Zug der Vögel

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 07.03.2011 | VÖ: 03.12.2010 | Herausgeber: Alive | Kategorie: Dokumentation

In unseren Breitengraden begegnet man ihnen immer zweimal im Jahr ganz bewusst: den Zugvögeln, die im Herbst in wärmere Gefilde aufbrechen und im Frühjahr wieder zu uns zurück kehren. Eigentlich eine clevere Idee, denn so erspart man sich die Mühen des kalten und kräftezehrenden Winters, doch eine Reise wie der Zug der Vögel in den Süden ist kein Spaziergang, sondern eine Unternehmung, wie man sie sich kaum ausmalen kann.
Mit der Dokumentation "Nomaden der Lüfte" porträtierte man einst die Zugvögel derart interessant und sehenswert, dass 2003 sogar eine Oscar-Nominierung für die Macher heraussprang. "Zug der Vögel" setzt jetzt die Erzählung über die Reisen der Vögel über tausende von Kilometern durch Klimazonen und über Kontinente hinweg fort.
Die Gruppe der Zugvögel ist bunter gemischt als man zunächst annehmen kann, ebenso sind es die jeweiligen Taktiken beim Reisen: in der Gruppe oder allein, energiesparend langsam oder effizientes Tempo, an Küsten orientierend oder stur die Kontinente geradewegs überfliegend. Der Artenreichtum bringt auch ganz eigene Vorgehensweisen mit sich.
Die Dokumentation ist in zwei Kapitel unterteilt: "Frühling & Sommer" und "Herbst & Winter". Die Reihenfolge der Jahreszeiten ist nicht von immenser Bedeutung, da die Doku keine ganz bestimmten Vögel durchgehend begleitet. Vielmehr werden die typischen Verhaltensweisen in der jeweiligen Jahreszeit an vielen verschiedenen Beispielen demonstriert: die Balz, die Paarung, Aufzucht der Jungen, der Zug, die Ankunft, die Rückkehr usw.

Sehr angenehme an dieser Dokumentation ist die stets mitschwingende und bewusst ausgetragene Erhabenheit der Flugsequenzen. Durch Aufnahmen, die unglaublich nah an den Vögeln erstellt wurden, ist man als Zuschauer nahezu ein direkter Begleiter der Tiere auf ihren Reisen über die Kontinente. Alle Bilder sind mit spürbarer Mühe und Behutsamkeit entstanden und mitunter vergisst man sogar, dass man eine Kameraaufnahme sieht " derart ruhig und professionell sind einzelne Aufnahmen. Mit sanfter und sehr gut dosierter Erzählerstimme werden konkrete Informationen in angenehm fließender Prosa vorgetragen: keine unnötige Dramaturgie, keine reißerischen Texte, sondern vernünftig kommunizierte Sachverhalte, die jedoch nicht anhören als würde man ein Telefonbuch vorlesen. Auch muss der Zuschauer sich nicht permanent Informationen anhören, sondern wird immer wieder mit den Vögeln allein gelassen und kann sich einfach nur den Bildern und authentischen Geräuschen der Tiere hingeben.
Zur Auflockerung und Untermalung werden immer wieder mal sanfte bis beschwingte, tiefgründige bis leichtfertige Klänge und Melodien eingespielt, die mit ausgesprochen guter Sorgfalt eingesetzt und wohl dosiert werden.

Das alles ergibt eine unglaublich entspannende Mischung der Elemente und umsäuselt den Zuschauer derart, dass man sich anmerkt, dass man ein wenig in etwas mehr Ruhe hinabgleitet. Das kann aber auch dazu führen, dass man vor laufender DVD ins Nickerchen abdriftet, denn auf die Pauke wird ganz bewusst nicht gehauen und das ist auch wunderbar so. Diese französische Produktion trifft mit ihrer angepeilten Atmosphäre genau den richtigen Ton einer Natur-Dokumentation, die man sich dann aber auch nur in aller Ruhe anschauen sollte, denn sonst schafft man den "Einstieg" in die Welt der Zugvögel nicht und alles läuft nur an einem vorbei.

Die bereits angesprochenen vier Jahreszeiten werden auf der ersten DVD besprochen. Die zweite Scheibe bringt eine zusätzliche Dokumentation über Meeresvögel mit sich, in der auch endlich die allseits beleibten Pinguine ihren Auftritt haben. Hinzu kommt ein Making of der Dreharbeiten und der eingesetzten Mittel, um den Tieren so nah kommen zu können, egal ob in tropischen Regenwäldern, in schneebedeckten Bergen oder tief in der Wüste. Ob man sich die Magie der Doku damit ein wenig schmälern möchte, indem man sich anschaut, wie alles handwerklich gesehen wurde, ist jedermanns eigene Sache. Faszinierend ist es auf jeden Fall zu sehen, wie geduldig und mitunter auch mutig die Filmer am Werk waren, um diese Aufnahmen zu erlangen.

Bild und Ton sind allzeit annehmbar. Es muss natürlich bedacht werden, dass man in kleinen einmotorigen Fliegern keine HD-Kameras mitführen kann, darum sollte an nicht zu sehr darauf achten, wie klar das Bild ist. Dass diese Bilder überhaupt da sind, reißt hoffentlich die technische Komponente wieder raus.
Als kleines Bonbon umschließt die Kunststoffhülle der DVDs ein Pappschuber, der allerdings nur den Vorteil hat, dass die FSK-Angabe (natürlich ohne Beschränkung) nicht offen zu sehen ist. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.