Jonny stiehlt Europa

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Datum: 31.10.2010 | VÖ: 05.06.2009 | Herausgeber: Spirit Media | Kategorie: Film

Der Lebemann Jonny Burk ist hoch verschuldet und hat alle Hände voll zu tun, sich die Gerichtsvollzieher vom Hals zu halten. Besonders um sein Rennpferd "Europa" bangt der junge Mann, denn darauf haben es die Herrschaften mit dem Kuckuck ganz besonders abgesehen. Jonny schafft es jedoch immer wieder, den Gerichtsvollziehern zu entkommen und übt mit seinem Pferd heimlich, um als Außenseiter beim "Großen Preis von Nizza" teilzunehmen, um damit seine Schulden begleichen zu können. Doch eine Schieberbande aus dem Pferderennen-Milieu wird auf Jonny Burk und sein Pferd aufmerksam und schafft es am Ende das Tier doch noch pfänden zu lassen. Mit Hilfe der jungen Amerikanerin Ursel Matting, die sich auf die Seite von Jonny schlägt, beginnt eine spannende Verfolgungsjagd...

Wie allgemein bekannt ist, war Harry Piel, der Autor, Spielleiter und Hauptdarsteller dieses Filmes namens "Jonny stiehlt Europa" ein ordentlicher Archivar. Piel, der in den 20er und 30er Jahren ein regelrechter Sensationsdarsteller in Deutschland war und unumstritten federführend das Abenteuer-Genre beherrschte, lagerte all seine Werke fein säuberlich ein. Doch dann kam der Krieg und in Folge dessen die Zerstörung unzähliger deutscher Städte. Leider hat es auch das Archiv von Harry Piel getroffen, sodass viele seiner Filme zerstört wurden. Der 1932 gedrehte Abenteuerfilm "Jonny stiehlt Europa" konnte in den 50er Jahren rekonstruiert werden und ist somit der Nachwelt bis heute erhalten geblieben. Die Firma "Spirit Media" hat diesen Streifen aufwändig restauriert und ihn im Jahr 2009 als einer der ersten Titel in der "Schätze des deutschen Tonfilms"-Reihe auf DVD veröffentlicht.
Man muss zugeben, dass das Bild wirklich sehr gut gelungen ist, auch wenn es immer wieder Stellen gibt mit größeren Verschmutzungen. Alles in allem ist es aber sehr sauber und klar und weist nur kleinere Mängel wir leichtes Flackern oder winzige Fehlstellen auf. Der Spaß an dem Film wird aber dadurch nur bedingt getrübt. Die DVD-Veröffentlichung ist insgesamt wieder sehr gut gelungen und rundet diesen Film hervorragend ab. Die weiße Grundfarbe auf dem Einlegeblatt wirkt sehr edel und ist die perfekte Grundlage für die alten Fotos aus dem Film, die auf dem Titelbild und auf der Rückseite der Amaray-Hülle zu sehen sind. Hinzu kommt eine ausführliche Inhaltsangabe und die wichtigsten Daten zum Hauptfilm und zur DVD-Veröffentlichung. Das Innere der Hülle gestaltet sich leider sehr karg. So kriegt man lediglich die schwarze Plastikfläche von Innen zu sehen, sowie die Scheibe des Filmes, die zumindest ansprechend bedruckt ist. Auf der DVD befindet sich ein geschmackvolles Menü mit passender Hintergrundmusik. Dort wird der Hauptfilm präsentiert, sowie eine Kapitelanwahl und eine Extra-Rubrik. Letzteres beinhaltet Biographien und Filmographien zu wichtigen Personen, die mit diesem Film zu tun hatten, die Filmvorschau zu "Sein bester Freund" von Harry Piel, eine Bildergalerie und der Kurzfilm "Programmwechsel in der Berliner Scala 1933". Gerade der Kurzfilm erweist sich als eine besondere Zugabe, denn hier kann man sich knapp neun Minuten lang einen zusätzlichen Einblick in die Zeit der frühen 30er Jahre verschaffen. Nach dem Hauptfilm, der eine Länge von knapp 92 Minuten hat, kriegt man als Zuschauer als Zugabe noch einen Abspann zu sehen, der mit einem Schlager der damaligen Zeit unterlegt ist und noch einmal die wichtigsten Eckdaten des Filmes auflistet.

"Jonny stiehlt Europa" ist ein früher deutscher Tonfilm und gerade deswegen besonders interessant. Dafür, dass man mit dieser Art von Film damals noch keine großen Erfahrungen hatte, schaffte es Harry Piel, den Streifen erstaunlich souverän und handwerklich einwandfrei zu inszenieren. Trotzdem ist er alles in allem eher ein durchschnittlicher, trotzdem aber noch immer ein guter Film. Wer Lust hat, wieder einmal in die Zeit des frühen deutschen Tonfilms einzutauchen und das in Verbindung mit einem gelungenen Unterhaltungsfilm, der gekonnt die Genres Lustspiel, Kriminalfilm und Abenteuerfilm zusammenbringt, dem kann man "Jonny stiehlt Europa" ohne weiteres empfehlen. Gerade in diesem Werk kommt wieder die Vorliebe von Harry Piel zu den Tieren zu Geltung. Neben dem Pferd, um des es in der Geschichte geht, spielt auch ein Hund eine große Rolle, der offenbar sehr gut trainiert war und in vielen unterhaltsamen Szenen zum Einsatz kommt, so beispielsweise wenn er den Einkauf für Jonny im Kolonialwarenladen erledigt und anschließend von den Gerichtsvollziehern verfolgt wird. Hier kann man im Grunde wenig falsch machen. (sk)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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