Liebe Mauer

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Datum: 24.09.2010 | VÖ: 27.08.2010 | Herausgeber: Warner Home Video | Kategorie: Film

20 Jahre Wiedervereinigung feiern wir in diesem Jahr. Da bleibt es nicht aus, dass sich auch die Filmbranche mit dem geteilten Deutschland und der Mauer als seinem Symbol beschäftigt.

West-Berlin, 1989: Studentin Franzi wohnt aus Kostengründen direkt an der Mauer, was sich als äußerst praktisch erweist, da man "drüben" auch günstig einkaufen gehen kann. Bei einem der Ausflüge auf die andere Seite der Mauer lernt sie Sascha kennen. Dieser ist Grenzsoldat wider Willen. Um Chancen auf einen Studienplatz in Medizin zu bekommen, hat er sich drei Jahre bei der Volksarmee verpflichtet. Die beiden verlieben sich in einander und Franzi nutzt jede Gelegenheit, um ihren DDR-Lover bei ihren Ausflügen zu treffen.

Doch dann werden die Geheimdienste der beiden Seiten des kalten Krieges auf die beiden aufmerksam und versuchen Franzi und Sascha für sich einzuspannen. Ein politisches Katz- und Mausspiel beginnt und man fragt sich, wer wohl als erstes zuschlägt: Stasi oder CIA? Oder fällt vielleicht doch vorher die Mauer?

Es gab einige Filme, die sich mit der DDR beschäftigten. Darunter auch Komödien wie zum Beispiel "Sonnenallee", die sich auf witzige Art dem Thema DDR/BRD nähert. Doch auch wenn "Liebe Mauer" den Anspruch einer Komödie für sich beanspruchen will, klappt das nicht so richtig. Zu oft werden Klischees bedient und die Figuren überzeichnet. Nun gut, mag man denken, das ist schließlich die Voraussetzung einer guten Komödie, in der Charakterstudien übertrieben betrieben werden, um die Besonderheiten komödiantisch hervorzuheben und zu karikieren. Problem hierbei ist, dass es in diesem Fall einfach nicht komisch wirkt. Der Film bleibt eher romantisch-nostalgisch, denn komisch.

Was in jedem Fall hervorzuheben ist, ist die Detailverliebtheit. Fährt die Jugend auf der westlichen Seite Berlins GTI und hängen Plakate von Tennislegenden an den Wänden, so gibt es auf der östlichen Seite für Vegetarier eben nur "einmal Sättigungsbeilage bitte". Diese Details machen Spaß und lassen sicherlich die eine oder andere Erinnerung auf beiden Seiten aufkommen.

Wie in vielen Komödien tragen vor allem die Nebenfiguren das komische Element durch die Geschichte. Gisela Trowe als Saschas liebevolle Oma oder auch Thomas Tiewe als Stasi-Oberst überzeichnen ihre Charaktere wunderbar. Sie bringen komische Elemente in die zum Teil doch sehr sentimentale, fast schon seichte Geschichte. Auch Anna Fischer als etwas durchgeknallte Freundin Saschas macht Spaß. Sie wirkt erfrischend, während die beiden Hauptdarsteller ein bisschen blass bleiben.

Die Politik selber spielt zwar am Rande des Filmes immer mit, wird letztendlich aber ins Lächerliche gezogen. Selbst die Montagsdemonstrationen tauchen nur als schmückendes Beiwerk auf und führen dramaturgisch auf das Happy End zu. Der Stasi-Apparat wird hingegen so ins Lächerliche gezogen, dass es schon recht albern wirkt. Das kann man gut finden oder nicht " ich finde es im Rahmen einer vermeintlichen Komödie hinnehmbar, auch wenn dies die Gefahr der Verharmlosung oder Verniedlichung der damaligen Situation birgt.

Insgesamt bleibt der Film aber eine schlichte Romantikkomödie über eine innerdeutsche Romanze kurz vor dem Mauerfall. Er atmet dank der Detailverliebtheit das Flair und auch den Zeitgeist ein, hat aber nicht den Anspruch, dabei in die Tiefe zu gehen. Im Grunde bot die Ost-West-Problematik schlichtweg nur einen einigermaßen spannenden Rahmen für eine immer wieder auftauchende Geschichte zweier Liebenden, die aus irgendeinem Grund nicht zusammen sein können oder es zumindest schwer haben, ihre Liebe auszuleben. Daher bleibt der Film flach und verkommt stellenweise zur Klamotte. Für einen netten, verregneten Sonntagnachmittag, an dem man nicht gerne viel nachdenken möchte, eignet sich der Film allemal.

An Bonusmaterial findet sich auch nichts revolutionär Neues: Neben dem Kinotrailer und einigen witzigen verpatzten Szenen, ist das Making of noch sehr amüsant anzusehen. (sak)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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