Durch die Wüste

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Datum: 27.03.2011 | VÖ: 25.03.2011 | Herausgeber: Spirit Media | Kategorie: Film

Western- und Abenteuerfilme haben eine lange Tradition im deutschen Film, die schon in der Stummfilmzeit angefangen hat. Wenn man die Filme betrachtet, die auf die Bücher des wohl berühmtesten und wichtigsten deutschen Abenteuerautoren basieren, findet man in der Zeit bis in die 50er Jahre nur wenige Beispiele. Lediglich drei Stummfilme und drei Tonfilme zu Büchern von Karl May wurden in Deutschland bis in das Jahr 1960 gedreht. In diesem wilden Jahrzehnt hat man es in dieser Hinsicht dann gleich richtig krachen lassen: Weit über ein Dutzend Karl-May-Filme wurden gedreht und konnten eine breite Masse begeistern und in die Kinos locken.

Die Firma Spirit Media hat nun erstmals den ersten und einzigen Karl-May-Tonfilm der Vorkriegszeit auf DVD veröffentlicht. Aufgrund der Tatsache, dass die drei Karl-May-Stummfilme, die allesamt im Jahr 1920 produziert wurden, heute als verschollen gelten, bleibt der Tonfilm "Durch die Wüste" aus dem Jahr 1935 das einzige aktuell zugängliche Karl-May-Filmzeugnis der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Die Geschichte handelt von Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, die auf dem Weg zur heiligen Stadt El Azar in der Wüste auf eine Person treffen, die vom Verbrecher Abu Seif ermordet wurde. Sie beerdigen ihn und beschließen, den Mörder zu finden. Die Jagd nach dem Verbrecher stellt sich als äußerst gefährlich heraus. Nachdem sie es geschafft haben, einer tödlichen Falle zu entkommen, verkleidet sich Kara Ben Nemsi als Arzt und kommt dadurch Abu Seif langsam auf die Spur. Er schafft es, die schöne Senitza aus den Fängen von Abu Seif zu entreißen und bringt diese zu ihrem Vater zurück, den Scheich Malek. Als Karan Ben Nemsi wieder aufbricht, wird er von Abu Seif auf dem Meer überfallen und kann sich nur mühsam während eines Sturmes an Land retten. Die weitere lange und harte Reise führt ihn durch die Wüste. Leider wurde das einzig vorhandene Wasserloch von Abu Seif gesprengt, sodass Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar fast verdursten Müssen. Glücklicherweise werden sie von Senitza gerettet. Zusammen mit Maleks Tochter Hanneh rieter Halef Omar in die heilige Stadt. Unbemerkt macht sich auch Kara Ben Nemsi auf den Weg dorthin. Noch weiß er nicht, dass sie dort wieder auf Abu Seif treffen werden...

"Durch die Wüste" wurde in "gypten und Berlin gedreht. Die Außenaufnahmen wurden von einem 18-köpfigen Filmteam im September 1935 um Kairo herum aufgenommen. Diese authentischen und sehenswerten Drehorte sind im Zusammenhang mit dem zeithistorischen Aspekt das einzig Besondere an dem Film. Denn ansonsten hat er nicht viel zu bieten. Die Schauspieler sind allesamt unbekannt, allen Voran der Hauptdarsteller Fred Raupach, der sonst in keinen Film, der heute bekannt ist, mitgewirkt hat und leider im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Die restlichen Schauspieler haben zum Großteil noch in anderen, teils sehr bekannten Filmen mitgewirkt, sind aber den meisten Filmfreunde heute kein Begriff.

Aber nicht nur die Schauspieler reißen den Zuschauer nicht vom Hocker. Auch die Handlung und das, was man daraus inszenatorisch gemacht hat, ist nicht sonderlich spannend. Handwerklich ist der Film ganz gut gemacht, weist aber diesbezüglich keinerlei Besonderheiten auf.

Trotzdem lohnt sich dieser Film allein aufgrund der tollen Außenaufnahmen und des authentischen orientalischen Flairs. Der Unterhaltungswert wird durch die Figur des Hadschi Halef Omar, der sehr witzig von Heinz Evelt verkörpert wurde, noch einmal ein wenig gesteigert.

Positiv ist anzumerken, dass der Film in einer sehr guten Filmqualität vorliegt. Natürlich sind nach einem dreiviertel Jahrhundert trotz digitaler Bearbeitung einige Schmutzflecken und Bildfehler vorhanden, unterm Strich kann man mit der gebotenen Bild- und Tonqualität absolut zufrieden sein.

Die DVD, die im Rahmen der "Schätze des deutschen Tonfilms"-Reihe veröffentlicht wurde, ist wieder sehr edel gestaltet. Auf weißem Grund bekommt man ein Zeitgemäßes Filmmotiv zu sehen, das durch die originale Titelgestaltung (mit dem wunderschönen Kurrent/Sütterlin-D) hervorragend zur Geltung kommt. Auf der Rückseite findet man weitere Filmimpressionen, sowie eine Inhaltsangabe und Daten zum Film und zur DVD.

Im Inneren der Hülle findet man außer der DVD-Scheibe wieder einmal nichts. Ein Beiheft oder Beiblatt mit weiterführenden Informationen oder zumindest Werbung oder ein Nachdruck des Filmplakates oder eines Filmprogrammes hätte diese Veröffentlichung außerordentlich aufgewertet. Zumindest das Menü der DVD ist dafür wieder sehr ansprechend aufgebaut. Neben dem Hauptfilm, der wieder mit einem zusätzlichen Abspann, der neu gemacht wurde, ausgestattet ist, kriegt man eine Kapitelauswahl geboten und eine Extra-Rubrik. Diese beinhaltet Filminfos, Bio- und Filmographien, eine Bildergalerie und einen Programmhinweis. Eine Besonderheit in Form eines Bonusfilmes oder Interviews findet man darunter leider nicht.

"Durch die Wüste" ist einer der Filme, die dafür sorgen, dass die DVD-Reihe "Schätze des Deutschen Tonfilms" mit vollem Recht diesen Namen trägt. Es handelt sich hierbei zwar nicht um einen Film, der auch heute noch Massen begeistern kann, aber für Karl-May-Fans und Freunde des deutschen Tonfilms ist dieses Werk ein absolutes Muss. Die Erwartungshaltung sollte aber nicht zu hoch gesteckt werden. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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