Die Sexwelle der 60er und 70er Jahre hat Millionen Menschen in die Kinos locken können. Enorme Einnahmen seitens der Produzenten und der nicht aufzuhaltende Wandel der Sexualität in der Gesellschaft waren die Folge. Ohne diese damalige Entwicklung würde unsere heutige Realität ganz anders ausschauen. Im Jahr 2008, 40 Jahre nach der 68er-Revolution, hat man dies zum Anlass genommen, um eine ProSieben-Reihe ins Leben zu rufen, die das sexuelle Verhalten der Deutschen ein weiteres Mal unter die Lupe nimmt. Die Deutsche Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung hat insgesamt 50.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren über ihr Sexualleben befragt. Das Ergebnis wurde im Rahmen einer fünfteiligen Dokumentation, die auf ProSieben im Jahr 2008 ausgestrahlt wurde, ausgewertet. In Tradition an die alten Report-Filme ("Schulmädchen-Report", "Hausfrauen-Report" oder auch "Sex-Träume-Report") hat man diese Sendereihe "Sex-Report " So lieben die Deutschen" genannt.

Dass eine solche Sendereihe auf ProSieben nicht die Seriöseste ist, dürfte dabei jedem klar sein. Interessant ist sie dennoch, soweit man sich für die Thematik interessiert. Die einzelnen Folgen bestehen hauptsächlich durch Interview-Sequenzen einzelner Personen beider Geschlechter und verschiedener Generationen. Hinzu kommen Sequenzen aus einem Labor. Dort kriegt man einerseits zu sehen, wie die Teilnehmer der Studie befragt werden oder wie sie sich Tests unterziehen. So werden die Leute beispielsweise an einen Lügendetektor angeschlossen und anschließend über ihr Sexualleben befragt. In einer anderen Sequenz sieht man, dass sich die Probanten sich in einen Kernspintomographen legen müssen, damit die Gehirnströme bei sexuellen Reizen und beim Orgasmus gemessen werden können. Natürlich kommen auch Experten zu diesem Thema zu Wort, die über die Ergebnisse und andere Themen Auskunft geben. Das Besondere an dieser Reihe ist, dass niemand geringeres als Oswalt Kolle höchstpersönlich immer wieder zu Wort kommt.
Als die Reihe 2008 auf ProSieben ausgestrahlt wurde, zeigte man im Anschluss die originalen Kolle-Aufklärungsfilme aus den 60er Jahren, was wunderbar den Kontrast der damaligen Zeitgeistes mit dem heutigen aufgezeigt hat. Dazwischen lief noch "Let's Talk About Sex", eine Sendung, in der Promis vor einem Blue-Screen über Sex sprechen.

Nach über zwei Jahren erscheint die Reihe nun erstmals auf DVD. Zuständig dafür ist die Firma Musketier Media. Die fünf Teile mit jeweils knapp 40-45 Minuten Spielzeit wurden aber nicht als DVD-Box veröffentlicht, sondern als fünf Einzel-DVDs. Mit einem Preis von ca. sieben Euro pro DVD sind diese zumindest im bezahlbaren Rahmen geblieben. Geboten kriegt man aber ansonsten leider nichts. Auf der DVD befindet sich lediglich der Film mit einer Kapitelauswahl, einem optisch ansprechend gestalteten Menü und einer Trailer-Rubrik mit einer Vorschau aller "Sex-Report"-Folgen. Die Verpackung ist ebenso wie das Menü passend zum Hauptfilm gestaltet und informiert gut über die vorliegende erste Folge namens "Bestandsaufnahme" und ist ausgeschmückt mit einigen Fotos aus dem Reportfilm. Hinzu kommen Zitate von Oswalt Kolle, die sowohl auf dem Titelbild als auch auf der Rückseite der Verpackung aufgedruckt sind. Im Inneren der Hülle kriegt man außer der DVD-Scheibe nur eine weiße Fläche in Form der Rückseite des Einlegeblattes durch die durchsichtige Hülle zu sehen. Die Bild- und Tonqualität des Hauptfilms ist natürlich perfekt, lediglich der Schriftzug "Präsentiert von Musketier Media" mitten im Bild am Anfang der Folge empfinde ich als störend. Hierzu hätte man vor dem Film gerne eine extra Tafel einblenden können. Während der Folge kriegt man diverse ProSieben-Schriftzüge zu sehen, z.B. die Online-Werbung "Testen Sie Ihr Sexwissen", die auf prosieben.de verweist. Jedoch findet man dieses Quiz heute nicht mehr im Netz, was einerseits ärgerlich ist, andererseits handelt es sich hierbei um das Ausgangsmaterial, das man aufwändig abändern müsste, um so etwas weg zu kriegen. Dies hätte die Folge, dass es sich dann nicht mehr um das "Original" handeln würde, was auch irgendwie stören würde.

Unterm Strich ist die Veröffentlichungspraxis dieser " für Interessenten " mit Sicherheit sehenswerten Dokureihe eher enttäuschend. Das Positive hierbei ist, dass der Preis zumindest auf einem fairen Level angesiedelt ist. Wer eine kultige und trashige Pseudo-Doku wie bei den alten Reportfilmen erwartet, liegt hier falsch. Hier versucht man mehr oder weniger seriös, dafür aber sehr massentauglich, das Thema Sex anzugehen, was den Machern absolut gelungen ist. Wer so etwas sucht, liegt hier genau richtig und kann ohne Bedenken zugreifen. (sk)

Wertung: (5 von 10 Punkten)