Graf Porno und seine Mädchen

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Datum: 21.08.2010 | VÖ: 25.06.2010 | Herausgeber: 101 Pixel | Kategorie: Film

Der Niederbayer Alois Brummer zählt zu den großen deutschen Sexfilmpionieren. Auch wenn der Großteil seines Werkes als Trash erster Güteklasse einzustufen ist, haben seine Filme ihren Charme und schafften es nicht umsonst in den Späten 60er Jahen bis in die 80er Jahre hinein Millionen an Zuschauern in die Kinos zu locken. Umso erstaunlicher ist es, wenn man die Hintergründe von Alois Brummer betrachtet: Der Bauernsohn und einstiger Soldat im Zweiten Weltkrieg gründete in der Nachkriegszeit in Ingolstadt ein Speditionsunternehmen und wurde dann aufgrund eines Schuldners Besitzer zweier Kinos, was ihn allmählich ins Filmgeschäft brachte. Nachdem er anfangs lediglich Kinobesitzer war, begann er Anfang der 60er Jahre selbst Filme zu verleihen. Als das deutsche Kino dann langsam resignierte, kam Brummer auf die Idee, selbst Filme im damals neu aufkommenden Sexfilm-Genre zu produzieren. Der Clou dabei war, dass die Produktionskosten für seine Filme niedrig waren und aufgrund des damaligen großen Interesses für diese Filme die Zuschauer in Scharen in die Kinos rannten, was entsprechende Einnahmen zur Folge hatte.

Der erste Film von Alois Brummer trägt den damals reisserischen Namen "Graf Porno und seine Mädchen" und handelt von eben jenen Grafen, der reihenweise Frauen verführt. Der Privatdetektiv Harry (Rinaldo Talamonti) hat aufgrund des Grafen sogar seine Freundin verloren und machte anschließend eine Ausbildung zum Detektiven, um dem Grafen Porno das Handwerk zu legen. Er folgt der jungen Frau Gina in eine Villa, in der eine freizügige Pyjama-Fete von reichen Leuten gefeiert wird. Gina ist von dieser Orgie hingerissen und Harry hat alle Hände voll zu tun, Gina vor den Lüstlingen zu retten.

Die Inhaltsangabe hört sich " wie man sich denken kann " viel Spannender an, als der Film eigentlich ist. Dieses Brummer-Frühwerk, das von Günter Hendel inszeniert wurde, ist handwerklich zwar ganz solide gemacht, doch liegt der Fokus ganz klar auf dem gescheiterten Versuch die Handlung witzig und zusammenhängend zu erzählen. Die Folge davon ist, dass der Film inhaltlich wenig her gibt und alles in allem sehr aufgeblasen wirkt. Eine gewisse Handlung ist zwar vorhanden, diese hat jedoch offensichtlich nicht genug Format, um die gesamten 83 Minuten zu füllen. So bekommt man zahlreiche überflüssige Szenen zu sehen, wie beispielsweise eine längere Einstellung, bei der man ein paar nackte junge Frauen beim Duschen sieht, eine längere Szene auf dem Oktoberfest " natürlich ohne inhaltlichen Mehrwert " und eine weitere Szene wo man als Zuschauer teilweise die Sicht von Harry annimmt, der in der Villa die Orgie beobachtet und diese mit Monologen kommentiert. Diese Monologe kommen übrigens sehr oft vor, um gerade solche langwierige Szenen akustisch zu unterstreichen.
Diese Eigenarten des Filmes machen ihn aber dann doch auch wieder sehenswert. Freunde des Genres und Trashfilm-Fans werden an diesem Werk ihre wahre Freude haben. Und spätestens seit dem ich "Dr. Fummel und seine Gespielinnen" im Kino gesehen habe, weiss ich, wie viel Spaß so ein Nonsens machen kann, wenn man ihn mit anderen Leuten teilt. Denn neben solchen langwierigen Szenen bekommt man reichlich " schlechten " Slapstick geboten, der Spaß macht, eben weil er so schlecht ist. Sehenswert ist außerdem der grandiose Rinaldo Talamonti in seiner damals ersten Rolle. Auch Doris Arden war damals noch sehr jung und hat in "Graf Porno und seine Mädchen" eine ihre ersten Rollen gespielt. Weitere bekannte Gesichert sind die markante Ellen Umlauf und Fritz Pauli, der vorher auch kaum vor der Kamera zu sehen war.

Im Rahmen der "Erotik Klassiker"-Reihe wurde dieser erste Brummer-Film nun erstmals auf DVD veröffentlicht. "ußerlich hat sich an der Gestaltung der DVDs dieser Reihe nichts verändert. Im Rahmen einer einfachen Aufmachung bekommt man neben einer Inhaltsangabe und den wichtigsten Daten einige Bilder aus dem Film zu sehen, die Freunde des Genres auf jeden Fall ansprechen werden. Bei der Gestaltung des Menüs hat man sich sichtlich Mühe gegeben und es macht deutlich mehr her, als die vorherigen DVD-Menüs dieser Reihe. Als Bonusmaterial gibt es eine Bildergalerie und eine Trailerschau zu weiteren "Erotik Klassiker". Die Bildqualität des Films ist leider nicht perfekt und weist streckenweise deutliche Mängel auf, was aber verständlich sein sollte. Schließlich hat der Streifen schon mehr als 40 Jahre auf dem Buckel und an eine aufwändige Restaurierung ist bei dieser Art von Filmen mit Sicherheit kaum zu denken.

Alles im allen ist "Graf Porno und seine Mädchen" weniger wegen seiner inhaltlichen Qualität sehenswert, vielmehr aufgrund seiner einzigartigen Art und Weise. Es handelt sich hier schließlich nicht nur um das erste Werk von Alois Brummer und mit Rinaldo Talamonti, sondern um einen der ersten Sexfilme überhaupt und ist allein deswegen schon sehenswert. Während vorher noch das Stilmittel des Aufklärungsfilmes vorherrschend war, hat Alois Brummer den Klamauk als einer der ersten mit dem Thema Sex verbunden. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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