die Heartbreakers" zu testen. Zuallererst fiel der Pappschuber, in welchem sich das Amaray-Case befindet, aufgrund seiner bloßen Anwesenheit, aber auch der Gestaltung wegen, positiv auf. Ein Flyer mit einem Interview des Regisseur Peter F. Bringmann und Kurz-Infos zu dem Film befindet sich innerhalb der DVD-Hülle. Doch nun zu den technischen Aspekten der DVD: leider war wohl das Ausgangsmaterial von 1982 so schlecht, dass es nur durch eine teure Digitalisierung bzw. Auffrischung zu einer besseren Bildqualität gekommen wäre, welche aber wohl aus mangelnder Rentabilität unterlassen wurde.. Auch ist es unerklärlich, weswegen ein im Breitbild-tauglichem Kinoformat gedrehter Film als 4:3 DVD erscheint. So ein mangelhaftes Bild wäre in Zeiten der VHS noch denkbar gewesen, sollte aber im digitalen Zeitalter ein Relikt der Vergangenheit sein. Dafür entschädigt der Sound (Dolby Digital 2.0 Deutsch), gerade der Lieder, umso mehr. Teilweise hat man, entsprechende Anlage und Lautstärke vorausgesetzt, tatsächlich das Gefühl, mitten in der Konzertmenge zu stehen. Neben dem Teaser für den Film befinden sich noch Trailer weiterer Filme aus der "Fernsehjuwelen"-Reihe auf der Silberscheibe. Hier wäre es schön gewesen, die Lieder bzw. den Soundtrack mit auf die DVD zu pressen. Aber trotz aller Lorbeeren, die der Film seinerzeit bekam (u.a. Deutscher Filmpreis 1983, Bayerischer Filmpreis 1983), merkt man, dass nicht nur am Ausgangsmaterial der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat. Warum sind die Charaktere entweder überzeichnet oder zu eindimensional? Beispielsweise wirkt "Pico", ein in aller Öffentlichkeit rauchender 14 Jahre alter, vorlauter (selbst zu Polizisten! gerade damals undenkbar!) Sprücheklopfer mit immer offenem Hosenstall gerade als Manager sehr unglaubwürdig. Auch fehlt meiner Meinung nach der Bezug zu den politischen Konflikten der damaligen Zeit. Da wäre einfach vielmehr drin gewesen. So ist es nicht verwunderlich, dass dem Film kein kommerzieller Erfolg vergönnt war, obwohl der Regisseur Peter F. Bringmann zwei Jahre zuvor mit "Theo gegen den Rest der Welt" einen Klassiker des deutschen Films schuf.
Somit bleibt als Fazit zu sagen, dass der Film durchaus zu unterhalten weiß, aber aufgrund der vielen, kleineren Kritikpunkte keinesfalls eine sehr gute Bewertung bekommen kann und somit das Prädikat "Fernsehjuwel" in meinen Augen nur bedingt verdient. Für Genre- oder Beatfreunde, aber auch Leute, die in dieser Zeit ihre Jugend verbrachten, ist dieser Film und diese DVD-Veröffentlichung einen Blick wert. Vielleicht könnte man den Film auch im Musikunterricht zeigen. (sek)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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