Dr. Fummel und seine Gespielinnen

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Datum: 24.04.2010 | VÖ: 14.04.2010 | Herausgeber: 101 Pixel / WVG Medien | Kategorie: Film

Wir schreiben das Jahr 1969. Von "Winnetou", der beherrschenden Leinwand-Figur der 60er Jahre, ist keine Spur mehr, das Interesse der langjährigen "Edgar Wallace"-Filmreihe geht mehr und mehr zurück, die Paukerfilme beherrschen nur noch für knapp ein Jahr die Kinocharts und der deutsche Schlagerfilm schafft es mit Hilfe von Roy Black, Peter Alexander, Heintje und Chris Roberts noch einige letzte Atemzüge zu unternehmen, bevor auch dieses Filmgenre endgültig zu Grabe getragen wird. Die 70er Jahre stehen vor der Tür und es bahnt sich das wohl schwierigste Jahrzehnt der deutschen Kinogeschichte an. Die Altmeister von einst produzieren mehr und mehr fürs Fernsehen und weil man dort gute Unterhaltung nahezu kostenlos serviert bekommt, bemüht man sich nur noch für Filme ins Kino, die man im Fernsehen nicht zeigt, nämlich die Sexfilme.

Die sexuelle Revolution der 60er Jahre hat es erstmals möglich gemacht, auch in Deutschland freizügige Filme zu produzieren und dass man mit dieser Art von Spielfilm eine Menge Geld verdienen kann, haben sehr bald viele Produzenten gemerkt. So zählen Werke wie die Aufklärungsfilme von Oswalt Kolle oder die berühmt-berüchtigten Schulmädchen-Reporte bis heute zu den erfolgreichsten deutschen Filmproduktionen überhaupt. Neben den Reportfilmen mit ihrem pseudodokumentarischen Stil waren aber gerade die Sex-Klamauk-Filme ein Zuschauergarant. Ein frühes Werk dieser Art ist der Film "Dr. Fummel und seine Gespielinnen" von Alois Brummer. Der Film stammt aus dem Jahr 1969, eine Zeit in der man noch nicht wusste, wo sich das Sexfilm-Genre in den nächsten zehn Jahren hin entwickeln würde.

"Dr. Fummel und seine Gespielinnen" ist einer dieser Filme, die einen interessanten Namen besitzen, inhaltlich dafür aber nicht viel hergeben. Die Handlung ist schnell erzählt: Ein gewisser Herr Blümlein, der sehr unter dem Regiment seiner Frau zu leiden hat, begibt sich aufgrund eines Bandscheibenleidens in die Stadt, um sich dort behandeln zu lassen. Durch einen Zufall verschlägt es ihn in einen "Massagesalon", der von einem gewissen Dr. Fummel geleitet wird. Dort geht es sehr freizügig zu und die Damen, die dort arbeiten, bieten zahlreiche erotische Leistungen an. Nachdem sich Blümlein begeistert diesem Treiben angeschlossen hat, scheint er sich mehr und mehr von dieser sexuellen Freizügigkeit überfordert zu fühlen...

Wie es bei diesen Filmen so üblich ist, muss man die Handlung als nebensächlich einstufen. Die große Stärke des Films ist dafür der herrliche Nonsens, der damals praktiziert wurde. Zahlreiche unsinnige Kalauer und Schwachsinnigkeiten regen den geneigten Zuschauer zum Lachen an. Richtige Erotik kommt bei diesem Film " gerade aus heutiger Sicht betrachtet " nicht auf und mit wenigen Ausnahmen wie Doris Arden gibt es diesmal leider kaum Frauen mit Ausstrahlung zu sehen. Nackte Haut gibt es trotzdem reichlich, was gerade in einem Sexfilm der späten 60er Jahre noch lange nicht selbstverständlich war. Neben dem genialen Hauptdarsteller Robert Fackler, der leider viel zu wenig große Rollen gespielt hat, sind hier gerade Rinaldo Talamonti als quirliger Italiener, Franz Muxeneder (er dürfte damals der einzige Schauspieler dieses Films gewesen sein, den man als Zuschauer kannte) in einer leider viel zu kleinen Rolle als Bauer und Annemarie Wendel als die Frau des Protagonisten positiv zu erwähnen. Dieses Ensemble an tollen Schauspielern sorgen für eine solide Basis des Films, die unterhaltsam ist und die durch viel Komik, sowohl freiwillig als auch unfreiwillig den Film sehenswert machen. Lediglich in der Mitte des Streifens gibt es einige Durchhänger. Im Vergleich zu andere Sexfilmen aus der Zeit bis 1969 ist "Dr. Fummel und seine Gespielinnen" sehr gelungen. Zwar kommt er von der Dichte der Gags und der Situationskomik noch lang nicht an die Sexfilme der 70er Jahre von Regisseuren wie Franz Marischka oder Hans Billian heran, doch als frühes Werk dieses Genres macht "Dr. Fummel und seine Gespielinnen" viel Spaß.

40 Jahre nach seiner Uraufführung in München wurde dieser frühe Sexfilm nun von der Firma 101 Pixel erstmals auf DVD veröffentlicht. Das Artwork der DVD-Hülle ist sauber und ansprechend gestaltet und wurde mit originalen Kino-Bildmaterial versehen. Während man auf der Rückseite der Hülle alle wichtigen Informationen und ein paar Bilder aus dem Film zu sehen bekommt, findet man in der Hülle leider nur die DVD. Ein Beiblatt oder Beiheft wäre hier wünschenswert gewesen. Dafür findet man auf der Disc nicht nur ein ansprechendes Menü, sondern auch Bonusmaterial in Form einer Trailerschau und einer ausführlichen Bildergalerie mit Aushangsfotos zum Film. Besonders Lobenswert ist die Bild- und Tonqualität. Das Bild ist für das Alter und das Genre des Films sehr gut und erstaunlich sauber. Der Ton weist ebenfalls kaum Mängel auf. Leider ist der Film mit seinen 77 Minuten geschnitten, weil dies jedoch Alois Brummer höchstpersönlich gemacht hat, um Sexszenen an denen er selbst mitgewirkt hat, zu entfernen, ist es heute leider nicht mehr möglich, die ursprüngliche Fassung zu rekonstruiere. Wenn man die Vor- und Nachteile dieses Produktes Vergleicht und sich den Verkaufspreis anschaut, bleibt eigentlich nichts anderes übrig als die Daumen nach oben zu strecken. "Dr. Fummel und seine Gespielinnen" ist mit Sicherheit nicht Jedermanns Sache. Man muss schon auf Trash- und Klamauk-Filme stehen, um Gefallen an diesem Werk zu finden. Aber gerade der Charme der Zeit und der herrliche Nonsens der im Rahmen des Films praktiziert wird, macht eine Menge Spaß. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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