Ein schlicht in blau gehaltenes CD-Case aus Pappe lässt erahnen, dass es sich hierbei um ein recht minimalistisches Audioprojekt handelt. Im inneren schlummert allerdings das Programm eines Komikers, der gekonnt eine fiktive Kunstfigur darstellt, ohne diese spezifisch zu kreieren.

Wenn man ihn nicht kennt, weiß man zunächst auch nicht, was da beim Hören auf einem zukommt. Völlig unspektakulär ist sein Programm "Tatsachen" betitelt, welches man im ersten Moment auch nicht als solches identifizieren kann. Es ist zunächst anzunehmen, dass sich Rolf Miller den Titel nur für das Plakat ausgedacht hat. Nach kurzer Zeit weiß man allerdings, er spricht genau das aus, was man von sich selbst oder seinen Nachbarn auch - ja schier lästern - hört.

Im stark schwäbischen Akzent will er eigentlich nichts anderes, als Geschichten aus dem Leben der Kunstfigur "Rolf Miller" erzählen. Als Hörer kann man lediglich vermuten, dass Miller gerade am Stammtisch bei einer Flasche Bier sitzt. Dabei erinnert er stark an eine Mischung aus Gerd Dudenhöfers Figur "Heinz Becker" und Olaf Schubert.

Wer beim Starten der CD auf den großen Auftrittsapplaus wartet, der täuscht sich. Unverzüglich steigt Rolf Miller ins Programm und verwirrt leider damit zunächst jenen Hörer, der denkt sein CD-Player hätte den ersten Track übersprungen.

Hauptinhalte seiner Geschichten sind die Erlebnisse aus dem Alltag, vor allem die seines Bekannten Achim und seinem Bruder Jürgen. Dabei verzichtet er vollständig auf aktuelle Ereignisse, erzählt viel mehr von Situationen, die jeder von uns kennt und die gerne einmal im endsprechenden Niveau am Stammtisch erörtert werden. Auch wenn es dabei - natürlich immer nur bei Millers Bekannten - um Witze über Rassendiskriminierung geht, oder welchen Rolle die Frau auf der Welt hat.

Kleinkunst vom Feinsten. Auch wenn man vergeblich auf das große Gagfeuerwerk wartet, hat man bei den Geschichten ständig etwas zu lachen. Rolf Miller will gar nicht den großen Comedian geben, er schafft es mit der naiven Art seiner Kunstfigur Rolf Miller auch dies hin und wieder zu unterstreichen, was sich andere im wahren Leben kaum trauen öffentlich zu erwähnen.

Fazit: Ein 60-Minuten-Programm, welches definitiv nicht langweilig wird und aufgrund der zeitlosen Geschichten auf jeden Fall dazu anregt, sich diese CD ein zweites Mal anzuhören. (as)

Wertung: (7 von 10 Punkten)