Sinuhe, der Ägpyter

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Datum: 24.11.2010 | VÖ: 26.11.2010 | Herausgeber: Winkler Film | Kategorie: Film

Sinuhe (Edmund Purdom) ist ein alter Mann, der in ärmlichen Verhältnissen lebt und das Ende seines Lebens nahen sieht. Dass er als armer Mann lebte, war nicht immer so in Sinuhes Leben. Doch dass er überhaupt ein Leben hatte, war allein schon eine glückliche Fügung. Sinuhe blickt auf sein Leben zurück und die Geschichte beginnt...
Als Neugeborener von seinen leiblichen Eltern verstoßen und in einem kleinen Boot auf dem Nil ausgesetzt, wird Sinuhe von einem kinderlosen Ehepaar gefunden und liebevoll erzogen. Der Pflegevater ist ein sehr bewanderter Arzt und inspiriert Sinuhe dazu, in seine Fußstapfen zu treten. Schon früh beginnt der kluge Sinuhe die Welt nicht einfach hinzunehmen und ihn beschäftigt die eine immer wiederkehrende Frage nach dem Warum hinter allen Dingen, allen Verstrickungen des Schicksals und den Handlungen und Motivationen der Menschen.
Als ihn sein bester Freund Horemheb (Victor Mature), ein Mann der Tat, zur Löwenjagd mitnimmt, retten die beiden ohne ihn zu erkennen dem Pharao vom "gypten das Leben und leben von dort an an dessen Hof. Sinuhe wird der Leibarzt des Pharaos und tritt dadurch in einen ihm zuvor völlig unbekannten Gesellschaftskreis ein. Bei einer Feierlichkeit trifft er auf die im "gyptischen Exil lebende Babylonierin Nefer (Bella Darvi), die das unstete Herz Sinuhes in ihren Bann zieht, auch wenn sie ihn vor der vergiftenden Wirkung ihrer Anziehung warnt. Sie ist eine Kurtisane und schart Männer um sich wie das Licht die Motten. Doch Sinuhe ist wie von Sinnen und will sich ihr ganz ergeben, obwohl die schöne Frau ihm absichtlich unmögliche Forderungen stellt, um ihn zur Vernunft zu bringen. Schließlich steht Sinuhe wahnsinnig vor Eifersucht und ohne einen weltlichen Besitz da und schließt sich den Ausgestoßenen der Gesellschaft an, den Totenwächtern und Balsamierern. Später verlässt er "gypten und zieht mit seinem schelmischen Diener Kaptah (Peter Ustinov) durch die Lande und hilft den armen und mittellosen Kranken, wie es einst sein Vater tat. Doch Sinuhes Herz ist kälter geworden und so verfällt er der Verlockung des Wohlstands und verkehrt nur noch in edlen Kreisen, hat nur noch wohlhabende Patienten und vergisst seine guten Absichten.
Im Land der Hethiter wird er an "gypten erinnert, denn die Hethiter rüsten sich zum Krieg und so kehrt Sinuhe in seine Heimat zurück, um den Pharao vor der nahenden Bedrohung zu warnen, doch der Pharao ist ein stark gläubiger Mann, der kein Blutvergießen befehlen will, auch wenn ein früher Schlag gegen die Hethiter "gyptens einzige Rettung zu sein scheint. Das sieht zumindest Horemheb so, welcher einen finsteren Plan schmiedet, der Sinuhe vor eine schwere Entscheidung stellt.

Erschienen 1954 ist dieser Film ganz klar ein Werk aus einer anderen Zeit, die mit dem heutigen Blick auf Filme nur schwer betrachtet werden kann. Hinzu kommt, dass "Sinuhe, der "gypter" eine Romanverfilmung ist. Anstatt an das ausladende Epos-Kino der heutigen Zeit fühlt man sich eher an das Sonntagnachmittag-Programm kleinerer Privatsender erinnert.
In einem Film wie diesem ist der Dialog noch der Star. Alles wird von den Unterredungen der Figuren miteinander getragen, kaum ein Vorgang des Plots kommt ohne ein Gespräch aus. So werden die Figuren miteinander verhandelt, hier liegt der Schwerpunkt der Interaktion. Auch wenn das Szenario groß und ausladend ist, kann man den Film auch als ein Kammerspiel betrachten, das mit einem überschaubaren Ensemble auskommt. Vielleicht macht dies auch den Reiz solcher Werke aus: eine für damalige Zeit schier ausufernde Produktionszeit von drei Jahren, eine Masse an spektakulären Kulissen und scharenweise Statisten und doch sind es einige Figuren, die die Handlung tragen und den Plot vorantreiben.
Wie schon erwähnt ist der Film aufgrund seines Alters ein Werk, an das man nicht selbstverständlich herankommt, wenn man mit der heutigen Sicht arbeitet. So ist es schwer, wirklich die Figuren zu sehen, denn die Charaktere werden sehr stark von ihren Schauspielern vereinnahmt. Man präsentiert seine Rolle, aber man versteckt sich nicht völlig hinter ihr. Der noch recht jugendlich aussehende Peter Ustinov vermag am ehesten, sich etwas tiefer in seine Rolle zu begeben.
Die Spielzeit beträgt mehr als zwei Stunden, was der Film auch ausnutzt und sich daher nicht hetzen lässt. Es wurde ja schon angesprochen, dass die Dialoge das Hauptaugenmerk im Erzählen genießen. Somit kann man sich mitunter dabei ertappen, dass man den Film einfach so mal plätschern lässt und sich als Zuschauer nicht wirklich in der Welt anwesend fühlt. Vielleicht sind daran aber auch die kleinen Privatsender schuld, die derartige Epen gern mal verheizen und das Genre an sich etwas abgenutzt haben werden lassen, speziell zu Feiertagen.
Dennoch verdient "Sinuhe, der "gypter" Anerkennung, jedoch eher weniger Begeisterung. Der Nostalgie-Bonus reißt hier allerdings einiges wieder raus, denn ab und an mag man sich schon einen nach klassischer Manier der 50er Jahre gemachten Historien-"Schinken" anschauen, doch da bleibt dann die Frage, ob andere Filme jener "ra mit größerer Besetzung und größerem Namen beim Klassiker-Fan nicht eher den Vorzug erhalten.

Als DVD an sich kann der Film überzeugen: Bild und Ton wurden auf einen mehr als nur annehmbaren technischen Stand gebracht. Die Bonus-Sektion enthält die Biographien der wichtigsten Darsteller, sodass man sein Filmwissen aufpolieren kann. Als ganz besonderes Bonbon kann man aber den deutschen Trailer ansehen, denn wer schon einen solchen Film an sich als eine kleine kulturelle Zeitreise ansieht, wird beim Genuss eines Trailers aus den 50ern erst recht in Verzückung geraten. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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