Batman - Ein Tod in der Familie

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Datum: 04.01.2011 | VÖ: 10.08.2010 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

1988 trug sich ein für die Comic-Branche historisches Ereignis zu: über Jason Todd, den damaligen Träger des Robin-Kostüms als Batmans Junior-Partner, wurde das Todesurteil gefällt. Sein Richter war kein Autor, Redakteur oder Verleger, sondern 5.343 nordamerikanische Batman-Leser, die in einer bis dato nie so stattgefundenen Telefonabstimmung dafür stimmten, dass Jason Todd sterben sollte. Mit nur 72 Stimmen Vorsprung hatten die Leser entschieden: Jason musste sterben und die Vollstreckung nahm kein anderer als der Joker höchstpersönlich vor.
Im Bereich des Mainstream-Comics hatte es noch nie zuvor einen derartigen Entscheid gegeben und die historische Prämiere einer solchen Abstimmung entschied ausgerechnet über Leben und Tod einer nicht unbedeutenden Figur im Batman-Universum.
22 Jahre nach dem Urteil über Jason legt Panini-Comics die Saga "Ein Tod in der Familie" erneut auf und bringt jene Handlung, in deren Mitte die Abstimmung über Jason stand, in einem Band heraus.

Die Handlung beginnt wie immer in Gotham, als Batman bemerkt, dass sein junger Partner noch ungeduldiger und waghalsiger ist als sonst. Die Vermutung liegt nahe, dass der Tod seiner Eltern Jason innerlich noch immer so stark aufwühlt, dass er ein Ventil braucht und dabei sich selbst gegenüber rücksichtslos ist. Batman bleibt nichts anderes, als Jason vorerst vom Posten als Robin zu entbinden, damit der junge Heißsporn sich selbst erst einmal abschließend sortieren kann. Bei seiner zunächst ziellosen Suche nach einem Halt gerät Jason an eine ehemalige Nachbarin seines Vaters, die ihm eine Kiste alter Besitztümer des Vaters überreicht. Jason macht eine tiefgreifende Entdeckung: scheinbar war seine Mutter nicht seine leibliche Mutter. Der wahre Name seiner Mutter ist auf dem halb zerstörten Dokument nicht lesbar, nur der Anfangsbuchstabe: S.
Insgesamt drei Frauen, deren Name mit S beginnt, kann Jason im Dunstkreise seines Vater ausfindig machen, alle drei leben in fernen Ländern: Israel, Libanon und "thiopien, doch das schreckt Jason nicht ab, er ist entschlossen, seine Mutter zu finden, egal, wohin er reisen muss.
Zeitgleich ist der Joker einmal mehr aus Arkham ausgebrochen und stellt fest, dass er so gut wie pleite ist, da fast alle seiner Geheimverstecke von der Polizei ausgehoben wurden. Ein letztes Schmuckstück bleibt ihm aber noch: eine Cruise-Missile mit nuklearem Sprengstoff, die er schnell zu Geld machen will, indem er sie an arabische Terroristen verkauft und so kommt es, dass sich Jason, der Joker und auf dessen Fersen auch Batman in dieselbe Region begeben.
Es dauert auch nicht lange, bis sich alle drei zusammenfinden und das Unheil seinen Lauf nimmt: Jason ignoriert Batmans Befehl und geht allein gegen den Joker vor, der daraufhin das Urteil der Leser vollstreckt und das Leben des jungen Mannes beendet. Doch damit ist die Saga noch nicht beendet, denn der Joker ist nach wie vor auf freiem Fuß und genießt plötzlich diplomatische Immunität - als Botschafter des Irans!

Ein wenig befremdlich ist der Schauplatz dieser Saga schon, zudem alles sehr stark durch die blau-weiß-rote Brille der US-amerikanischen Wahrnehmung der späten Achtziger gesehen wird und dadurch niemand hinterfragt, inwiefern der Iran mit Terrorismus gleichzusetzen ist und wie selbstverständlich den Joker auf die UN-Versammlung loslässt. Es waren einfach andere Zeiten, damals. Leider wird aber eben auch der Comicleser nicht verschont. Das eigentliche Ableben von Jason Todd wird somit fast zu einer wenige rpräsenten Tatsach im Verlauf der Handlung, einzig Batmans Wut und Verbittertheit, die urplötzlich wieder in voller Kraft auftreten zeugen von diesem Verlust.
Das vielleicht Wichtigste an diesem gesamten Band ist natürlich enthalten: kein bestimmtes Panel, kein bestimmtes Ereignis der Handlung. Die Rede ist von jener schicksalsträchtigen Seite, die die nordamerikanischen Leser zur Abstimmung über Jasons Leben aufforderte. Exakt an jener Stelle, an der man auch 1988 diesen Aufruf lesen konnte, findet sich in diesem Band jene Seite mit den Telefonnummern und der nüchternen Ansage, dass es darum geht, Robin leben oder sterben zu lassen. Nüchterne Formulierungen im englischen Original (der Band an sich ist ins Deutsche übersetzt worden) und zwei Telefonnummern. So wurde Jason Todd verurteilt, vor 22 Jahren.

Ohne diese Abstimmung gäbe es sicherlich keinen Grund, diese Hefte als Band neu aufzulegen, weder Erzählweise noch Darstellung haben etwas Außergewöhnliches an sich. Die Sensation ist die Abstimmung und die Tatsache, dass man diese nun indirekt dokumentiert noch einmal als Band erwerben kann. Wer auf der Suche nach reiner Leselust ist, sollte sich nur die Kaufempfehlungen der "Batman-Bibliothek" auf der letzten Seite des Einbandes ansehen und dort etwas auswählen. (mp)

Wertung: 3 von 10 Punkten (3 von 10 Punkten)

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