Star Trek - The Next Generation, Band 5: Mehr als die Summe

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Datum: 01.08.2010 | VÖ: 01.05.2010 | Herausgeber: Cross Cult | Kategorie: Roman

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ist vorbei. Welch dramatische Szenen, welch schöne Tore, welch großartige Vorlagen durften wir miterleben! Das nächste Highlight für alle Freunde gepflegten TV-Kults liegt bereits in den Startlöchern: "Star Trek " Destiny", angekündigt als eine Buchtrilogie, die alle bisherigen Star-Trek-Serien verbindet und einen gravierenden Einschnitt im Star-Trek-Universum markieren soll. Soll dem Destiny-Autor David Mack jedoch ein Tor gelingen, bedarf es einer sauber heraus gespielten Vorlage. Und die ist Christopher L. Bennett mit "Mehr als die Summe" mehr als nur gelungen!

Nach einem etwas unentschlossenen Start hat der Relaunch von "Star Trek " The Next Generation" mit den Romanen "Quintessenz" und "Heldentod" ordentlich Fahrt aufgenommen. Autor Bennett hatte zuletzt einen Beitrag zur Schwesterserie "Titan" geliefert, der anspruchsvoll geschrieben war und kosmische Zusammenhänge aufgedeckt hatte.

Die Enterprise dagegen musste sich in ihrer eigenen Serie mit den Borg herumschlagen. Diese anfangs kritisch beäugte Entscheidung des Verlags entpuppte sich aber als glückliche Wahl, denn so finster und böse hatte man die Erzfeinde der Föderation lange nicht gesehen. Nun muss sich die Enterprise auf die Jagd nach der von den Borg gekaperten USS Einstein begeben. Ausgerüstet mit Transphasentorpedos und einem neuartigen Multivektor-Kampfstoff stellt sich Captain Jean-Luc Picard seiner alten Nemesis. Unterwegs trifft die Enterprise auf eine fremde Intelligenz, die die Fähigkeit besitzt, sich beinahe in Nullzeit von einem Winkel des Universums in einen anderen zu versetzen. Zu dumm, dass die Borg bereits dabei sind, diese Spezies zu assimilieren, um Kontakt zu ihren Artgenossen im Delta-Quadranten aufzunehmen …

Mit diesen einfachen Worten könnte man die Borg-Handlungsebene dieses Romans beschreiben. Ein Großteil des Romans ist allerdings dem ureigenen menschlichen Moment der Next Generation gewidmet: der Familie. Bennett gelingt es dabei, den ebenfalls auf das Thema Familie abzielenden Roman "Tod im Winter" noch blasser aussehen zu lassen als er ohnehin schon war. Picard erfährt unerwartet Vaterfreuden, Cmdr. Kandohata stellt ihr Familienleben in Frage, und auch die Haudegen Worf und Geordie LaForge reflektieren ihr Liebesleben. Im Zusammenhang mit der fremden Clusterintelligenz erhalten diese Gedanken allerdings völlig neue Bedeutung.

Erneut gibt es Besatzungswechsel an Bord der Enterprise: die engagierte T’Ryssa Chen, die sich häufig nichts um Föderationsprotokolle schwert, gewinnt auf Anhieb Sympathiepunkte. Die neue Sicherheitschefin Jasminder Choudhury schafft es, ihrem in den TV-Serien arg strapazierten Aufgabenbereich neue Facetten abzugewinnen. Ein Wiedersehen gibt es mit Guinan, dem Borg Hugh und einem weiteren ehemaligen Besatzungsmitglied der Enterprise-D, mit dem garantiert niemand rechnen wird. Ein herausragender Einfall von Christopher Bennett!

Dass dafür der militärische Leybenzon sowie Counselor T’Lana von Bord gehen, stört den Leser nicht weiter; beide Charaktere hatten sich in den Vorgängerromanen etwas abgenutzt und hätten wohl kaum Potential für die weitere Serie geboten.

Christopher Bennett gelingt es, eine solide Borg-Geschichte auf ein anspruchsvolles Niveau zu heben. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema Familie stimmen sehr nachdenklich. Schön auch, dass es letztlich nicht die Waffen, sondern diese Reflexionen sind, die den Erstkontakt und den Borg-Konflikt lösen. Eine solche Auflösung ist Star Trek in höchster humanistischer Vollendung " solche Facetten haben vielen Trek-Romanen bisher gefehlt.

Etwas weniger ansprechend ist diesmal das Cover gelungen, das die Enterprise-E in einer schrägen Ansicht zeigt. Das obligatorische Nachwort von Julian Wangler dreht sich diesmal um das in den Star-Trek-Serien gezeigte Familienleben im All.

Insgesamt ein sehr guter Roman mit einem furiosen, absolut Gänsehaut-erregendem Finale! Bennett und Mack allein im Strafraum! Bennett auf Mack! Und Mack … aber lassen wir uns überraschen! (fk)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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