Und täglich grüßt das Erdmännchen - Staffel 1

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Datum: 23.08.2010 | VÖ: 27.08.2010 | Herausgeber: Polyband | Kategorie: Dokumentation

Erdmännchen sind kleine, quirlige Tiere mit schwarzen Knopfaugen, die vor allem dafür bekannt sind, dass sie auf ihren zwei Hinterbeinen stehen und die Umgebung nach Gefahren absuchen. Durch diese Haltung wirken sie sehr menschlich und genau das haben sich die Macher der vorliegenden Doku-Reihe "Und täglich grüßt das Erdmännchen" zu Eigen gemacht. Denn sie haben nicht einfach nur eine schnöde Tierdokumentation abgeliefert, sondern eine wahre Reality-Soap mit allem, was dazu gehört: Drama und Tragödie, Liebe und Romantik, Kampf und Gewalt.

Hauptdarsteller sind die Mitglieder der Familie Erdmann. Eigentlich sind sie eine ganz normale Erdmännchen-Familie, die in der Kalahari-Wüste lebt und dort ihrem täglichen Leben nachgeht. Im Grunde machen sie nichts anderes als wir Menschen auch: schlafen, fressen, arbeiten, lieben, streiten, sich fortpflanzen und sterben.

Zustande kam diese Serie dank eines Projektes der Cambridge-Universität. Wissenschaftler haben die Erdmännchen über 10 Jahre und mehrere Generationen hinweg beobachtet und dabei so einiges mit der Kamera festgehalten. Denn sie hatten ein ganz spezielles, fest installiertes Kamerasystem, das die Erdmännchen nicht nur tagsüber, sondern auch nachts in ihrem Bau beobachtete " Big Brother bei Familie Erdmann sozusagen.

Dabei haben sie den einzelnen Familienmitgliedern Namen gegeben und konnten sie so auseinander halten. Sie stellten fest, dass jedes Tier einen völlig eigenen Charakter hatte " und genau das war der große Vorteil beim Zusammenbasteln des Videomaterials für die Doku-Soap. Denn so konnte man genau diese Eigenschaften sinnvoll nutzen und die Erdmännchen dem Zuschauer näher bringen, indem man eben nicht nur eine Dokumentation mit ein paar Erklärungen machte, sondern eine echte Soap mit allem, was dieses Genre zu bieten hat. Von der zum Teil dramatischen Jagd nach Käfern und Würmern, über gefährliche Liebschaften á la Romeo und Julia, bis hin zu blutigen Revierkämpfen und wilden Gefahren der Wüste. "Und täglich grüßt das Erdmännchen" dokumentiert genau dieses bunte Treiben der Erdmann-Sippe in all seinen Facetten auf eine sehr einzigartige und unterhaltsame Weise.

Was die Serie in jedem Fall sehr amüsant macht, sind die witzigen Kommentare des Sprechers. Und wer einmal kurz in die englische Originalversion hineinhört, wird schnell feststellen, dass der deutschen Adaption des Sprechertextes kein Quäntchen Humor verloren gegangen ist. Es ist gelungen, die witzigen Wortspiele und Redewendungen, die die Erdmännchen fast menschlich erscheinen lassen, ins Deutsche zu übertragen. Vor allem diese kommentierenden Sprecher lassen den Zuschauer nicht nur kichern und schmunzeln, sondern an manchen Stellen regelrecht brüllen vor Lachen.

Außerdem wird die Serie aufgepeppt durch kuriose Namen. So heißt eine der verfeindeten Nachbarfamilien "Grabowski". Na, wer fühlt sich an einen bestimmten Maulwurf erinnert? Die Erdmännchen selber tragen Namen wie Shakespeare, Mozart oder Zaphod. Aber auch bei der Namensgebung der einzelnen Episoden bewiesen die Macher Humor, da man sich bei Titeln wie "Manche mögens heiß" oder "Die eiserne Lady" an ganz andere Dinge erinnert fühlt.

Auf der vorliegenden DVD findet sich folgende Episoden á 20 Minuten: "Die liebe Familie", "Höllische Nachbarn", "Manche mögens heiß", "Revolution", "Die eiserne Lady", "Herrenbesuch unerwünscht", "Getrennte Wege", "Wer ist hier der Boss?", "Das Recht des Stärkeren", "Aller guten Dinge sind drei", "Kolumbus und die neue Welt", "Donner über der Wüste" und "Das Leben geht weiter".

Was sich allerdings nicht auf der DVD findet " und das finde ich sehr schade " ist Bonus. Es fehlt schlichtweg Hintergrundinformation z.B. zu diesem ganz speziellen Projekt der Cambridge Universität. Denn das, was man hier als Serie präsentiert bekommt, ist nur das zu einer Doku-Soap stilisierten Ergebnis ihrer Forschungsarbeit. Aufgepeppt und witzig zurechtgemacht für den Zuschauer, erfährt man aber nicht, wer hinter dem Projekt steckt, welche Mühen die Wissenschaftler auf sich genommen haben oder auch wie man auf die Idee kam, das Videomaterial der Wissenschaftler für eine Tier-Serie zu verwenden.

Eines ist jedenfalls recht schnell beim Gucken der Sendung klar: Entweder haben die Macher beim Schneiden selbst den Überblick über dieses Videomaterial verloren, oder sie haben mit Absicht manche Szenen mehrmals verwendet und dabei das eine oder andere Erdmännchen unterschiedlich benannt.

Ich bin mir auch sicher, dass nicht alles so passiert ist, wie es in der Serie zu sehen ist und dass vor allem auch Bilder von anderen Situationen zu Szenen hinzugeschnitten wurden, um einiges besser darstellen zu können oder auch ein bisschen mehr Dramatik, Emotion und Spaß zu erzeugen. Allerdings finde ich das auch nicht weiter schlimm, denn schlussendlich geht es bei dieser Tierdokumentation nicht um wissenschaftlich korrekte Fakten, sondern vielmehr darum, dem interessierten Zuschauer das turbulente Leben eines Erdmännchens humorvoll näher zu bringen, und so ein wenig Wissen zu generieren.

Und genau das ist bestens gelungen: Keine staubtrockene Dokumentation, die zum Einschlafen animiert, sondern eine Doku-Soap auf erdmännisch vermittelt auf eine witzige Art und Weise das Leben dieser interessanten Tiere. (sak)

Wertung: 8 von 10 Punkten (8 von 10 Punkten)

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