Die Film + Spiel Box (Odysseus + Athena)

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Datum: 23.02.2010 | VÖ: 24.10.2008 | Herausgeber: KNM | Kategorie: Zeichen & Trick

Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um ein Bundle des Zeichentrickfilms "Odysseus" mit dem PC-Spiel "Athena". Die Geschichte erzählt von dem tapferen und listigen Helden Odysseus von Ithaka, der mit seinen Männern das Trojanische Pferd baute, die Stadt Troja zerstörte und eine zehnjährige Irrfahrt überstehen musste. Der Film steigt nach Einblendung des Titels (in Originalsprache) und einer viel zu kurzen Einleitung sofort in die Handlung ein. Die Geschichte beginnt vor den Toren Trojas.

Man hat bei dieser Verfilmung wenig Wert auf Gefühle, Sentimentalitäten und Details gelegt. Odysseus wird oft zu "cool" dargestellt. Besonders in der Szene, in der seine Männer den größten Frevel begehen und unerlaubt den Sack mit den Winden öffnen: das Schiff wird kurz vor dem Ziel wieder von Ithaka fortgeweht, aber Odysseus bleibt ruhig und unbeeindruckt. An Stellen, an denen man eine emotionale Reaktion erwartet, kommt nichts anderes als Gleichgültigkeit oder eine längere Kunstpause. Danach folgt gleich, zu forsch und ohne große Überleitung die nächste Szene. So wird die Geschichte in Form von Fakten etwas lieblos aneinandergestückelt. Man merkt richtig, wie die wichtigen Etappen Schritt für Schritt abgearbeitet werden, mehr aber nicht. Die Autoren haben sich schlicht und einfach nur auf das Wesentlichste der Handlung konzentriert, ohne dabei näher auf die Feinheiten der Charaktere einzugehen. Wobei auch die Handlung nur oberflächlich behandelt wurde und noch einige Fakten fehlen. Außerdem werden eher unwichtige Szenen, wie beispielsweise der Widerstand gegen die Sirenen, zu sehr in den Mittelpunkt gestellt und in die Länge gezogen. Hier lässt Odysseus das erste Mal richtig seinen Gefühlen freien Lauf. Dass aber seine Männer von Zyklopen nach und nach verspeist werden, kann ihn nicht erschüttern. Dass alle anderen Schiffe außer seinem untergehen, lässt ihn kalt. Weitere solcher Momente findet man bei Odysseus’ Heimkehr. Die Begegnung mit seiner Frau Penelope ist viel zu kurz und selbstverständlich dargestellt. Ihre Überraschung hätte man noch besser ausdrücken können. Immerhin hat sie ihren Mann über 20 Jahre nicht gesehen. Man deutet das Wiedersehen nur an und zeigt in der nächsten Szene Odysseus einige Jahre später schon wieder auf seinem Schiff. Ebenso seltsam ist die Reaktion seines Sohnes, der Odysseus einen Moment skeptisch anschaut, ihn dann aber sofort als seinen Vater erkennt. Wobei er selbst bei Odysseus’ Abreise noch ein kleiner Junge gewesen sein muss.

Allein die Tatsache, dass man bis kurz vor Ende des Films nicht erwähnt, dass Odysseus überhaupt eine Frau und einen Sohn hat ist sehr eigenartig und trifft den Zuschauer, der sich vorher nicht mit dem Thema beschäftigt hat, vollkommen unvorbereitet. Er spricht nur immer davon, dass er nach Hause will. Ebenso seltsam ist, dass die Figuren während der ganzen Zeit nicht sichtbar altern. Zur Veranschaulichung der zehnjährigen Irrfahrt hätte man Odysseus’ Haare doch wenigstens ein bisschen ergrauen lassen können. Trotz der doch recht langen Spieldauer von fast 1 ½ Stunden, sind die meisten Szenen im Detail zu kurz und lieblos ausgefallen. Das Gefühl einer Verzweiflung aufgrund der langen Irrfahrt, die Qual und Trauer über den Tod seiner Gefährten, vermisst man bei dieser Darstellung des Odysseus gänzlich. Dass der Fluch der langen Odyssee auch hauptsächlich in der Rache Poseidons begründet liegt, kommt nicht zur Geltung.

Positiv zu erwähnen sind jedoch überwiegend die Sprecher. Zumindest die Stimme von Odysseus wirkt sehr natürlich, kraftvoll und damit auch glaubwürdig. Gelungen ist auch die musikalische Untermalung des Films, die jedoch leider in einer ständigen Wiederholungsschleife endet und irgendwann wirklich nervt. Bei der Zeichnung und Gestaltung der Figuren und der Landschaften hat man sich sichtbar Mühe gegeben, so dass der Unterschied zu Billigproduktionen doch deutlich ist. Leider beinhaltet die DVD keine Specials, geschweige denn irgendeine Art Auswahlmöglichkeiten außer "Filmstart". Alles in allem ist die Verfilmung in groben Zügen aber in Ordnung und von der gestalterischen Seite recht gut gelungen.

Zuletzt möchte ich noch auf das dazugehörige PC-Spiel eingehen. Bei dem Titel "Athena" erwartet man ein spannendes Adventure passend zum Film, bei dem man in die Rolle des Odysseus schlüpft und spannende Abenteuer und Aufgaben bestehen muss. In Wirklichkeit bekommt man ein schlichtes Strategiespiel, das man vielmehr als Minispiel bezeichnen könnte. Hierbei muss man Schiffe mit Hilfe des Windes und der Strömungen in das gegenüberliegende Ziel bewegen. Als Schwierigkeiten erwarten den Spieler z.B. Sandbänke, Steine werfende Zyklopen und Schleusen, die zuerst geöffnet werden müssen. Trotz allem wird das Spiel schon nach sehr kurzer Zeit langweilig, weil das Ziel immer das gleiche ist. Nur an Wind und Strömungen zu drehen ist auf Dauer sehr eintönig und ist nicht besonders anspruchsvoll. Auf der CD-Rom befindet sich noch die Vollversion von "Hühner Rache Deluxe" und weitere Minispiele als Demoversion. (sl)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

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