Das Marvel-Universum gegen den Punisher

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 26.04.2011 | VÖ: 22.02.2011 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Tag Nummer 1813 in der neuen Zeitrechnung seit dem Ausbruch der Seuche. Frank Castle, der Punisher, jagt und erlegt Deadpool zum nunmehr 33. Mal. Das macht er nicht aus Langeweile, sondern weil der verdammte Deadpool so schwer umzubringen ist. Daredevil, Captain America und das Ding sind wenigsten tot geblieben, nachdem der Punisher sie erledigt hatte. Frank Castle ist nicht etwas plötzlich völlig durchgedreht und macht nun einfach so Jagd auf die bekannten Marvel-Helden. Es ist umgekehrt: alle Menschen um den Punisher herum sind von einer Seuche infiziert worden, die sie in primitive geistige Zustände versetzt und eine kannibalische Gier nach Fleisch in ihnen weckt und den Meta-Wesen im Marvel-Universum erging es nicht besser. Einer nach dem anderen verfiel dem Blutrausch, schnell dezimierten sich die Meta-Wesen gegenseitig rapide. Diejenigen, die übrig geblieben sind, haben Stämme gegründet und sich eigene Territorien abgesteckt, die sie fanatisch verteidigen. Zwischen all dem scheinbar nur noch ein gesunder Mensch: Frank Castle. Und mit den neu ausgeteilten Karten kann er ganz gut leben. Wenn alle um ihn herum primitive Monster sind, muss er weniger Rücksicht nehmen und kann sie alle jagen und töten, einen nach dem anderen.
Dass der Punisher als einziger nicht infiziert zu sein scheint, hat keine zufälligen Gründe. Aus den gleichen Gründen stellt sich Castle tagtäglich den Kannibalen um ihn, das Schicksal der Welt ist eng mit ihm verwoben und darum kann er der neuen, apokalyptischen Welt nicht einfach den Rücken kehren. Außerdem keimt in ihm die stille Hoffnung, dass es außer ihm noch andere Überlebende geben muss " eine Hoffnung, die nicht völlig abwegig ist, wie sich herausstellt. Jedoch zeigt sich auch, dass die Einschätzung der Infizierten als geistlose Fleischfresser nicht ganz auf jeden zutreffend war. Der erste Infizierte Held, jetzt nur als "Patient Zero" bekannt, hat großes Interesse daran, Frank Castle zu fassen zu bekommen " lebend!

In all der Zombie-Euphorie, die seit einiger Zeit in der Film-, Software- und Comic-Branche herrscht, musste eigentlich eine Geschichte wie diese unweigerlich erzählt werden. Der Punisher ist die ideale Figur für ein immer währendes Töten. Das ist ja so schon seine Hauptaufgabe im "normalen" Marvel-Universum und darum ist er die ideale Figur für diese Elseworld-Story. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Autor Maberry einfach nur die offensichtlichsten Zutaten zusammenwirft und dann den Dingen ihren Lauf lässt. Maberry ist ein Freund der Arbeiten von John Romero und demnach nah an der Wurzel des klassischen Zombie-Horrors. Zudem gibt sich Maberry große Mühe, das Szenario zu unterfüttern, schildert die Umstände der Seuche, zeigt immer wieder kleine Rückblenden, in denen das Schicksal Bekannter Figuren angerissen wird und der Leser den Rest der Ereignisse um diese Figur selbst mit eigener Phantasie ausschmücken darf. Zusammen mit diesen Elementen stellen die Gedankengänge des Punishers, die wirklich sehr gut als noch viel finstere Schatten in einer Welt ohne Licht präsentiert werden, die Stärken dieser vierteiligen Miniserie komplett in einem Band dar. Dem gegenüber stehen ein paar Schwächen in der Mitte des Heftes, als der vom Punisher gerettete Priester unnötig viel Aufmerksamkeit vom Autor bekommt. Diese Figur entfaltet sich leider überhaupt gar nicht und schwadroniert eher störend über Hoffnung, Himmel und Hölle, was nur dadurch gerechtfertigt werden kann, dass es dem Punisher dient, einen tiefschwarzen Kommentar dazu abzugeben.
Viel Feuerwerk kann man in einem auf vier Hefte begrenzten Szenario dieser Art nicht abfackeln, aber dennoch macht Maberry etwas Lesenswertes aus den einzelnen Elementen und serviert vor allem für Punisher-Fans eine sehr gute Erzählung, die einige sehr interessante Blicke auf die Motivationen des Punishers wagt und dadurch die Figur nicht völlig zum Terminator verkommen lässt, sondern tiefsitzende Beweggründe zeigt, die im Grunde nur allzu menschlich und nachvollziehbar sind, sich aber im Falle von Frank Castle in kompromissloser Gewalt äußern.
Comic-Freunde an sich, Marvel-Kenner im Speziellen und ganz besondern Punisher-Liebhaber sollten hier reinschauen und sich von Frank Castle in ein dreckiges, bedrohliches Zombie-Universum im Hause Marvel entführen lassen. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.