Herbert Achternbusch - Das Gespenst

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Datum: 05.01.2011 | VÖ: 27.08.2010 | Herausgeber: Alive | Kategorie: Film

Herbert Achternbuschs Film "Das Gespenst" löste bei der Veröffentlichung einen kleinen Skandal aus und wurde vorübergehend auf den Index gesetzt. Als Begründung wurde angegeben, das cineastische Machwerk verletze religiöse Gefühle. In der Tat ist der Blasphemie-Vorwurf aufgrund der Handlung recht nahe liegend: Der 42. Herrgott eines Klosters, eine Christusfigur am Kreuz, wird plötzlich lebendig und schleicht sich ins Bett der Oberin. Diese hadert mit ihrem Glauben und ärgert sich unter anderem darüber, dass in ihrer Kirche nicht einmal über Verhütungsmitteln für Klosterschwestern gesprochen werden könne. Spätestens an dieser Stelle " und diese kommt gleich zu Beginn, wirkt die auf der Hülle propagierte Intention, religiöse Kritik an selbsternannten Stellvertretern Christi auf Erden zu üben, unglaubwürdig. Zwar arbeitet Satire üblicherweise mit Überspitzungen, die Kunst dabei ist allerdings, das rechte Maß zu finden, und das gelingt in diesem Film auf weiten Strecken nicht. Die Szenen mit den Polizisten, die von der lebendig gewordenen Christusfigur in der klostereigenen Kneipe bedient werden, ist gänzlich überflüssig, die anschließende Passage auf dem Polizeirevier nur etwas für Liebhaber des Fäkalhumors. Auch die Gespräche zwischen der Oberin und dem 42. Herrgott sind nur selten wirklich inhaltsreich " zunächst scheint die Nonne vielmehr zu interessieren, ob ihr neuer Begleiter nicht Interesse daran hätte, die Brust einer Frau zu berühren " überhaupt spielt der Sex eine recht große Rolle. Vieles in "Das Gespenst" ergibt keinen Sinn oder wirkt einfach nur nervig. Dadurch werden leider auch die wenigen guten Szenen des Films übertüncht. So gibt es gegen Ende ein Streitgespräch zwischen der Oberin und dem als Ober tätigen 42. Herrgott, in dem es darum geht, was in der langen Geschichte des Christentums im Namen des Herrn alles an schrecklichen Dingen geschehen ist. Insgesamt sind aber nur wenige Minuten wirklich sehenswert " außer vielleicht für Fans von Herbert Achternbusch oder des besonders derben, sinnentleerten Humors.

Die Hülle beschreibt Achternbuschs Jesusfigur als naiv und sympathisch, was aber nicht wirklich zutreffend ist. Es braucht schon sehr viel Fantasie, um in dem lebendig gewordenen 42. Herrgott tatsächlich in irgendeiner Weise den Jesus des Christentums zu entdecken " mit einer Holzfigur hat er schon deutlich mehr gemeinsam, zumal die Darstellung in weiten Teilen recht hölzern wirkt. Jedenfalls wird der Film in keiner Weise dem auf der Hülle propagierten Anspruch oder den auf der Innenseite aufgedruckten Worten Herbert Achternbuschs gerecht. Wenn tatsächlich religiöse Kritik die Intention dieses Films war, gelang es den Machern gekonnt, diese bis zur Unkenntlichkeit zu verschleiern. Letztendlich erhält der Zuschauer eine Aneinanderreihung wirrer Szenen in mäßiger Bild- und Tonqualität. Die Hülle ist irreführend, da sie Erwartungen weckt, die "Das Gespenst" mitnichten erfüllen kann, weil sich der Film von Anfang bis Ende größtenteils so weit unter der Gürtellinie bewegt, dass er nur schwer ernstzunehmen ist. Interessant wäre eine Stellungnahme des Regisseurs oder der Darsteller gewesen, Extras sucht man auf der DVD jedoch vergebens. Der Kauf mag sich für Achternbusch-Fans lohnen, allen anderen kann dazu nicht mit gutem Gewissen geraten werden. (ck)

Wertung: 1 von 10 Punkten (1 von 10 Punkten)

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