Der weiße Rausch

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Datum: 17.10.2010 | VÖ: 21.10.2004 | Herausgeber: 101 Pixel | Kategorie: Film

Mit dem Bergfilm assoziiert man mächtige Berglandschaften, harte Männer und vereinzelnd auch Frauen im Schweiße ihres Angesichtes, eisige Kälte, ein harter Überlebenskampf und das alles in einer mitreißenden und wunderschönen Naturlandschaft. Dass die Berge sich auch für herrliche Lustspiele anbieten, die nicht selten im beschaulichen Urlaubsgebieten spielen, wissen wir nicht erst seit den Heimat- und Schlagerkomödien der 50er Jahre. Die Bergfilmlegende Dr. Arnold Fanck hat bereits im Jahr 1930 mit "Der weiße Rausch" ein Lustspiel in den Bergen mit Leni Riefenstahl in der Hauptrolle inszeniert und konnte sich dort in vollem Maße ausleben. All den Witz und die Komik, die die Bergwelt bietet, hat Fanck in diesem Tonfilm zusammengebracht und verpackt in einer " alles in allem " recht dünnen Handlung, was dem Spaß aber keinerlei Abbruch tut. Denn "Der weiße Rausch", der keinerlei Anspruch darauf erhebt, mehr zu sein als ein einfach gestrickter Unterhaltungsfilm, schafft es das Publikum auch heute noch, 80 Jahre nach der Uraufführung, bestens zu unterhalten. Leni Riefenstahl spielt herrlich ein charmantes, aber auch naives junge Fräulein, die ihren Urlaub in der Schweiz verbringt und dort beginnt, das Skifahren zu lernen, um anschließend an einem Skirennen teilzunehmen. Jedoch ist sie alles andere als talentiert und stellt sich auf den Brettern äußerst tollpatschig an. Zwei Hamburger Zimmermänner befinden sich ebenfalls in den Bergen und möchten auch an dem Rennen teilnehmen. Auch sie können kein Skifahren und beginnen sich dies selbst beizubringen. Das am Ende ein Außenseiter das Rennen gewinnen wird, darf an dieser Stelle schon einmal verraten werden... Ein Jahr später treffen sich die Beteiligten des Rennens wieder in den Bergen und nehmen an einer Fuchsjagd teil. Leni und ihr Skilehrer Hannes sind die Füchse und werden unter anderem von den Hamburgern gejagt, diese sind aber aufgrund ihrer Schusseligkeit sehr erfolglos bei dieser Veranstaltung...

Dank Fanck, Riefenstahl und den "40 Meistern", die schon im Vorspann im Untertitel ("40 Meister auf Skiern führen durch diesen Film") erwähnt werden, bekommt man unzählige tolle Skiaufnahmen in einer wunderbaren Landschaft zu sehen. Diese herrlichen Naturaufnahmen, gepaart mit einer Menge Slapstik, Wortwitz und herrlichen Bildern, die durch eine perfekte Kameratechnik eingefangen wurden, machen "Der weiße Rausch" zu einen Skifahrerfilm oder auch Bergfilm, wie man ihn bis heute nicht mehr gesehen hat. Eine weiteres herausragendes Argument für diesen Filmspaß ist die Tatsache, dass Fanck die Skiszenen alle in einer echten Kulisse drehte. Hier wurde nicht getrickst, wie in den Jahrzehnten danach, als man beispielsweise Szenen mit einer Leinwand im Hintergrund im Studio aufgenommen hat. Hier sind wahrlich Meister am Werk, die etwas von ihrem "Handwerk" verstehen und dies sorgt mit den zahlreichen anderen Argumenten für einen herrlichen Filmspaß. Der gesamte Film ist mit einer heiteren und abwechslungsreiche Musik untermalt, die von Paul Dessau und Fritz Goldschmidt komponiert wurde und die auch viele volkstümliche Melodien zulässt.

Nachdem der Film der breiten Öffentlichkeit aufgrund der nicht vorhandenen Fernsehausstrahlung in den letzten Jahrzehnten leider nicht mehr zugänglich gemacht wurde, ist er nur noch einer kleine Gruppe Film- und Bergfreunden ein Begriff. Glücklicherweise gab es bereits im letzten Jahrhundert eine VHS-Auswertung und seit dem Jahr 2004 kann man "Der weiße Rausch" auch endlich auf DVD erwerben. Verantwortlich dafür ist die Münchner Firma "101 Pixel", die schon so manch Perlen der deutschen Filmgeschichte auf den praktischen Scheiben veröffentlicht hat. Weil dieser Film aufgrund seines Alters und der mangelnden Präsenz in der Öffentlichkeit leider nur wenige Menschen kennen und deshalb auch kein großer Absatz der DVD zu erwarten ist, sollte man als Kunde seine Erwartungen nicht zu hoch stecken, was das Gesamtprodukt angeht. Mit einer Veröffentlichung eines großen, aktuellen Kinofilms kann man dieses Produkt sicher nicht messen, obwohl solche DVDs oftmals nur Massenanfertigungen ohne Besonderheiten und Charme sind. Gerade das letztere hat diese DVD zu "Der weiße Rausch" jedoch ohne Frage. "Pixel 101" ist eine kleine Firma, die sich viel Mühe bei der Herstellung ihrer Produkte gibt, die aber auch nicht die Mittel hat, wie andere Herstellerfirmen. Die DVD zu "Der weiße Rausch" bietet ein ansprechendes Cover, das zwei fliegende Skifahrer zeigt und das neugierig macht. Auf der Rückseite bekommt man ein paar Impressionen zum Film zu sehen, ein originales Kinoplakat, eine Premieren-Kritik, ein kurzer Erklärungstext, sowie die wichtigsten Daten zur DVD und zum Film. Das Innenleben der DVD ist sehr anschaulich gestaltet. Denn man hat die durchsichtige Hülle genutzt, um auf der Innenseite des Einlegeblattes ein großes Panoramabild eines Skifahrers zu präsentieren. Außerdem ist die Auflistung der Kapitel des Hauptfilmes dort zu sehen. Der Silberling selbst beinhaltet ein Menü mit einem weiteren Bergbild, diesmal ist Leni Riefenstahl abgebildet, sowie den 75-minütigen Hauptfilm, der für das Produktionsjahr von 1930 ein gutes Bild und eine guten Ton aufzuweisen hat. Dass trotzdem noch viel Schmutz zu sehen ist und das Bild ab und zu leicht wackelt, ist für einen Streifen aus dieser Zeit normal. Außerdem ist auf der DVD die Kapitelauswahl zu finden und eine Info-Rubrik, die über weitere alte Filme von "Pixel 101" informiert und auch ein paar Trailer bereit hält. Was man bei diesem Produkt vermisst ist ein Beiheft oder Beiblatt mit weiteren Informationen zum Film, ein bisschen Bonusmaterial " und seien es nur Interviewsequenzen aus vorhandenen Dokumentationen " und Untertitel für Hörgeschädigte, was gerade bei dieser Art von Filmen mit Sicherheit nicht unwichtig ist. Aber wie schon erwähnt, sollte man hier nicht zu viel erwarten, schließlich sind die Mittel und die Verkaufszahlen begrenzt und für den Interessierten sollte das Produkt am Ende noch bezahlbar bleiben.

Alles in allem kann man sowohl die DVD als auch den Film auf ganzer Linie empfehlen. "Der weiße Rausch" ist ein großer Filmklassiker, der in der heutigen Zeit leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Abschließend lasse ich noch einmal den Rezensenten des Berliner Tageblattes zu Wort kommen, der den Film zur Premiere im Jahr 1931 auf den Punkt gebracht hat und dessen Fazit auch heute noch seine uneingeschränkte Gültigkeit besitzt: "Fast ohne Beispiel, es ist eine Höhenleistung... Alle Kühnheiten und Temperamentsentladungen, die auf Skiern menschenmöglich sind... Es grenzt ans Märchenhafte... Das Publikum raste vor Vergnügen und Begeisterung. Mit Recht. Mit Recht". (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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