Dietmar Wischmeyer wurde durch das "Frühstyxradio" bekannt, an dem auch Oliver Kalkofe mitwirkte. Zu Wischmeyers bekanntesten Figuren gehören unter anderem der "kleine Tierfreund" oder eben auch "Günther, der Treckerfahrer", um den sich in seiner neuen Doppel-CD namens "Landleben" alles dreht. So neu ist das, was man darauf zu hören bekommt, allerdings nicht. Es handelt sich um eine Zusammenstellung mehrerer Ausschnitte aus den Jahren 2001 bis 2009, in denen Wischmeyer in der Rolle des bereits erwähnten niedersächsischen Treckerfahrers auf der Bühne stand, der über sein landwirtschaftlich geprägtes Weltbild schwadroniert. Das Doppelalbum ist also ein Best-Of, jeder Track wird durch ein typisches Geräusch aus dem Landleben und einer nicht besonders verführerischen Frauenstimme angekündigt.

Mit dem Begriff Landleben assoziiert man häufig bestimmte positive wie negative Vorstellungen, wie etwa Ruhe und Idylle, aber auch Rückständigkeit und Sturheit. Wischmeyer zeigt uns als Treckerfahrer Günther, wie das Landleben besser nicht sein sollte und glücklicherweise auch nicht ist, hoffentlich! Würde man sagen, Wischmeyer greift tief in die Klischeekiste, wäre das noch maßlos untertrieben. In den Weisheiten des Treckerfahrers werden alle, jemals aufgestellten Vorurteile über die ländliche Bevölkerung vereint und auf die Spitze getrieben. Wischmeyer ist schließlich bekannt für seinen rustikalen Humor, man könnte in diesem Fall auch von "Agrar-Comedy" sprechen. Man kann förmlich die Gülle riechen, wenn man dem Treckerfahrer zuhört. Wer es nicht gerne unappetitlich oder derb mag, sollte von dieser CD sowie von allen CDs von Dietmar Wischmeyer besser die Finger lassen.

Im dörflichen Leben im fiktiven Ort Plattengülle im tiefsten Niedersachsen dreht sich fast alles um die Fortpflanzung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um Menschen oder Tiere handelt, darin sieht Günther sowieso keinen großen Unterschied. Das andere große Thema ist die Geselligkeit oder was man dafür hält. In Plattengülle scheint sich das ganze Leben entweder im Bierzelt oder im Schützenverein abzuspielen. Ansonsten ist man dort gegen alles, was modern und fortschrittlich ist oder aus der Stadt kommt. Auch die Städter bekommen ihr Fett weg und hier wird ebenfalls kein Klischee ausgelassen. Kein Wunder, dass Günther kein gutes Haar an den Zugezogenen auf dem Dorf lässt.

Eine ganze Doppel-CD, auf der nur Günther, der Treckerfahrer zu hören ist, ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Es kommen zwar immer wieder gute Sprüche vor, aber richtige Brüller sind kaum dabei. Auch das Publikum scheint nicht immer bestens unterhalten zu sein. Im ersten Track auf der ersten CD merkt man zunächst gar nicht, dass es sich um eine Live-Aufnahme handelt, da das Publikum erst nach einiger Zeit im Hintergrund auf sich aufmerksam macht. Es fehlt bei dieser Zusammenstellung die Abwechslung, wie man sie beispielsweise auf seiner CD "Die bekloppte Republik" findet, wo er verschiedene Figuren spielt. Zu den besten Stücken auf der CD "Landleben" gehören eigentlich diejenigen, in denen es sich ausgerechnet nicht um das Landleben dreht, nämlich die Erzählung der Bibel in unter zehn Minuten und die Erschaffung Niedersachsens. Diese am Ende der zweiten CD auftauchende Stücke wirken im Vergleich zu den vorherigen einfach erfrischend anders. Trotzdem merkt man auch an diesem Zusammenschnitt, dass Wischmeyer ein scharfer Beobachter der Gesellschaft ist. Viele aktuelle gesellschaftsrelevante (Reiz-)Themen wurden in Günthers Bauernweisheiten bis fast zur Unkenntlichkeit verhackstückt.

Fazit: Insgesamt einigermaßen unterhaltsam, aber letztendlich doch nicht der große Kracher. Vieles kommt in dieser Konzentration etwas zu überspitzt herüber. Es hätte auch nicht unbedingt eine Doppel-CD werden müssen. Das Artwork ist dafür ganz ansprechend, das Booklet zeigt Günther und die Plattengüller in Aktion. Dennoch ist das Ganze einfach nur typisch Wischmeyer! (jh)

Wertung: (5 von 10 Punkten)