Marvel Exklusiv #82 - The Hood

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 06.05.2010 | VÖ: 20.10.2009 | Herausgeber: Panini Comics | Kategorie: Comic

Wer glaubt, dass es neben den etablierten Charakteren wie Spider-man oder den X-Men keine neuen Figuren im Marvel-Universum gibt, täuscht sich. Erst 2002 haben Autor Brian K. Vaughan und Zeichner Kyle Hotz einen komplett neuen Protagonisten erschaffen, welcher sich bis heute innerhalb der wichtigsten Erzählungen im Marvel-Universum bewegt.
Parker Robbins ist ein Schmalspurganove, der sein Leben auf der schiefen Bahn seiner in einer mittelmäßigen Klinik lebenden Mutter und seiner schwangeren Frau Sara beständig verheimlicht. Zusammen mit seinem Cousin John, einem drogensüchtigen Trinker auf Entzug, dreht er ab und an mal ein Ding, wie z.B. den jüngsten Einbruch in ein Lagerhaus. Anstelle von Stapeln teurer Ware finden die beiden aber nur einen Kreis aus Kerzen und okkulte Symbole auf dem Boden des Lagerhauses vor. Das kurz darauf erscheinende, nicht sehr menschlich anmutende Wesen passt entsprechend zu dem unheimlichen Eindruck der Lagerhalle. Geistesgegenwärtig schießt Parker das Wesen nieder und der Spuk ist vorbei. Damit er wenigstens etwa von diesem misslungenen Raubzug nach Hause nehmen kann, nimmt Parker den Umhang und die Stiefel des Wesens an sich, ohne zu ahnen, dass er damit die Tür zu einem neuen Leben voller spannender Abenteuer, aber auch einer Menge "rger aufstößt.
Es stellt sich nämlich heraus, dass die Kleidungsstücke übernatürliche Kräfte verleihen: dank der Stiefel kann Parker auf Luft gehen, also schweben, und der Umhang lässt seinen Träger unsichtbar werden, solange er die Luft anhält. Das sind nicht unbedingt welterschütternde Kräfte, aber für die kriminellen Machenschaften der beiden Cousins genau das richtige Zubehör. Doch leider übernehmen sich die beiden schon bei ihrem nächsten Raubzug gewaltig. Sie haben es auf eine Lieferung von Rohdiamanten abgesehen, welche eigentlich dem Golem, einem ehemaligen Gefolgsmann des Kingpins, gehören. Parker kann zwar Diamanten im Wert von eineinhalb Millionen erbeuten, doch er landet damit auf den Abschusslisten von Polizei, FBI und natürlich dem Golem.

Die nun in der Reihe "Marvel Exklusiv" veröffentlichten sechs Hefte der Serie "The Hood" erzählen die Entstehungsgeschichte und die ersten Erlebnisse der von Autor und Zeichner neu erschaffenen Figur, welche keine solche Aufmerksamkeit genießen würde, wenn sie nicht eine relevante Rolle in den Erzählungen rund um den "Dark Reign"-Zyklus spielte.
Das eigentliche Comic "The Hood" selbst liest sich zu Beginn merklich frischer und interessanter als in den späteren Heften des Bandes. Anfangs ist Parker Robbins nicht der fast schon typische Gauner, der leider, leider auf die schiefe Bahn geraten ist und eigentlich ein Herz aus Gold hat. Parker ist kein Engel: als ein Pfleger ihn darauf anspricht, was Parker denn immer seiner Mutter für utopische Pläne erzählt, bedroht Parker ihn mit einem Messer. Während seine schwangere Frau zuhause auf ihn wartet, besucht Parker eine Prostituierte, die ihn schon sehr gut zu kennen scheint. Später schlagen er und sein Cousin einen Anwerber von Hydra zusammen. All das sind Handlungen eines schlechten Menschen, doch Autor Vaughan lässt Parker in kein eindeutiges Lager kippen.
Der Fund der dämonischen Ausrüstung verleiht der Figur eine andere Dynamik. Parker bewegt sich plötzlich in anderen Gefilden, er bekommt es mit Schurken wie Madame Rapier, Constrictor, Shocker und Jack O'Lantern zu tun. Dass es gleich vier kostümierte Schurken sein müssen, ist für manchen sicherlich etwa zu dick aufgetragen. Auch die zuvor recht gut geschriebene Grauzone, in der Parker verortet war, wird mit kitschigen und vorhersehbaren Momenten kontaminiert. Mitunter lösen sich Situation zu Parkers Gunsten auf, bei denen ihm man nur geringe Chancen zugeschrieben hätte - immerhin ist er ein normaler Mann mit lediglich zwei übernatürlichen Fähigkeiten, die er nur kurze Zeit kennt. Es schleicht sich der Verdacht ein, dass ein wenig zu stark von Autor Vaughan an den Figuren und Geschehnissen gebogen und geschraubt wurde, damit das gewünschte Ergebnis herauskommt. Weil sich der Beginn als eine gute Einstimmung liest, ist das Gefühl, dass der Unterhaltungsfaktor abbaut, unausweichlich. Hinzu gesellt sich für erfahrene Leser ein kleines Déja-vu, denn man fühlt sich in Teilen an Garth Ennis' "Hitman" erinnert. Trotzdem ist "The Hood" ein angenehm zu lesendes Comic, da es unverbrauchte Figuren und relativ bodenständige Szenarien bietet.
Besonders angenehm fallen die Zeichnungen von Hotz auf, welche teilweise einen Hauch der Atmosphäre von Großmeister Kelley Jones anklingen lassen können. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.