Robin Hood Superbox (10 DVDs) - Die komplette Serie

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Datum: 18.06.2010 | VÖ: 26.03.2010 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Serie

Robin Hood, der Geächtete vom Sherwood Forest. Wer kennt nicht diesen Namen und die seiner Gefährten Little John, Bruder Tuck und Will Scarlet? Oder die seiner Gegner, dem Sheriff von Nottingham oder Prinz John, dem Bruder des Königs Richard Löwenherz? Robin Hoods Balladen, die es seit dem 13. Jahrhundert gibt und noch recht einfach gestrickt waren, enthielten in den ursprünglichen Fassungen weder den Sheriff noch Prinz John. Im Laufe der Zeit waren die Balladen vielfacher Bearbeitung unterworfen worden, es kamen immer mehr Figuren hinzu, der Status Robins veränderte sich mehrfach, auch die Geschichten wurden immer weiter ausgeschmückt, seine Heldentaten immer fantastischer. Bis heute hat sich daran nichts geändert. So dient auch diese TV-Serie wieder einmal dazu, unter dem Namen des grünen Bogenschützen (obwohl er in den frühen Balladen einen scharlachroten Rock getragen haben soll) die bisher bekannten Geschichten um mehrere neu erfundene Heldentaten aus dem Bereich der Mystik und Fantasy zu erweitern, die dem heutigen Zeitgeist entsprechen.

Abgesehen von ein paar wenigen Figuren hat diese Serie inzwischen nichts mehr mit dem Robin Hood zu tun, dessen Geschichten noch in den Büchern von vor 20, 30 oder 40 Jahren zu lesen waren. Weil in den Jahrhunderten davor bereits genug hinzu erfunden wurde, war man damals bestrebt, die Geschichte Robin Hoods möglichst so wiederzugeben, wie sie überliefert wurde. Inzwischen dient der Name dieser Figur aber hauptsächlich zum Transport völig frei erfundener Geschichten aus dem Reich der Mystik und Fantasy " was gerade bei dieser Serie sehr deutlich ins Auge fällt. Dass die Ballade mit dem Bogenschießwettbewerb und dem gespaltenen Pfeil hier trotzdem noch zu finden ist, ist fast schon erstaunlich angesichts dessen, mit welchen Zauberern und Hexen Robin Hood in dieser Serie zu tun hat. Der Sarazene Nasir, der in dieser Serie an der Seite Robins zu finden ist, ist in der 10 Jahre später erfolgten Verfilmung von Kevin Costner ebenfalls wiederzufinden.

Gänzlich ins Reich der Fantasie sollte man auch die Möglichkeit verschieben, dass Lady Marion in dieser Serie nicht nur bei den Geächteten lebt, sondern auch noch die Ehefrau Robins ist und Hosen trägt. Denn abgesehen davon, dass die Figur der Lady Marian (so der meistgenannte Name in den Balladen) erst Jahrhunderte später hinzugedichtet wurde, ist es unmöglich, dass im 12./13. Jahrhundert ein weibliches Wesen Beinkleider getragen haben soll, ohne um ihr Leben zu fürchten. Frauen wurden damals in vielen Ländern mit dem Tode bestraft, wenn sie in männlichen Beinkleidern erwischt wurden. Selbst heute gibt es noch einige Länder, wo Frauen für das Tragen von Hosen bestraft werden können. So wurden erst letztes Jahr (2009) im Sudan 10 Frauen mit Peitschenhieben und Bußgeldern bestraft, weil sie Hosen getragen hatten. Für Jeanne d’Arc war es ebenfalls einer der Gründe für ihre Verurteilung auf dem Scheiterhaufen. Wer also erwartet, in dieser Serie noch die Figur wiederzufinden, wie sie vielen älteren Erwachsenen geschildert wurde, als sie selbst noch Kinder waren, wird zutiefst enttäuscht. Zu gravierend sind die Veränderungen, die an dieser Handlung vorgenommen wurde. Robin Hood und seine Bande muss sich daher nicht nur den Schergen des Sheriffs und Prinz Johns stellen, sondern auch noch Hexen und Magiern, die es alle auf das Leben des legendären Bogenschützen abgesehen haben. Einigen gefällts nicht, anderen gefällts. So ist das mit dem Geschmack.

Vollkommen verwirrt dürften die Zuschauer der Erstsendung gewesen sein, als mit der dritten Staffel der vorher getötete Robin Hood durch einen neuen Robin Hood ersetzt wurde. Handelte es sich vorher angeblich um den von Michael Praed dargestellten Robin von Loxley, der seinen Namen angeblich aufgrund seiner Abstammung aus dem Dorf Loxley erhielt, so wurde mit der dritten Staffel ein neuer Robin Hood, Robert von Huntington, eingeführt, der von Jason Connery gespielt wurde. Wer bei dem Nachnamen stutzen sollte, stutzt zu Recht, denn dabei handelt es sich tatsächlich um den Sohn von Sean Connery, der als "James Bond" berühmt wurde. Sean spielte selbst einmal Robin Hood in "Robin und Marian" (1976), später sogar Richard Löwenherz in "Robin Hood " König der Diebe" (1991). Sein Sohn Jason spielt hier in der Serie den Sohn von Herne, der bisher als heidnischer Gott in Erscheinung trat. Er wurde von einem Adligen an Sohnes Statt aufgenommen und fällt in Ungnade. Robert Huntington flüchtet sich in den Sherwood Forest. Als sich nach und nach die ehemaligen Gefährten des ersten Robin Hoods um ihn versammeln, begründet er damit die Unsterblichkeit des Geächteten.

Entsprechend seiner Produktionszeit 1984-86 wurde im 4:3-Bildformat gedreht. Die Schnitte sind zeitgemäß ruhig, keine musikvideo-artigen kurze und schnelle Bildeinstellungen. Daher angenehm zu verfolgen. Die Bildschärfe ist nur durchschnittlich, aber ausreichend. Man sieht dem Bild jedoch das Alter an. Der DD 2.0-Ton ist mehrfach vorhanden, mindestens einmal in deutsch und in englisch. Je nachdem, ob auf der jeweiligen DVD auch Audiokommentare enthalten sind, kommen noch weitere englische Tonspuren hinzu. Alle Audiospuren sind klar und verständlich. Dazu kommen noch Untertitel: einmal in deutsch als Übersetzung englischer Schriften (Standard-Untertitel), einmal in deutsch für Hörgeschädigte, dazu noch die deutschen Untertitel als Übersetzungen der Audiokommentare. Die 10 Silberscheiben enthalten alle 26 Episoden der Serie in drei Staffeln mit einer Folgenlaufzeit von ca. einer Dreiviertelstunde. Da bei den für Deutschland eingekauften Episoden die Schnittschnere mal wieder emsig tätig war, hier jedoch alle Folgen ungekürzt enthalten sind, sind folglich viele Szenen enthalten, die nicht deutsch synchronisiert wurden, dafür aber mit deutschen Untertiteln versehen wurden. Ein entsprechender Hinweis erscheint auch beim Filmstart.

Allein für das Bonusmaterial muss ich hier einen separaten Textblock schreiben, weil es einfach zu umfangreich ist. Allein das "Making Of" wird in vier Teilen gezeigt mit einer Gesamtlaufzeit von fast drei Stunden (ca. 178 Minuten). Dazu kommen die Outtakes mit knapp 31 Minuten. Das Featurette "The Electric Theatre Show" nimmt ungefähr 25 Minuten in Anspruch, die unveröffentlichten Aufnahmen ca. 68 Minuten. Dazu kommen nicht weniger als 14 filmbegleitende Audiokommentare (die mit Jason Connery sind übrigens recht witzig) sowie etliche Bildergalerien mit 771 Motiven. Dann gibt es noch ein Intervier mit Clannad (Musik), ca. 13 Minuten, verschiedene internationale Titelvorspänne (ca. 3 Minuten), eine Anleitung zum Schwertkampf namens "Robin Hood 1-2-3" (ca. 8 Minuten), ein Location Report über die Drehorte (ca. 5 Minuten), einen Beitrag aus dem Frühstücksfernsehen (ca. 4 Minuten), den US-Titelvorspann sowie mehrere Musiktracks. Alle 10 Silberscheiben kommen in einer aufwändigen Sammlerbox im Hochglanz-Kartonschuber. Leider ist das dicke FSK-12-Logo auf dem Schuber nicht entfernbar.

Fazit: Sehr sehenswerte Fernsehserie, wenn man nicht streng nach den Überlieferungen geht. Wer jedoch offen ist für zeitgemäße Anpassungen, wird hier eine hervorragend produzierte Serie mit sehr guten Darstellern genießen können. Dazu mit soviel Bonusmaterial, dass man davon allein eine Serie gestalten könnte. Vorbildlich in jeder Hinsicht. Lediglich die Bildschärfe bzw.-körnigkeit hätte noch verbessert werden können. (gh)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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