An sich ist "Deep Space Nine" die meiner Meinung beste Star-Trek-Serie. Produzent Ira Steven Behr sagte über die Serie, er wollte sie vor allem "cool" haben. Durch die episodenübergreifende Handlung, viele dunkle Momente sowie außerordentlich viel Action und grandiose Effekte ließ die Serie ihre zeitgleich gesendete Schwester "Voyager" ziemlich blass und müde aussehen.

Am Ende der TV-Serie blieben etliche Fragen offen, was man als treuer Zuschauer aber bereitwillig akzeptierte, weil es die Saga in ihrer Gesamtheit geheimnisvoller erschienen ließ. Deswegen wollte ich ursprünglich auch auf die Fortsetzung in Buchform verzichten, die sich zum Ziel machte, diese offenen Handlungsfäden weiterzuspinnen.

Mit "Der Abgrund" erscheint bereits der dritte Roman der inoffiziellen achten Staffel. Im Mittelpunkt steht der genetisch aufgewertete Stationsarzt Julian Bashir. Genetische Manipulationen stellen einen wichtigen Teil der Star-Trek-Geschichte dar, die sog. Eugenischen Kriegen waren eine der zentralen Urkatastrophen in der fiktiven Geschichte des Star-Trek-Universums.

Nun soll Dr. Bashir im Auftrag der Geheimorganisation "Sektion 31" den abtrünnigen, ebenfalls genetisch aufgewerteten Agenten Dr. Locken aufspüren. Locken züchtet tief in den Badlands neue Jem’Hadar-Soldaten, mit denen er den gesamten Alpha-Quadranten unterwerfen will. Locken sieht sich dabei als Nachfolger des legendären Khan Noonian Singh, einen der Anführer der Eugenischen Kriege und Nemesis von Captain James T. Kirk.

Der Roman selbst ist sehr flüssig geschrieben und hätte ohne jeden Zweifel das Potential zu einer spannenden TV-Episode gehabt. Faszinierend an dem Roman ist, dass selbst DS9-Kenner neue Facetten an bekannten Charakteren entdecken. Selbst Figuren, die im Roman nicht aktiv erscheinen (z. B. Odo) werden in einem bislang unbekannten, aber äußerst stimmigen Licht beleuchtet. Allerdings ist der Roman ursprünglich Teil einer eigenen Romanserie über Sektion 31, insofern rückt das eigentliche Geschehen auf DS9 etwas in den Hintergrund und geht nur am Rande auf die Geschehnisse von "Offenbarung" ein.

Ein dickes Lob verdient erneut das Nachwort von Julian Wangler, der diesmal mehr über die genetischen Manipulationen im Star-Trek-Universum verrät. Einen Aspekt möchte ich ebenfalls nicht unerwähnt lassen: Ich hatte neulich Gelegenheit, die Star-Trek-Romane im englischen Original von Pocket Books zu Gesicht zu bekommen. Die Originale sind sehr kleinformatig und billig aufgemacht. Der deutsche Verlag Cross Cult leistet hier wesentlich bessere Arbeit, gestaltet seine Bücher sehr aufwändig und liefert stets Bonusmaterial mit. Ein dickes Lob an den Verlag!

Fazit: Ein spannendes, in sich geschlossenes Abenteuer für Deep-Space-Nine-Fans. (fk)

Wertung: (7 von 10 Punkten)