Himmelhoch und Abgrundtief

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Datum: 10.10.2010 | VÖ: 24.11.2009 | Herausgeber: 101 Film | Kategorie: Dokumentation

Als die Bilder das Laufen lernten, war er schon da: Der Bergfilm. Bereits in der frühen Phase des Kinos wagten sich begeisterte Bergsteiger und Liebhaber der Berge mit schweren Ausrüstungen auf die hohen Berge in den Alpen und sorgten für atemberaubende Aufnahmen, die das Publikum über Jahrzehnte hinweg begeistern konnte. Während gerade Engländer oder auch Franzosen sehr stark an der Gestaltung des Genres "Bergfilm" beteiligt waren, muss man gerade die bekannten Namen Luis Trenker und Leni Riefenstahl nennen, wenn es um die wichtigen Personen in diesem Genre geht. Während diese zwei Persönlichkeiten auch heute noch eine große Bekanntheit genießen, kennen gerade die jungen Leute den wohl wichtigsten Filmschaffenden des Bergfilms nicht mehr: Arnold Fanck. Er war nicht nur derjenige, der als erstes große Bergfilme in die Kinos brachte und diese dadurch der breiten Masse zugänglich machte, sondern ohne ihn wären Trenker und Riefenstahl niemals oder zumindest in einer deutlich anderen Form und zu einem viel späteren Zeitpunkt auf dieses Genre gestoßen. Nachdem es in den frühen 30er Jahren mit dem Aufkommen des Tonfilms noch einmal große Werke der eben genannten Künstler gegeben hat, wurde es dann immer ruhiger um den Bergfilm. Spätestens mit dem Ausbruch der Zweiten Weltkrieges ging die Zeit dieser Filme dann langsam zu Ende. Zwar gab es während des Krieges und in den 50er Jahre noch einzelne Werke dieser Art, doch die große Zeit war vorüber. Einzelne Spielfilme und Dokumentationen wurden in den Jahrzehnten danach weiter gedreht, jedoch konnte man nicht mehr die große Masse begeistern, wie es in den 20er und frühen 30er Jahren der Fall war. Erst in den vergangenen Jahren konnte sich der bergfilm wieder ein wenig in der hiesigen Kinolandschaft etablieren. Das liegt unter anderem an den Huber-Brüder, die das Bergsteigen durch neue Variationen und extremen Formen gerade durch ihre Dokumentation "Am Limit" aus dem Jahr 2007 wieder attraktiv gemacht haben, sowie aktuelle Spielfilme wie "Nordwand" aus dem selben Jahr und "Nanga Parbat" aus dem Jahr 2009. In den fünfzig Jahren zuvor hatten große Bergsteiger wie Reinhold Messner, um den es in dem zuletzt genannten Film auch geht, kaum Kontakt zur Filmszene und wurden nur vereinzelnd als Dokumentar- oder Spielfilmregisseure tätig. Und wenn dies der Fall war, konnte man mit den Erfolgen bei weitem nicht an die alte Zeit von Fanck, Riefenstahl und Trenker anschließen. Trotz allem ist die Faszination für die Berge und für Filmwerke die sich damit beschäftigen auch heute noch ungebrochen.

Im Jahr 2009 hat die Firma "Film 101" passend zur Renaissance des Bergfilms eine DVD namens "Himmelhoch und Abgrundtief " Die Geschichte des Bergfilms" veröffentlicht. Darauf befinden sich zwei sehenswerte Dokumentationen zu diesem Thema. Das ist zum einen die 48-minütige Dokumentation "In Eis und Schnee " Der Filmregisseur Arnold Fanck" aus dem Jahr 1997, zum anderen der 58-minütige Dokumentarfilm "Faszination Bergfilm " Himmelhoch und Abgrundtief" aus dem Jahr 2008. Beide Filme wurden von Hans-Jürgen Panitz gedreht, der schon zahlreiche Dokumentationen zu diesem Thema inszenierte und sich mit der Materie von daher bestens auskennt. Wie die Titel der einzelnen Dokus schon verraten, handelt der erstgenannte Film fast ausschließlich mit Arnold Fanck, den Urvater des Bergfilms, der zweite Film beschäftigt sich allgemein mit diesem Genre. Beide Dokumentationen sind absolut sehenswert. Man kann sie sowohl Bergfilm-Experten empfehlen, als auch Leute, die auf der Suche nach Recherchematerial sind oder sich einfach einen Einblick in die Materie gönnen möchten. Man erfährt nicht nur sehr viel über die deutsche Filmgeschichte, sondern auch vieles über die Zeitgeschichte und den jeweiligen Persönlichkeiten, die mit diesen Filmen in Verbindung stehen.

Die DVD ist einfach aber ansprechend gestaltet und bietet neben einem ansprechenden Titelbild kurze Inhaltsangaben und die wichtigsten Daten zu den Filmen auf der Rückseite der Hülle ein Wendecover. Dieses ermöglicht es, das große FSK-Logo vom Cover verschwinden zu lassen. Durch die durchsichtige Hülle wird dieses Logo jedoch dann wieder auf der Innenseite der Hülle sichtbar. Bemerkenswert ist, dass man auf der Rückseite des Einlegeblattes ein alternatives Titelbild geboten bekommt. Leider bietet die alternative Rückseite des Einlegeblattes keine weitere Informationen zu den gebotenen Filmen, sondern lediglich eine Werbeseite zu anderen DVDs der Herstellerfirma, die sich jedoch zumindest ebenfalls mit dem Thema Bergfilm auseinandersetzen. Im Inneren der Hülle befindet sich neben der DVD-Scheibe ein Informationsblatt über den Filmsuchdienst, den die Firma "Film 101" anbietet. Wenn man auf der Suche nach seltenen oder scheinbar verschollenen Filmen ist, hat man die Möglichkeit über diesen Suchdienst mit etwas Glück den gesuchten Film zu finden.

Wenn man die DVD einlegt bekommt man ein Menü zu Gesicht, das von einer Berglandschaft geschmückt wird und das neben den beiden Filmen noch Trailer zu weiteren DVD-Produktionen von "Film 101" bietet, sowie Informationen zur Firma und einen Hinweis auf die Webseite www.bergfilm.info.

Alles in allem kann man diese DVD nicht nur Bergliebhabern empfehlen, sondern jeden, der sich für den Bergfilm, deren Schauspieler und Regisseure, der Zeitgeschichte der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und des deutschen Films interessiert. Sowohl zur einfachen Unterhaltung, als auch für Informationsquelle bieten sich diese Dokumentationen hervorragend an. Die Bild- und Tonqualität der Filme ist in Ordnung und auch die Veröffentlichung bietet kaum Fläche für Kritikpunkte an. Natürlich hätte man aus dem Produkt mehr heraus holen können, so würde sich ein nicht unwichtiger Teil der Interessenten mit Sicherheit über Untertitel für Hörgeschädigte freuen, aber aufgrund der allgemein eher kleinen Käuferschicht kann man mit dem gebotenen absolut zufrieden sein, schließlich soll die DVD am Ende auch noch bezahlbar bleiben.


(sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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