Lumpacivagabundus

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Datum: 19.09.2010 | VÖ: 29.01.2010 | Herausgeber: Spirit Media | Kategorie: Film

Lumpacivagabundus ist der böse Geist der Gammler und Vagabunden. Er bezeichnet sich als Beherrscher des lustigen Elends, als Protektor der Trinker und Spieler. Diese Figur taucht erstmals in der Zauberposse "Der böse Geist Lumpazivagabundus" von Johann Nestroy im Jahr 1833 auf. Nachdem der Stoff bereits in der frühen Zeit des Kinos drei Mal verfilmt wurde, gab es im Jahr 1936 den ersten großen Tonfilm zu diesem Thema, der komplett in Österreich hergestellt wurde. Für die Hauptrollen konnte man damals die Publikumslieblinge Paul Hörbiger, Heinz Rühmann und Hans Holt gewinnen. Inszeniert wurde der Stoff von Geza von Bolvary.

Die Geschichte handelt von drei armen Handwerkern, dem Schuster Knieriem, dem Schneider Zwirn und dem Tischler Leim. Lumpacivagabundus hat mit den Feen Fortuna und Amorosa eine Wette abgeschlossen: Wenn es ihm gelingt, die drei Handwerker von ihrem rechten Weg abzubringen, darf er weiter auf der Erde sein Unwesen treiben. Die List des Geistes ist es, die drei Herrschaften bei einer Lotterie gewinnen zu lassen, in dem er ihnen die richtige Losnummer im Traum verrät. Nach einigen kleinen Schwierigkeiten, was die Bezahlung des Loses angeht, können die drei Freunde an der Lotterie teilnehmen und gewinnen ein großes Vermögen. Sie beschließen das Geld untereinander aufzuteilen und sich in einem Jahr wieder zu treffen, um zu sehen, was aus den Freunden geworden ist.

"Lumpacivagabundus" wirft also die üblichen Existenzfragen auf: Macht Geld mehr glücklich als das kleine Glück, das man nicht bezahlen kann? Diese Frage ist so zeitlos wie dieser Film, auch wenn das Thema etwas abgenützt erscheint. Dadurch, dass man sich im Rahmen der Handlung nicht stur ausschließlich mit diesem Thema auseinandersetzt, sondern den Fokus auf die heitere und beschwingte Komödie mit zahlreichen musikalischen Beiträgen legt, fällt diese eventuelle Übersättigung dieser moralischen Frage kaum ins Gewicht. Was bleibt, ist ein sehr lustiger Unterhaltungsfilm der dem Publikum 90 heitere und sorglose Minuten beschert. Im Vordergrund stehen in erster Linie die drei Hauptdarsteller, die sehr beschwingt spielen und eine Menge Witz und Charme in die Handlung bringen. Jeder hat seine Rolle gut verinnerlicht und bringt viel Individuelles mit in die Geschichte. So hat beispielsweise Rühmann seine Figur so angelegt, dass sie immer wieder französische Ausdrücke einbringt. Hilde Krahl, die das Fräulein Pepi, Leims Freundin und spätere Frau, verkörpert, ist als wichtigste Darstellerin im Film ebenfalls lobend zu erwähnen. Von den zahlreichen Liedern, die zu hören sind, dürften "Wozu ist die Straße da, zum Marschieren..." und "I riach an Wein schon kilometerweit" wohl am bekanntesten sein. Aber auch einige andere wunderschöne Melodien und Couplets bekommt man zu Gehör, die man heute leider kaum noch kennt. Ebenso ist es mit diesem Film. Dieser bietet sich eigentlich herrlich dazu an am Sonntag nachmittags ausgestrahlt zu werden, was leider in den letzten Jahren, ja fast schon Jahrzehnten komplett versäumt wurde. Dies ist wohl mit der bislang eher schlechteren Qualität der vorhandenen Filmkopien zu begründen.

Zumindest gibt es diesen Klassiker nun endlich dank der Firma "Spirit Media" auf DVD. Zur Verfügung stellte den Film das "Film Archiv Austria". Nun hat man die fast 75 Jahre alten Aufnahmen restauriert und somit erstrahlt "Lumpacivagabundus" in neuem Glanz. Sowohl der Ton als auch das Bild sind sehr sauber und weisen kaum Mängel auf. Lediglich ein keines Lichttonrauschen, leichte Unschärfe und winzige Schmutzpartikel sind zu vernehmen. Dies gehört aber zu solch einem alten Film, schließlich will man ihn durch die Restauration nicht verfremden. Den Charme des Werkes hat man also in vollem Umfang erhalten können. Durch schöne Aufnahmen und dem klassischen Schriftzug des Filmes, welcher dem originalen Filmprogramm entnommen wurde, konnte man diesen Charme auch auf die Hülle der DVD-Veröffentlichung transportieren. Die weiße Gestaltung des Einlegeblattes unterstreicht die Seriosität des Produkt und wirkt zudem sehr edel. Auf der Rückseite sind neben einigen Impressionen aus dem Film, die wichtigsten Daten dazu und zur DVD-Produktion, sowie eine Inhaltsangabe abgedruckt.

Das Innenleben der Hülle gestaltet sich dagegen leider etwas karg. Lediglich die DVD-Scheibe ist dort zu finden. Auf ein Beiblatt oder Beiheft mit weiteren Informationen hat man leider wieder komplett verzichtet, was das sehr positive Bild dieser Veröffentlichung ein wenig trübt. Was noch fehlt, sind Untertitel für Hörgeschädigte, sowie besondere Extras, beispielsweise in Form eines Kurzfilms, wie man es von anderen DVD-Veröffentlichungen der Firma Spirit Media gewohnt ist. Bei dieser DVD bekommt man eine Bildergalerie, Biographien und Filmographien zu sieben Darstellern, die bei diesem Film mitgewirkt haben, geboten. Das Menü ist wieder sehr ansprechend und sauber gestaltet und bietet neben der Animation einer Filmrolle und Bildern der Hauptdarsteller eine Kapitelauswahl, die Extra-Rubrik und den Hauptfilm. Dieser wurde zum Schluss mit einem Abspann ergänzt, der weiterführende Informationen über den Film und die DVD-Veröffentlichung enthält und genau wie das Menü mit dem "Wozu ist die Straße da?"-Schlager unterlegt wurde.

Alles in allem darf man dankbar sein, dass es diesen Klassiker, der einen wichtigen Teil unseres Kulturgutes darstellt, nun endlich in guter Qualität auf DVD zu erwerben gibt. Der Film macht eine Menge Spaß und hat viele tolle Facetten zu bieten. Die DVD-Veröffentlichung des Filmes ist wieder einmal hervorragend gelungen und ist die bislang beste Veröffentlichung dieses Klassikers. Bis auf ein paar kleine Kritikpunkte was das Produkt angeht, hat die DVD jedoch im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen deutscher Filmklassiker die Nase ganz klar vorne. Freunden und Liebhabern dieser Raritäten möchte ich diese DVD daher besonders ans Herz legen. (sk)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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