Nordsee ist Mordsee

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Datum: 07.02.2011 | VÖ: 06.01.2011 | Herausgeber: Kinowelt GmbH | Kategorie: Film

1975: Uwe, ein 14jähriger Knabe aus einem weniger glamourösen Stadtteil Hamburgs erwartet nicht viel vom Leben und hangelt sich in einer Mischung aus genereller Langeweile und Frustration über die Schläge seines Vaters von Tag zu Tag. In seiner Clique ist Uwe aber immerhin der Wortführer und gibt den Ton an. Mit seiner Gefolgschaft knackt Uwe Automaten und malträtiert und terrorisiert mit Vorliebe den asiatischen Mitschüler Dschingis. Aus viel mehr besteht der Alltag für Uwe nicht. Mal läuft es ganz gut mit seinem Vater und Uwe darf sogar mal Auto fahren, dann frisst Uwe wieder was aus, wird erwischt und bezieht vom Vater erneut Prügel. Als Ventil dient dann natürlich wieder Dschingis, der schweigsam und ohne sich zu wehren Uwe und seinen Freunden so gut wie möglich aus dem Weg geht und sich auf nichts einlässt. Dschingis gibt nichts auf seinen sozialen Stand, er baut in aller Ruhe in einer kleinen Bucht an seinem Floß Xanadu, das er schließlich endlich zu Wasser lassen kann. Als Uwe das Floß entdeckt, zerstören er und seine Clique es natürlich und damit haben sie für Dschingis eine Grenze überschritten. Er stellt sich den Halbstarken, kämpft mit ihnen und schafft es, Uwe zu besiegen, ihn deutlich unterliegen zu lassen und zwingt ihn, beim Wiederaufbau des Floßes zu helfen. Durch die gemeinsame Arbeit verwischt die sonst so hart gezogene Grenze der Feindseligkeit zwischen den beiden Jungen und da Uwe von seiner Clique sowieso nicht mehr respektiert wird, raufen er und Dschingis sich zusammen und beschließen, mit dem Floß nicht nur eine Spritztour zu machen, sondern wirklich auszureißen.

"Nordsee ist Mordsee" ist ein sehr ungekünstelter, nahezu bewusst glanzlos aufgeführter Film, der sich wohl am ehesten als eine Milieustudie verstehen lassen will. Uwe und Dschingis, der prügelnde Vater auf der einen und die überfürsorgliche Mutter auf der anderen Seite, überall finden sich Zutaten einer Skizzierung der sozialen Gegebenheiten des Lebens in einem grauen Hamburger Stadtteil Mitte der 70er Jahre. Ebenso glanzlos wie das Wohnviertel und die Perspektiven seiner Einwohner ist auch der Film erzählt. Es gibt keinen großen, treibenden Faktor, denn darum scheint es auch vor allem zu gehen: Uwe folgt keiner Richtung, die er sich gewählt hat, er bringt einfach einen Tag nach dem anderen hinter sich. Dschingis hingegen hat ein Projekt in Form seines Floßes, jedoch merkt man ihm an, dass er schon eher gehemmt ist, einfach damit auszureißen. Hier kommt Uwe ins Spiel und bringt den nötigen Elan in die frisch geschlossenen Freundschaft.
Abgesehen von dieser Darstellung der Alltäglichkeiten der beiden Jungs und dem Ausreißen als Ausbruch aus allem Festgefahrenen kann der Film leider gar nichts Interessantes bieten. Alle Elemente neben den beiden Hauptdarstellern ist absolut plakativ und ohne Tiefe. Hinzu kommt, dass die Geschehnisse sich wie abgespult anfühlen, quasi schon nicht mehr dokumentarische, sondern noch unspektakulärer als der Alltag. Für Zuschauer mit Sinn für Mode und Kulturphänomene sind höchstens noch die rundum vorherrschende Präsenz der 70er und die musikalische Untermalung durch Lieder von Udo Lindenberg von Interesse.

Die DVD ist recht schlank ausgestattet und bietet als Extras nur einen Trailer und eine Bildergalerie, sowie Werbung für andere Filme. Für einen Film aus den 70ern ist die Bild- und Tonqualität allerdings sehr gut geraten. Hier wurde anscheinend der DVD-Ausgabe zuliebe technisch nochmal richtig gut nachpoliert. (mp)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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