The Goon 5 - Über die schrecklichen Konsequenzen von Tugend

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Datum: 05.10.2010 | VÖ: 01.04.2010 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Comic

In Zeiten immer ausufernder Superhelden-Epen stellt sich Eric Powell gegen die in mehrere parallele Universen ausgreifenden Monster-Events in den Comics und präsentiert mit "The Goon" ein Comic, das so bodenständig und doch abgedreht ist, dass es nur weniger Vergleiche möglich macht.
Am ehesten erinnert man sich vielleicht an Mike Allreds "Madman" erinnert, denn auch der Goon (zu deutsch "Schläger") ist ein Einzelstück von einem Kerl und nicht allzu leicht auf eine simple Formel herunterzubrechen, denn hinter seinem stets verschlagenen Blick und den allzeit heftigst zuschlagenden Pranken steckt ein Kalkül, das dem Goon dabei hilft, mehr als nur ein Schläger zu sein. Der Goon ist eine Respektsperson in seiner Stadt, vielleicht sogar die Nummer 1.
Er ist eine anarchische Figur, lässt oft und gern die Fäuste sprechen, kneift vor keinem Kampf und gibt sich erst zufrieden, wenn auch keiner außer ihm mehr steht. Zusammen mit seinem kleinen, vorlauten Freund Franky verbringt er seine Zeit damit, sich im Pub zu betrinken oder möglichst viele krumme Dinger zu drehen. Das Eintreiben von Schutzgeldern überlässt der Goon dabei seinen Handlangern, den Mud Brüdern.

Im ersten Teil des fünften Bandes seiner Abenteuer lässt sich der Goon dazu überreden, eine Football-Mannschaft zu gründen, um seiner Stadt ein wenig Hoffnung zurück zu geben, denn die Bürger werden in den Kämpfen der vier rivalisierenden Mafia-Familien zerrieben, woran auch der Goon nicht unschuldig ist, denn er ist der Top-Mann der Labrazio-Familie. So lässt er sich zum Sport überreden und holt all seine Schläger-Kumpanen ins Team. Auf die Bürger der Stadt und die Mafiosi hat die neue Mannschaft des Goons ganz unterschiedliche Effekte.

Der zweite Teil des Bandes dreht dann schon mehr am Phantasie-Regler, denn es geht um das weltberühmte Genie Hieronymus Alloy, der die Hilfe des Goons uns Frankys braucht. Wenn die beiden nicht in einer andere Dimension reisen und ein nur dort vorhandenes kristallines Element beschaffen, verfällt Alloy aufgrund eines Experimentes an sich selbst. Natürlich ist die andere Dimension keine idyllische Spielwiese, sondern von seltsamsten Monstern bevölkert.
Doch der Goon und Franky haben Erfolg, was Alloy das Leben rettet und den beiden und der gesamten Stadt doch nur viel mehr "rger einbrockt als man sich jemals hätte vorstellen können.

Eric Powells Anti-Held ist ein an und für sich ganz sympathischer Typ, der allerdings ziemlich oft ziemlich rau zur Sache geht und offensichtlich mehr um Ehrfurcht und Respekt als um Zuneigung bemüht ist. Trotzdem haut er dann doch eher den wirklich bösen Buben eins drauf als Unschuldigen. Das aber wohl nur, weil die Bösen sich immer wieder an das Revier vom Goon ran wagen und ihre Finger danach ausstrecken, was natürlich bestraft werden muss.
Die Geschichten sind allesamt recht leicht geschrieben, bieten größtenteils eher prägnante und klar strukturierte Dialoge bis hin zu nur knappen Wortwechseln, da dann eher die Fäuste fliegen. Die Art, wie die Handlung sich jedesmal trotz ihrer abstrusen Verstrickungen ganz locker entspinnt, erinnert ein wenig an die alten Comic-Strips aus den Zeitungen. Der Goon und sein kleines, recht überschaubares Universum sind sowieso sehr stark von Retro-Tendenzen durchtrömt, allein das Setting orientiert sich an den großen Zeiten der Bandenkriege und Mafia-Verschwörungen in den USA: Tommy Guns und Trenchcoats.
Rundum ist "The Goon" ein angenehm zu lesendes Comic, denn wirklich sicher sein, was auf der nächsten Seite passiert, kann man sich niemals. Das macht allerdings auch schon die Schwäche des Heftes aus: man kann sich schlecht auf die Erzählung einpegeln und weiß nicht, in welcher Stimmung sich die Erzählung fortsetzen wird. Ein Gefühl von Stringenz mag daher nicht aufkommen. Man liest "The Goon" daher eher runter und findet keinen persönlichen Anker, der einem einen wirklichen Bezug zum Comic geben könnte. Wer auf ein originelles Szenario steht, das einem einen leichten Ein- und Ausstieg ermöglicht, ist beim Goon an der richtigen Adresse. (mp)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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