Whiteout

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Datum: 14.09.2010 | VÖ: 01.11.2007 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Comic

Im antarktischen Eis ist der Tod kein Unbekannter. Allerdings ist ein Mord ungewöhnlich, einem solchen sieht sich US Marshal Carrie Stetko jedoch plötzlich gegenüber. Im ewigen Eis findet sich bei einer Bohrungsstelle für Tiefeneis ein Leichnam, der ganz klar einen unnatürlichen Tod gestorben ist. Stetko muss sich nicht nur fragen, weshalb jemand einen Menschen am tiefgefrorenen Ende der Welt umbringt, sondern auch, wie nahe sie möglicherweise dem Mörder ist, denn in der Antarktis gibt es nur wenige Siedlungen zum Verstecken und die Fortbewegung ist auch keine Selbstverständlichkeit.
Auch wenn sich die Stationen an einem der abgelegensten Orte der Welt befinden, läuft Stetko die Zeit davon, denn die sechs Monate andauernde Polarnacht naht und Siedlungen organisieren große Personentransporte. Nur, wer wirklich muss, bleibt diese schier ewige Nacht über im Eis. Stetko knöpft sich zunächst alle in Frage kommenden Piloten vor und trifft auf ihrer Suche auf eine britische Spionin, Lily Sharpe, die sich in die Ermittlungen einschaltet. Auch wenn die Frauen nun zu zweit sind, ist es an einem derart gefährlichen Ort voller verlassener Seelen, deren Geschichte, die sie hierher geführt hat, selten eine sonderlich fröhliche ist, kein leichtes Unterfangen, einen Mörder aufzuspüren. Zumal der Täter den beiden immer einen Schritt voraus zu sein scheint und sich auch gegen seine Verfolgerinnen wendet, was Stetko lernen muss, als sie mitten in einem Whiteout angegriffen wird: einem Schneesturm mit Winden, die bis zu 320 km/h schnell wehen und die Temperaturen in den dreistellig negativen Bereich treiben. Die Sicht ist so gut wie null - der Whiteout.

Das Comic gibt sich sehr große Mühe zu vermitteln, dass das Leben im ewigen Eis die Gemüter entsprechend den Temperaturen drückt und jeder an diesem Ort gewissermaßen auch ein emotionales Winterfell entwickelt hat. Innerhalb der Gebäude fühlt sich die Atmosphäre stets drückend an, außerhalb der Häuser ist alles leer und gnadenlos. Dadurch, dass das gesamte Comic in Schwarz-weiß gehalten ist, konnte Zeichner Steve Lieber mittels Hell-Dunkel-Kontraste diese Atmosphären plakativ, aber nicht zu überstrapaziert darstellen, sodass alle Ebenen der Kälte immer im Hintergrund der Panels lauern.
Leider dürfte das verwöhnte Auge an Liebers Darstellung der Mimik seiner Figuren einige Schwächen sehen, denn so manches Gesicht wirkt etwas puppenhaft.
Deutlich problematischer aber ist die Reduzierung auf das Taschenbuchformat, denn die Komprimierung des Heftes rückt alles näher zusammen und so entsteht ein unangenehmes Hindernis beim Lesen der Dialoge. Den Sprechblasen sieht man nicht selbstverständlich die exakte Reihenfolge an, sodass man anfangs oftmals Gefahr läuft, eine Reaktion bereits vor der Aussage, auf die sich die Reaktion bezieht, zu lesen. Man passt sich an und sichtet die Panels besser, aber dies nötig haben sollte man als Leser nicht.

Rundum gestaltet sich die Handlung durchaus interessant, vor allem, weil das Szenario sehr ansprechend ist und noch unverbraucht ist. Zudem helfen eingestreute Fakten über die Antarktis für ein plastisches Bild des Orts des Geschehens.
Hat man sich an die Umgebung der Handlung gewöhnt, kocht die Handlung auf einen eher solide als wirklich hochspannend erzählten Krimi herunter. Aufgrund eines viel zu früh gestreuten Hinweises, fehlt es dem Leser auch an dem Kitzel einer Ermittlung "auf eigene Faust".
"Whiteout" ist durchaus lesenswert, doch in seinem Schritttempo, das eher verhalten ist und seinen leicht zu Schablonen neigenden Charakteren nicht der absolut grandiose Wurf, zu dem das Comic gern mal stilisiert wird. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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