Outlander

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Datum: 22.03.2010 | VÖ: 22.01.2010 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Im Jahre 706 n. Chr. geht über dem Land, das wir heute als Norwegen kennen, ein Komet nieder und schlägt genau in einen See ein. Der Himmelskörper ist aber kein Felsbrocken, sondern das Raumschiff von Kainan (Jim Caviezel), welcher auf der Erde Schiffbruch erleidet. Als einziger Überlebender des Absturzes sieht sich Kainan in der Welt der Wikinger gestrandet, doch das ist nicht seine Hauptsorge, sondern vielmehr der Grund für den Absturz des Schiffes: etwas Gefährliches war an Bord und es lauert nun in den tiefen Wäldern Norwegens auf ahnungslose Opfer. Kainan macht sich auf die Suche nach der außerirdischen Bedrohung, wird jedoch schnell von Wulfric (Jack Huston) überrumpelt und gefangengenommen. Der Wikinger hält Kainan für die Ursache der Zerstörung eines Dorfes und schleppt ihn in seine Siedlung, um über ihn zu richten. Kurz darauf wird die Siedlung angegriffen. Man vermutet einen Vergeltungsschlag des Häuptlings Gunnar (Ron Pearlman), der sich für die Zerstörung seines Dorfes rächen will, doch Kainan weiß, was wirklich hinter dem Angriff steckte. Er schafft es, dem König des Stammes Rothgar (John Hurt) zu warnen: eine den Wikingern unbekannte Kreatur streift durch ihre Wälder: ein Moorwen, eine wilde Bestie mit unstillbarem Hunger nach Fleisch. Die Wikinger glauben eher an einen wilden Bären und begeben sich auf die Jagd. Kainan gelingt es, durch das Erlegen des Bären das Vertrauen der Wikinger zu erlangen und als ihr Mitstreiter aufgenommen zu werden, doch die eigentliche Jagd auf den Moorwen steht erst bevor und wird für die Wikinger die größte Herausforderung ihrer Stammesgeschichte darstellen. Für Kainan selbst ist es eine ebenso wichtige Angelegenheit, denn seine Familie fiel dem Moorwen zum Opfer, doch dies war nicht der Anfang der Geschichte um Kainan und das außerirdische Monster.

Die Handlung mutet zunächst sehr abstrus an: ein Raumschiff stürzt bei den Wikingern ab und bringt eine außerirdische Bestie mit sich, aber der Film macht von Anfang an klar, dass dieses Szenario nicht zwingend lächerlich sein muss. Kainan verhält sich wie ein hochmoderner Gestrandeter: er orientiert sich über seine neue Situation und passt sich an, d.h. er lädt sich in einer sichtlich schmerzhaften Prozedur die Sprache der Wikinger ins Gehirn, installiert ein Hilfesignal und begibt sich dann auf Erkundung, wo er schließlich Gefangener wird. Auch die Wikinger sind ernstzunehmend präsentiert: in einer kalten Welt voller Gewalt und Machtkämpfe zwischen den Stämmen versuchen sie, ein behütetes Leben zu führen und werden mit einem Fremden konfrontiert, welcher ihnen von einer unfassbaren Gefahr berichtet.
Da die einzelnen Szenen und Aspekte des Wikingerlebens sehr bodenständig und nicht aufgesetzt präsentiert werden und die Besetzung der Nordmänner, allen voran John Hurt, ihre Rollen einfach gut zu präsentieren weiß, ist man als Zuschauer nicht lange skeptisch, was das Szenario angeht.
Hier beweist sich einmal mehr die Wahrheit des Spruchs "Weniger ist mehr", denn dadurch, dass bei den Wikingern trotz leicht plakativer Präsentation dann nicht allzu dick aufgetragen wird, kann der Film doch überzeugen. Dennoch bleibt die "Tiefe" auf dem Niveau eines Hollywood-Actionfilms, welcher die Figuren nur soweit zeichnet, wie sie für ihre Rollen gebraucht werden. Somit findet man doch immer wieder Anklänge an typische Klischees des Heldenepos: den grüblerischen, ehrwürdigen alten König Rothgar, den ambitionierten, aber übereifrigen Thronfolger Wulfric und die ebenso schöne wie taffe Königstochter Freya (Sophia Myles), die sich unweigerlich vom charismatischen und geheimnisvollen Kainan angezogen fühlt.
Das düstere Setting der Norwegischen Wälder und Berge und die allgegenwärtige Bedrohung durch den Moorwen sorgen aber eben so noch für genug Zug in der Handlung und Verschleierung der Klischees, dass man interessiert dran bleibt, um das Schicksal des Stammes mitzuerleben.

Der Moorwen selbst ist dann jedoch eindeutig Geschmackssache, denn ein computergeneriertes Biest, welches von innen heraus rot leuchtet, kann man entweder nur annehmen oder überhaupt nicht als die bestimmende Bedrohung des Films hinnehmen. Immerhin wird der Moorwen nicht komplett als blutrünstige Ausgeburt der Hölle verheizt. Es handelt sich bei ihm um den letzten Bewohner eines Planeten, den Kainans Volk ausrottete, um sich neuen Wohnraum zu erschließen. Die Wüterei des Moorwen kann also als provozierte Wut ausgelegt werden. Trotzdem setzt man auf klassische "ngste: der Moorwen ist flink, unberechenbar und vor allem grausam - dementsprechend finden Kainan und die Wikinger in der Höhle des Moorwen Berge von Leichen, welche wiederum erschreckend echt dargestellt werden, was man erkennen kann, als Freya auf diesem Leichenberg herumkriecht.
Sowieso sind speziell Maske und Kostüm die deutlichen Stärken von "Outlander". Während Kainan mit akkurat gestutztem Haupthaar herumläuft, sind die Wikinger zottelige, langbärtige Krieger, die sich in Felle kleiden. Unter ihnen stellt der gesichtstätowierte Gunnar mit seinen Kriegshämmern ein kleines Highlight dar.

Mit 110 Minuten Spiellänge nimmt sich der Film einige längere Dialogszenen, um Kainans Geschichte zu erzählen. Die Actionsequenzen sind dann punktuelle Ausbrüche absoluter Unruhe. Hier ist die Kamera immer unglaublich unruhig und wackelig, dass man die einzelnen Aktionen nur erahnen kann. Der Verdacht drängt sich auf, dass davon abgelenkt werden soll, dass eine wirkliche Choreografie der Kämpfe nicht zur Verfügung stand.
Leider verliert der Film in der zweiten Hälfte auch an Spannung, da es beständig nur darum geht, den Moorwen zu erlegen und sich diese Maßgabe beginnt abzunutzen. Gegen Ende geht der Tiefe der Handlung merklich der Atem aus. Die letzten Passagen sind heroisch und klischeehaft verklärte Spielereien, in denen die Geschehnisse sich nur noch durch die Erfordernisse des Drehbuchs im Hinblick auf das Ende erklären lassen.
Dennoch weiß "Outlander" eine interessante Begebenheit in einem noch nicht zu sehr verbrauchten Setting zu erzählen und kann vor allem durch Handlungsaufbau und Präsentation der nordischen Welt überzeugen.

In der Extras-Sektion der DVD finden sich der originale Trailer, der deutsche Trailer und eine zusätzliche Audiospur mit Kommentaren von Regisseur, Autor und Produzenten. Wer sich weiteres Bonusmaterial (u.a. Making of, entnommene Szenen) wünscht, kommt um die 2-Disc-Variante mit zusätzlicher DVD nicht herum.
Für die hier angestellte Besprechung wurde allerdings nur die Single-Disc-Variante in Betracht gezogen, welche eine offensichtlich recht magere Zusatzausstattung bietet. (mp)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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