The Lone Ranger 1 - Für immer und ewig

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Datum: 09.11.2010 | VÖ: 01.05.2009 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Comic

Man kommt nicht um ihn herum, bei einem Artikel über den Lone Ranger "Hi-Yo, Silver!", einer der markantesten Ausrufe einer der bekanntesten Figuren, ja fast schon Ikonen, der westlichen Popkultur. In Europa vielleicht nicht am bekanntesten ist der Lone Ranger in der US-amerikanischen Kultur fest verwurzelt. 1933 feierte der tapfere Western-Held als Figur eines Radio-Hörspiels seine Premiere, fünf Jahre später folgten dann erste Comic-Strips in Tageszeitungen, 1948 dann ein echtes eigenes Comic. Nebenbei wurden auch TV-Serien und abendfüllende Filme produziert. So verwuchs der Lone Ranger mit dem Reigen der festen Größen der Popkultur.

Wer auf eine derart lange Geschichte zurückblicken kann, wirkt auf den Comic-Leser von heute natürlich ziemlich angestaubt und viel zu sehr mit einer tausendmal vertrackten und unübersehbar verschlungenen Historie belastet. Eben diesem affektiven Empfinden wollen Autor Brett Matthews und Zeichner Sergio Cariello gezielt entgegenwirken und entstauben und entschlacken den Lone Ranger und erzählen in "Für immer und ewig" die Entstehungsgeschichte der Figur neu. Vorwissen ist unnötig, es zählt die Lust an einer seit jeher sehr gut ausdefinierten Figur in einem spannenden Setting.

Die Männer der Raid-Familie sind Ranger, mobile Eingreiftruppen der Polizei, die für Recht und Ordnung sorgen und damit natürlich so manchem auf den Schlips treten. So kommt es zu einem feigen Hinterhalt auf den Ranger-Trupp der Raids. Einzig der jüngere Sohn John überlebt wie durch ein Wunder schwer geschunden und dem Tod näher als dem Leben das Massaker an seinen Kameraden, seinem Bruder und seinem Vater. Ein einzelgängerischer Indianer namens Tonto pflegt ihn gesund und versucht die brennende Gier nach Rache in dem jungen Mann zu verstehen. John hat nur noch eins im Sinn: Vergeltung für die geschehenen Morde, doch der Auftrag, die Raids zu eliminieren bezog sich nicht nur auf die Männer der Ranger-Gruppe und der Mann, der zur restlosen Erfüllung des Auftrags angeheuert wurde, Julius Bartholomew, ist kein einfacher Schießbold, sondern ein kluger und sehr berechnender Mann.
Während der Killer unaufhaltsam seine Opfer aufsucht, muss John sich mit seinen Dämonen auseinandersetzen und Tonto ist beileibe kein besonders schonender Therapeut, sondern führt John in die tiefen seiner Seele und lässt ihn in seine Abgründe blicken. Ein strahlender Held sieht anders aus, aber John ist auf dem Weg, sammelt sich, wappnet sich und findet seinen Platz als Gegengewicht des finsteren Bartholomew und des korrupten, verbrecherischen Gesindels des Wilden Westens.

Die einzelnen Elemente, die Autor Matthews für seine Neu-Erzählung des Lone Rangers in diesem Comic vereint, weiß er glücklicherweise auch sehr gut zu gewichten und aufeinander abzustimmen. Johns Rache und gleichzeitig beschwerliche Verarbeitung und seine Selbstfindung als eine Figur, die er erst nur als rohe Idee im Kopf hat, dann aber mit Tontos Hilfe immer besser zu definieren weiß, bestimmen den Protagonisten, doch die eigentliche Handlung um den Anschlag auf die Ranger und die folgenden Morden an den Familien wird nicht vernachlässigt, sondern konsequent entwickelt, bis beide Parteien, John und die Handlung, soweit sind, ineinander zu greifen.
Während man Johns Entwicklung zum Lone Ranger hin begleitet, lernt man die Hintergründe der verschiedenen Markenzeichen der Figur: warum das Pferd Silver heißt oder woher der Ausruf "Hi-Yo, Silver!" stammt. Vor den Augen des Lesers formt sich gewissermaßen die Heldenfigur bis zu ihrer Reife. "Für immer und ewig" ist durchweg kurzweilig erzählt und in keinem Aspekt als erzählerisch veraltet anzusehen. Matthews Stil ist ganz klar Kind der aktuellen Comics und dennoch kompatibel mit dem Wilden Westen und seiner ganz eigenen Atmosphäre und Stimmung. Bahnbrechend originell ist es leider nicht, was man zu lesen bekommt, gewisse Motive sind ein wenig wie nach Lehrbuch entwickelt, z.B. der eloquente und zugleich skrupellose Widersacher, doch es funktioniert dennoch alles ganz gut und macht diesen Band zu einem wirklich guten Leckerbissen für Comic-Freunde.

Verfeinert wird das Ganze durch einen liebevoll angerichteten Anhang: Skizzen des Zeichners, diverse Fakten aus der Welt des Lone Rangers und eine sehr interessante Retrospektive zur Geschichte der Figur von ihrer Erfindung an. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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