Straßenfeger Edition 16 - Zu viele Köche / Rebellion der Verlorenen

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Datum: 14.03.2010 | VÖ: 23.11.2009 | Herausgeber: Studio Hamburg | Kategorie: Serie

Horst Tappert und Joachim Fuchsberger gehören zweifelsohne zu den populärsten deutschen Kriminalfilm-Schauspieler des letzten Jahrhunderts. Während Tappert mit seiner Rolle als Stephan Derrick knapp 25 Jahre lang weltweit das Publikum begeistern konnte, schrieb Fuchsberger als Edgar-Wallace-Inspector Filmgeschichte. Bereits im Jahr 1960 spielten beide zusammen im Kriminal-Mehrteiler "Zu viele Köche" mit, der damals für die ARD produziert wurde. Schon allein die hervorragende Besetzung mit hochinteressanten Schauspielern wie Heinz Klevenow, Rosl Schäfer, Gerlinde Locker oder den oben genannten Herrschaften macht diese Filmreihe sehenswert. Viele dieser Darsteller kommen vom Theater, was sich deutlich auf die Qualität der Filme auswirkt. Für die Inszenierung des Stoffes, der auf den Romanen des beliebten Krimiautoren Rex Stout basiert, war niemand Geringeres als Kurt Wilhelm zuständig, der auch an der Erstellung des Drehbuchs beteiligt war. Sein Bruder Rolf Wilhelm war für die vorzügliche musikalische Untermalung der Filme zuständig.

"Zu viele Köche" handelt vom New Yorker Detektiv Nero Wolfe, der zusammen mit seinem Assistenten Archie Goodwin nach Kanawha Spa reist, um dort als Ehrengast an einem Kongress der wichtigsten Küchenchefs der Welt teilzunehmen. Der berühmte, jedoch aber auch unbeliebte Koch Philipp Laszio ist ebenfalls vor Ort und wird schnell Mittelpunkt des Geschehens: Seine Frau behauptet, dass jemand versucht hat, ihren Mann zu vergiften. Wolfe nimmt die Sache nicht ernst und schenkt ihr keinerlei weiterer Bedeutung, doch plötzlich wird der Meisterkoch tot aufgefunden...

Dieser Kriminalfall wird in fünf Teilen erzählt, die jeweils eine Spieldauer von knapp 50 Minuten haben. Aus heutiger Sicht wird die Geschichte vielen Zuschauern mit Sicherheit zu eintönig und langatmig erscheinen, wer sich jedoch darauf einlässt und es schafft, in diese Erzählung abzutauchen, der wird bestens unterhalten. Wilhelm ist hier hervorragend gelungen, einen Kriminalfilm klassisch zu erzählen und viele Elemente aus dem Theater-, Film- und Fernsehbereich miteinander zu vereinen. Der Spannungsbogen der einzelnen Episoden ist gut gespannt und macht jeweils Lust auf die Fortsetzung. Im Gesamtbild macht "Zu viele Köche" einen hervorragenden Eindruck, was natürlich an der hochwertigen Arbeit der jeweiligen Beteiligten liegt. Einzig die Bild- und Tonqualität ist nicht durchgehend perfekt, jedoch muss man berücksichtigen, dass es sich hier um Material handelt, dass schon 50 Jahre auf dem Buckel hat. Den Umständen entsprechend bekommt man hier eine brauchbare und sehenswerte DVD-Umsetzung zu sehen.

Im Rahmen der "Straßenfeger Edition" der Firma Studio Hamburg wurde dieser Kriminalklassiker nun im Verbund mit dem TV-Dreiteiler "Rebellion der Verlorenen" auf DVD veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um eine weitere Krimi-Produktion für die ARD, die erstmals im Jahr 1969 gesendet wurde. Diese Produktion ist schon allein aufgrund der Thematik hochinteressant: Der ehemalige Soldat Heinrich Kühn hat sich im Krieg eine Hirnverletzung zugezogen, was dafür gesorgt hat, dass er seinen eigentlichen Beruf als Buchhändler nicht weiter ausführen kann. Stattdessen arbeitet er mittlerweile als Toilettenwärter und hat sich mit seinem Schicksal arrangiert. Seine drei Söhne sind jedoch der Meinung, dass die Situation des Vaters daran schuld ist, dass sie selbst Probleme im Leben haben. Während sich David, ein ehemaliger Fremdenlegionär, schwer tut, wieder den Weg zurück in den Alltag zu finden, hat der unterdurchschnittlich begabte Paul kein Glück bei den Frauen. Alex, der dritte Sohn von Heinrich Kühn, hat seine Laufbahn als Leichtathlet aufgrund einer Disqualifizierung hinter sich bringen müssen und scheitert anschließend an dem Versuch, Geschirrspülmaschinen zu verkaufen. Resignation und Aggression überkommen die drei Brüder. Es folgt eine ungeheuer große Gewaltbereitschaft, was der erste Schritt in den Abgrund ist...

Die Romanvorlage zu dieser Filmreihe stammt von Henry Jaeger. Für die Drehbuch-Umsetzung ist niemand Anderes verantwortlich als der großartige Wolfgang Menge ("Das Millionenspiel"). Pünktlich zur sozialen Revolution in den späten 60er Jahren wurde dieses hochbrisante und damals topaktuelle Thema für das Fernsehen adaptiert und hat sich als ein wertvolles, aber trotzdem auch unterhaltsames und fesselndes Zeitdokument etablieren können. Um eine gute Geschichte auch überzeugend verfilmen zu können, benötigt man natürlich in erster Linie einen fähigen Regisseur, der in diesem Fall wohl nahezu perfekt gewählt wurde. Fritz Umgelter, der hoch anspruchsvolle Fernsehgeschichte mit Filmen oder Serien wie "So weit die Füße tragen" geschrieben hat, leistete bei diesem Projekt wieder sehr gute handwerkliche und künstlerische Arbeit. Zwar gab es damals und auch heute seitens der Zuschauer Kritik, dass die Motive der drei Brüder nicht deutlich genug inszeniert wurden, doch das runde Gesamtbild der drei Filme in Spielfilmlänge wird dadurch nicht getrübt. Die Folge ist, dass es sich bei "Rebellion der Verlorenen" um einen spannenden Dreiteiler handelt, der auch heute noch fesseln kann. Abgerundet wird diese Produktion von den zahlreichen tollen Schauspielern wie Hermann Treusch, Martin Lüttge, Peter Danzeisen, Fritz Tillmann, Werner Kreindl oder den großartigen Joachim Teege in der Rolle als Heinrich Kühn. Die Bild- und Tonquailtät dieser drei Filme ist für das alter des Materials sehr gut.

Auch wenn der Stil dieser beiden Krimi-Serien unterschiedlich ist, passen sie aufgrund vieler anderer Faktoren wie die Entstehungszeit und die hochwertige Besetzung vor und hinter der Kamera sehr gut zusammen. Bei der Box, die beide Serien beinhaltet, handelt es sich um die 16. Veröffentlichung der "Straßenfeger Edition". Wie auch bei den anderen Veröffentlichungen dieser Reihe hat man sich bei dieser DVD-Box wieder viel Mühe gegeben. Das Artwork passt sich zwar an die Edition an, die individuelle Bebilderung der einzelnen Elemente des Produktes wirken dafür sehr edel, sorgen für Abwechslung und machen Lust auf mehr. Die beiden Serien sind auf insgesamt vier DVDs untergebracht, die sich in einer jeweils eigenen Digipack-Hülle befinden. Diese wurden in einem stabilen Schuber untergebracht. Während man auf der Rückseite des Schubers die wichtigsten Daten und Informationen zu den beiden Serien finden kann, wird die Inhaltsangabe auf den Rückseiten der jeweiligen Digipack-Verpackungen konkretisiert. Durch die durchsichtigen Plastikhalterungen, die für die Aufbewahrung der einzelnen Scheiben zuständig sind, hat man die Möglichkeit genutzt, die Innenflügel mit weiteren Bildern auszustatten, was das Gesamtbild der Box wunderbar abrundet. Neben einem Werbeflyer für die "Straßenfeger Edition" liegt der Box ein Begleitheft bei, das ausführlich über die beiden Serien informiert. Neben zahlreichem weiteren Bildmaterial bekommt man alle wichtigen Daten und einige weiterführende Texte zu sehen, die dafür sorgen, dass dem Zuschauer keinerlei Fragen offen bleiben. Das Menü der DVDs ist wieder ansprechend gestaltet und neben diversen Straßenfeger-Trailern bekommt man zwei ausführliche Interviews mit Joachim Fuchsberger (bezüglich "Zu viele Köche") und Martin Lüttge (bezüglich "Rebellion der Verlorenen") zu sehen, die beide eine Laufzeit von über einer Stunde haben und ungeheuer viele Informationen aber auch Emotionen beinhalten. Beide Interviewpartner sind sehr offen und herzlich, was dafür sorgt, dass dieses Bonusmaterial sehr viel Spaß macht. Dies tröstet auch ein wenig darüber hinweg, dass auch diesmal wieder komplett auf Untertitel für Hörgeschädigte verzichtet wurde.

"Zu viele Köche" und "Rebellion der Verlorenen" sind zwei sehenswerte Krimiklassiker, die auch heute nichts an ihrer Faszination verloren haben und sich ohne Probleme mit heutigen Produktionen messen können. Wer von modernen, übertriebenen Mainstream-Inszenierungen noch nicht abgestumpft ist, wird mit diesen Produktionen sehr viel Freude haben. Die dazugehörige DVD-Box lässt mal wieder kaum einen Wunsch offen und aufgrund des tollen Mehrwertes der beiden Interviews gibt es von meiner Seite aus wieder einmal volle Punktzahl. (sk)

Wertung: 10 von 10 Punkten (10 von 10 Punkten)

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