Die Pagode zum fünften Schrecken

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Datum: 02.04.2010 | VÖ: 15.01.2010 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Hongkong, Ende der 60er Jahre: Robert Cummings (Bob Mitchell), Journalist und Casanova mit Leib und Seele, verbringt seine Arbeitspausen gerne am Pool, umgeben von leicht bekleideten Damen und immer in unmittelbarer Nähe zur nächsten Bar. Leider werden seine Urlaubstage durch ein Verbrechen empfindlich gestört - so stattet ihm zunächst Inspekor Chiao einen Besuch ab und befragt ihn zu einem kürzlich ereigneten Mord. Das Opfer hatte vor dessen Ableben Cummings eine Nachricht zukommen lassen wollen, welche dem Arm des Gesetzes nun weitere Fragen aufwirft. Aber auch Cummings kann nicht wirklich weiterhelfen, bis auf den Namen des Getöteten, mit dem er auf einer früheren Veranstaltung lediglich einige Worte gewechselt hatte, ist er sich keiner Verbindung zu seiner Person bewusst. Als er jedoch kurz darauf zwei Poolbekanntschaften zum Essen ausführen will, endet der Abend in einer rasanten Verfolgungsjagd, und es scheint, als hätten die unbekannten Männer es nicht nur auf ihn abgesehen. Dem Gesetz des investigativen Reporters folgend, gerät Cummings alsbald ins Visier einer obskuren Geheimorganisation, und auch die Polizei beginnt, an seiner Unschuldsbeteuerung zu zweifeln.

Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob "Die Pagode zum fünften Schrecken" (Originaltitel: "Five Golden Dragons") wirklich zum Universum der Edgar-Wallace-Filme gezählt werden darf. Zwar beteuerte Regisseur Jeremy Summers ("Die Rache des Dr. Fu Man Chu"), dass der Film auf den Erzählungen von Wallace' "Sanders"-Geschichten basieren würde - das vorliegende Werk wurde damals allerdings nie unter dem Edgar Wallace-Franchise beworben und vertrieben, obwohl dies zur damaligen Zeit den Erfolg des Filmes quasi garantiert hätte. Trotzdem finden sich in den meisten Filmographien und Quellen mindestens kurze Erwähnungen, Grund hierfür dürfte Autor und Produzent Harry Alan Towers sein, welcher sich bereits drei Jahre zuvor für den Wallace-Film "Sanders und das Schiff des Todes" verantwortlich zeigte.

Ungeachtet dessen, bei welchem Stoff man sich letztendlich für den Plot bedient hat, der erste Eindruck fällt zunächst recht positiv aus. Der Film steigt schnell ins Geschehen ein und lässt dem Zuschauer kaum eine ruhige Minute, trotz des recht hohen Tempos wirkt die Entwicklung der Geschichte immer schlüssig und zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar. Hier darf auch Bob Mitchells gutes Schauspiel nicht unerwähnt bleiben, er spielt den naiven, oft unbeholfenen und stellenweise sogar tollpatschigen Charakter des Robert Cummings ausgezeichnet, bis zuletzt kann man sich nie ganz sicher sein, ob hinter dem seltsamen Verhalten des Journalisten nicht doch mehr steckt, als es sein Auftreten augenscheinlich vermuten lässt. Klaus Kinski verkörpert wie in so vielen Edgar-Wallace-Filmen einen zwielichten Handlanger. Zwar spielt dieser keine tragende Rolle, aber selbst bei den wenigen Momenten, in denen Kinskis Figur in Erscheinung tritt, lässt sich sofort sein erhebliches schauspielerisches Talent erkennen.

Trotz des guten Gesamteindrucks krankt die deutsche Veröffentlichung an einigen nicht übersehbaren Problemen: Im Gegensatz zur englischen Originalfassung wurde die lokalisierte Version um ganze 25 Minuten gekürzt. Aufgrund dessen hat man sich wohl daraufhin dazu entschlossen, Szenen und auch ganze Abfolgen umzuschneiden, was sich an einigen Stellen recht störend bemerkbar macht. Desweiteren muss auch die Übersetzung kritisiert werden. Im direkten Vergleich mit der Originalsynchronisation wirken manche Dialoge nicht zur Situation passend, unverständlich oder unlogisch. In manchen Szenen hat man sich zudem(wahrscheinlich wegen der vielen Schnitte) entschlossen, den Hauptcharakter als Off-Stimme einzusetzen, um eine leichtere Nachvollziehbarkeit der Geschichte zu gewährleisten. Dieses gern genutzte Stilmittel will sich aber nicht in den sonst sehr stimmigen Ablauf des Films einfügen, sodass die Off-Kommentare als unnötig, wenn nicht gar störend empfunden werden.

Jene Personen, welche die deutsche Schnitt- und Zensurleidenschaft konsequent ablehnen und für die oben genannte Mankos kaufentscheidend sind, dürfen sich über das einzige, dafür umso nettere Extra freuen, denn die ungeschnittene Originalfassung ist auf der DVD ebenfalls enthalten. Leider, und das ist hier umso ärgerlicher, hat man es versäumt, dem Film noch zuschaltbare Untertitel zu spendieren, weshalb Englischunkundige aus diesem Bonusmaterial komplett ausgesperrt werden. Schade, dass hier die Vorteile des Mediums (mal wieder) nicht voll genutzt wurden. Ansonsten schneidet die DVD qualitativ gut ab. Die deutsche Version wurde, wie ein Text zu Anfang des Films hinweist, aufgrund von "beschädigtem und zensiertem Material" "aus mehreren Abtastungen zusammengesetzt", was man ab und zu bemerkt, wenn der Ton plötzlich für einige Sekunden ungewöhnlich dumpf und mit vestärktem Rauschen wechselt, oder das Bild plötzlich etwas an Farbe verliert. Auch die Schärfe ist nicht konstant und wechselt hin und wieder, die Kontraste hingegen sind fast immer auf hohem Niveau, im Hinblick auf das Alter des Ausgangsmaterials. Insgesamt kann man mit der Qualität dennoch zufrieden sein. Bis auf die bereits erwähnte ungeschnittene Fassung und eine Bildergalerie bietet die DVD kein weiteres Bonusmaterial - was allerdings bei weiterer Überlegung verständlich ist, da mehr Extras mehr Platz auf der DVD benötigt hätten und dies wohl eine Herabsetzung der gesamten Bitrate des Films und damit letztendlich eine Reduzierung der Qualität zur Folge gehabt hätte.

Bei dieser Veröffentlichung dürfen nicht nur Wallace-Jünger zugreifen, auch normalen Filmliebhabern und Leuten, die einer interessanten Mischung aus Krimi- und Abenteuerfilm mit nostalgischem 60er Jahre-Flair nicht abgeneigt sind, kann man diesen exotischen Film uneingeschränkt empfehlen. (jb)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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