Im Rahmen der Serie "America Extreme" besuchte der Journalist Louis Theroux im Auftrag der BBC verschiedene Orte in den Vereinigten Staaten, unter anderem das Bordell "Wild Horse", das in der Folge "Edelpuff in der Wüste" im Mittelpunkt steht. Der reißerische Name deutet bereits auf die Art der Dokumentation hin. Während "Hinter Gittern" noch in weiten Teilen recht sachlich gehalten war und nur in wenigen Szenen in Effekthascherei verfiel, kommt "Edelpuff in der Wüste" von der ersten Minute an recht reißerisch daher. Zwar gibt es durchaus stille Momente, in denen sich Theroux mit den Prostituierten und den Betreibern unterhält, allgemein scheint die Unterhaltung jedoch im Vordergrund zu stehen. Dennoch erfährt der Zuschauer viel über die Beteiligten und wird sicherlich an manchen Stellen mit Unverständnis reagieren. So sagt die Betreiberin, die früher selbst als Prostituierte arbeitete, sie wolle diese Fleischbeschau im Schaufenster nicht, die es in anderen Bordellen gibt, lässt andererseits aber ihre Mädchen eines nach dem anderen vor dem Kunden auflaufen und sich kurz mit Namen vorstellen. Angeblich soll dadurch ihre Persönlichkeit mehr in den Vordergrund rücken, die Wirkung ist jedoch eine andere. Vermutlich ist es sogar die Absicht der Dokumentation, den Zuschauer zu irritieren, denn es gibt einige Szenen, die Fragen aufwerfen, ohne sie zu beantworten. Insbesondere die Betreiberin ist nur schwer durchschaubar " sie scheint sich einerseits wirklich um die Mädchen zu kümmern und wünscht sich beispielsweise für ihren jüngste Prostituierte, dass diese irgendwann eine Ausbildung macht und studiert, andererseits leitet sie aber ein profitorientiertes Bordell und setzt eine ihrer Angestellten prompt vor die Tür, als es zu Beschwerden seitens eines Kunden kommt. Auch Louis Theroux selbst kann seine Irritation nicht verbergen und lässt seine eigene Meinung im Vergleich zu "Hinter Gittern" deutlich stärker durchscheinen. Dass er nicht viel von der sogenannten "käuflichen Liebe" hält, wird schnell klar, dennoch bleibt er den Frauen gegenüber respektvoll, auch wenn er ihr Denken, Handeln und Fühlen nicht immer nachvollziehen kann " insbesondere, als er einen Einblick in die sogenannte "Girl Friend Experience" erhält, bei der die Prostituierte sich so verhält, als sei sie die Partnerin des Kunden.

Letztendlich bekommt der Zuschauer bei "Edelpuff in der Wüste" genau das, was der Name suggeriert: Eine reißerische Dokumentation über das Leben von Prostituierten. Etwas mehr Zurückhaltung hätte sicher nicht geschadet und für eine größere Glaubwürdigkeit gesorgt, so konnte Louis Theroux seine journalistischen Stärken jedoch nicht wirklich zur Geltung bringen. Das ist einerseits schade, klingt andererseits aber bereits im Titel an, sodass die DVD von vornherein eher Käufer ansprechen dürfte, die nach Unterhaltung mit dokumentarischem Charakter und nicht nach einer wirklich ernsthaften Dokumentation suchen.

Auch die Gestaltung der Hülle wurde entsprechend gewählt, sodass die Produktgestaltung von "Edelpuff in der Wüste" perfekt zum Inhalt passt. Auf Extras wurde bei dieser DVD veröffentlicht, was nicht weiter schlimm ist, da eine Dokumentation in der Regel keine Hintergrundgeschichten oder dergleichen bedarf. Alles in allem handelt es sich um eine für den britischen Fernsehsender BBC ungewöhnlich reißerische Dokumentation, die nur für jene zu empfehlen ist, die sich von dem Namen und dem Cover angesprochen fühlen. Sich einfach auf die bekanntermaßen hohe Qualität von BBC-Dokumentationen zu verlassen, wäre in diesem Fall falsch, denn auch dieser Sender bedient nun einmal unterschiedliche Zuschauergruppen " selbst bei Dokumentationen, was "Edelpuff in der Wüste" deutlich zeigt. (ck)

Wertung: (3 von 10 Punkten)