Die Föderation steht am Rande des Abgrunds; die Borg-Invasion kostete Milliarden Mitgliedern der Föderation das Leben, etliche Planeten sind verwüstet und unbewohnbar geworden. Die bisher so sicheren und verwöhnten Bürger der Föderation stehen einer humanitären Katastrophe gegenüber: Replikatoren und Holodecks sind Hungersnöten, Unwettern und hastig aufgebauten Flüchtlingslagern gewichen.

Während das Raumschiff Titan als Alibi die Forschungsmission der Föderation aufrecht erhält, muss die Enterprise unter Captain Picard Feuerwehr spielen und überall dort löschen, wo neue Katastrophen auflodern. Die hochschwangere Beverly Crusher erhält den Auftrag, die Flüchtlingssituation auf dem Ozeanplaneten Pacifica zu analysieren, wo die Flüchtlinge aufgrund der geringen Landmasse des Planeten das ökologische Gleichgewicht ins Wanken bringen. Captain Picard dagegen jagt mit der Enterprise möglichen Überlebenden des Borg-Massakers hinterher.

Ein bislang eher unbekannter Star-Trek-Autor erhielt die nicht ganz einfache Aufgabe, den Next-Generation-Relaunch nach den erschütternden Ereignissen der "Destiny"-Trilogie weiterzuführen: William Leisner präsentiert mit "Den Frieden verlieren" seinen ersten Star-Trek-Roman und zugleich das Bindeglied zwischen "Destiny" und dem bereits veröffentlichten "Einzelschicksale", in dem sich ein neuer Gegner der Föderation, der Typhon-Pakt, formiert. Leisner meistert diese doppelte Bürde hervorragend.

Einfühlsam berichtet der Autor von einigen ruhigen Tagen, die die Crewmitglieder der Enterprise auf der Erde verbringen. Dabei treffen wir nicht nur Picards Schwägerin wieder, sondern auch Geordis Schwester. Doch nicht alle Crewmitglieder haben das Glück, dass ihre Angehörigen die Invasion überlebt haben: Jasminder Choudhury ist verzweifelt auf der Suche nach ihrer Familie, und Miranda Kandohata kann sich nur schwer vor ihren Liebsten rechtfertigen, dass sie erneut mit der Enterprise auf Missionen geht.

Bei der "Next Generation" ging es im Grunde häufig um das Thema "Familie", insofern ist es schwierig, dieser Thematik noch neue Facetten hinzuzufügen. William Leisner aber gelingt ein flüssig geschriebener Roman, der die kritisierte und in den vorigen Romanen eher langweilig dargestellte Beverly Crusher gekonnt in den Vordergrund rückt. Auch die neuen Crewmitglieder erhalten einen würdigen Hintergrund, da stört es gar nicht weiter, dass Geordi und Worf abermals kaum in Erscheinung treten.

Cross Cult hat an den sechsten TNG-Roman eine Leseprobe für den sechsten DS9-Roman "Dieser graue Geist" angehängt. Daneben gibt es einmal mehr die Zeitlinie der aktuellen Romane zu sehen. Mit "Den Frieden verlieren" ist die TNG-Reihe vorerst abgeschlossen, erst 2012 soll ein Vierteiler um den Typhon-Pakt erscheinen, ein neuerliches Crossover-Projekt. In den USA wurden inzwischen neue Bücher der "Next Generation", es bleibt zu hoffen, dass auch diese den Weg nach Deutschland finden. (fk)

Wertung: (8 von 10 Punkten)