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Datum: 07.05.2011 | VÖ: 04.02.2011 | Herausgeber: epix | Kategorie: Film
Benjamin (Robert Gwisdek) ist ein helles Köpfchen, schlagfertig, wortgewandt und Rollstuhlfahrer. Außer seinen regelmäßig wechselnden Zivis hat Benjamin keine sozialen Kontakte, von gelegentlichen Besuchen seiner Mutter mal abgesehen. Besonders umgänglich ist Benjamin nicht, er gibt sich jedenfalls große Mühe, keine Bindungen zu Mitmenschen aufzubauen oder zu pflegen und behandelt seine Zivis auch mit größter Sorgfalt von oben herab. Mit Christian (Jacob Matschenz) steht ihm mal wieder ein neuer regelmäßiger Helfer ins Haus und der Reigen des gezwungenen Beisammenseins beginnt von Neuem. Allerdings sorgt Christian unwissentlich für mehr Unruhe in Benjamins Leben als er ahnt. Vor Benjamins Haus radelt tagein tagaus Annika (Anna Brüggemann) mit ihren Cello auf dem Rücken vorbei und weiß natürlich nicht einmal, dass es Benjamin gibt. Er hingegen weiß sehr wohl, dass Annika immer vorbei fährt.
Durch Christian ergibt sich zufällig erstmals eine Begegnung zwischen Benjamin und Annika und schnell verbringen die drei ungleichen Menschen einfach so Zeit miteinander, was sich nach und nach mitunter als ein wenig kompliziert erweist und auch wenn die drei sich noch gar nicht lange kennen, müssen sich sich sehr viele Fragen stellen " sich selbst und einander.
Schnell könnte man die Augen verdrehen und denken, dass es hier wieder nur um eine Dreiecksbeziehung geht, die zum tausendsten Mal aufgekocht wird und aus Langeweile einfach mal einen Rollstuhlfahrer als Zutat bekommen hat, doch der Schein trügt. Die klassische und im Grunde totgerittene Dreieckskonstellation wird nur gestreift, fast schon clever variiert und umschifft. Auf jeden Fall ist der Film schlauer als das alte Drei-Personen-Klischee und setzt daher punktuelle Gewichtungen ein, um nicht in ausgelatschten Pfaden zu wandeln.
Zu Beginn gibt sich der Film unglaublich leichtblütig und wundervoll komisch, sodass die Einführung der Charaktere durch ein paar Lacher viel leichter von der Hand geht. Figuren, mit denen man schon gelacht hat, begleitet man ja auch viel lieber. Als sich dann die Handlung in ihrem Kern zu entwickeln beginnt, ändert sich die Tonalität und wird bodenständiger, ist zwar spürbar Produkt eines Autorenteams, aber trotzdem noch in sehr angenehmer Weise authentisch und lebensnah. Kleine Elemente, die man wesentlich origineller hätte realisieren können, fallen ab und an auf, doch man verzeiht sie, denn das Endprodukt stimmt einfach.
Der Film hebt nicht ab, kriecht aber auch nicht am Boden, er ist etwas dazwischen und das ist das Angenehme an ihm: hier wird zwar nichts neu erfunden oder in brillanter Manier so gut wie noch nie zuvor gemacht, aber es stimmt einfach so viel: das Schritttempo, die Gewichtung, die variierenden Dosen Humor und die "So ist das nur im Film"-Partikel.
"Renn, wenn Du kannst" macht besonders zu Beginn sehr viel Spaß und schafft das Kunststück, den Humor zu drosseln, um die eigentliche Geschichte zu erzählen, ohne den Zuschauer durch den Umschwung vor den Kopf zu stoßen oder zu verlieren. Hier liegt zwar keine künstlerische Revolution vor, aber ein in vielen Belangen hervorragend gemachter Film: kurzweilig, humoristisch sehr rund geschliffen, nicht zu viel Wärme und Tiefe, aber auf jeden Fall nicht zu wenig.
Auf der DVD finden sich drei Tonspuren: Deutsch in Stereo oder 5.1 und der Audiokommentar der Macher. Darüber hinaus kann man sich einen etwa halbstündigen Zusammenschnitt aller entfallen Szenen und Outtakes anschauen, was dann quasi den Hauptfilm in ganz kurz unter dem Titel "Die lustige Version" ergibt. Schließlich kann man sich noch in Ruhe die Figuren des kleinen Animationsfilms, der im Film vorkommt, in einer kleinen Galerie anschauen und rund acht Minuten Videomaterial vom Casting sichten.
"Renn, wenn Du kannst" wird unter dem Banner "Junges Deutsches Kino" geführt. Ich würde dieses Etikett gern ergänzen: "So, wie es zu sein hat". (mp)
Wertung: (9 von 10 Punkten)
Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.