Kabinett außer Kontrolle

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Datum: 03.03.2011 | VÖ: 22.02.2011 | Herausgeber: Ascot Elite Hoem Entertainment | Kategorie: Film

Der britische Minister für internationale Entwicklungen, Simon Foster (Tom Hollander), stellt sich einem Radio-Interview der Frage über die Wahrscheinlichkeit eines herannahenden Krieges. Das eigentliche Ziel des Empires, die Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung zu vermeiden, scheint der etwas labile und naive Foster in Gefahr zu bringen. Indem er beim Interview sagt, ein Krieg sei "nicht unvorhersehbar", sprich also vorhersehbar, bringt er einiges, gerade mit Partnerstaat USA, ins Rollen. Mit jedem weiteren Versuch, es zu verharmlosen, reitet er sich und seine Regierung immer mehr in den Schlamassel. Das führt dazu, dass Malcolm Tucker (Peter Capaldi), Pressesprecher des Premierministers, kurz davor ist, ihm den Kopf abzubeißen. Ein Benehmen, das aufgrund seiner cholerischen, demütigenden und angriffslustigen Art, gepaart mit der Wortwahl eines betrunkenen Kutschers an der Theke einer dreckigen Hafenkneipe, erschließen lässt, dass es nicht erst seit diesem Interview so ist. Tatsächlich ist es so, dass es eine Lawine an Entscheidungen, Gegenmaßnahmen, Intrigen und Verdächtigungen, zwischen den so genannten Partnerstaaten mit sich bringt, die genauso gefährlich werden können, wie ein Dreijähriger mit einer geladenen Waffe.

Die zur Schau gestellte Unfähigkeit einiger, und die Gier nach Macht anderer Politiker, lässt sich kaum lustiger und bissiger in Kombination darstellen. Einen großen Teil, trägt die wirklich erstklassige Besetzung dazu bei, dass Armando Iannucci, auf Basis seiner Comedy TV-Serie "The thick of it", eine herrliche Politsatire geschaffen hat, wie ich sie seit langem nicht mehr gesehen habe. Wahrscheinlich war Stanley Kubricks "Dr. Seltsam, oder: wie ich lernte die Bombe zu lieben", der letzte Film dieses Genre, der mich so gut unterhalten hat.

Ich muss ehrlich sagen, dass mir dieser Film nicht bekannt war und ich aufgrund des nicht gerade auffallenden Artworks des Filmplakats, keine allzu großen Erwartungen hatte, muss aber gestehen, dass ich nach den ersten zehn Minuten schon lachend auf dem Sofa lag. Es ist aber auch, wie schon erwähnt, eine erstklassige Besetzung, die mit soviel Biss die Charaktere der hohen Politik karikiert und dem ganzen eine gehörige Portion Glaubwürdigkeit verleiht. Oscarpreisträger Peter Capaldi in Bestform, genauso wie Tom Hollander (Operation Walküre), der auf herrliche Weise den naiven Simon Foster spielt. Aber auch James Gandolfini (Schnappt Shorty, Die Sopranos) und die schon erwachsene Kindschauspielerin Anna Chlumsky (My Girl, Allein mit Onkel Buck), liefern eine astreine Arbeit ab.

Die Machart des Streifens, der durch eine etwas wildere Kameraführung und scheinbar unkontrolliertem zoomen, dem Betrachter das Gefühl gibt, live dabei zu sein ist noch ein zusätzlicher Pluspunkt, der den Film so lebendig wirken lässt. Ebenso, wie die Bild-, und Tonqualität, die eher einem Fernsehfilm gerecht wird, unterstreicht das Gefühl Mäuschen zu spielen. Manche Filme dürfen halt auch mal gerne minderer Qualität, was die Mittel sind, sein, wenn dafür die Umsetzung, das dann in den Schatten stellt.
Die DVD erscheint in einer gängigen DVD-Box, und mit Interviews, Trailer und gelöschten Szenen, auch mit den gängigen Extras.

Mein Fazit: Ein Film der sich wirklich lohnt, erst recht wenn man Freund des schwarzem, britischem Humors auf hohem Niveau ist. Keine grossen Effekte und emotionalen Feuerwerke, und erst recht kein technischer Leckerbissen, aber ein Film der seinen Zweck zu 100 Prozent erfüllt: intelligente Unterhaltung! (pg)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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