Oliver Hardy - Filmedition 1

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Datum: 22.02.2010 | VÖ: 26.11.2009 | Herausgeber: e-m-s | Kategorie: Film

Endlich eine eigene Kollektion für den am 18. November 1892 in Harlem/Georgia geborenen und am 7. August 1957 in Hollywood/Kalifornien verstorbenen Komiker Oliver Norvell Hardy, der in aller Welt als beleibtere Hälfte des Komikerduos "Laurel & Hardy" bekannt war! In Deutschland nannte man das Duo merkwürdigerweise "Dick und Doof", doch "doof" war keiner der beiden. Beide waren nämlich außer als Slapstick-Darsteller auch als Regisseure und/oder Drehbuchautoren recht erfolgreich, Laurel sogar als Produzent. Hardy lernte Laurel jedoch erst 1926 kennen. Bis dahin war er aber keineswegs untätig, ganz im Gegenteil. Er gehörte zu den emsigsten Darstellern seiner Zeit.

Hardy wollte anfangs zum Militär, eröffnete aber stattdessen in Milledgeville/Georgia das erste Kino. Die Filme faszinierten ihn und so fand er schließlich bei der Filmfirma Lubin Company in Florida Arbeit als Schauspieler. Später zog es ihn dann nach Hollywood. Hardy nannte sich nun "Babe Hardy" bzw. "Oliver ‚Babe’ Hardy" (angelehnt an den damals erfolgreichsten Baseballspieler George Hermann ‚Babe’ Ruth), benutzte gelegentlich aber auch seinen bürgerlichen Namen "Oliver N. Hardy". Allein in den 12 Jahren von 1914 bis hin zu den gemeinsamen "Laurel & Hardy"-Filmen wirkte Oliver Hardy in über 270 Filmen mit. 1921 spielten Hardy und Laurel zwar zufällig zusammen in "The Lucky Dog", aber beide in verschiedenen Rollen, nicht als Duo. 1926 wechselte Hardy zu Hal Roach, der ihn dann ein Jahr später mit Stan Laurel zusammen als Komikerduo einsetzte. In den folgenden Jahren entwickelten sie sich zum weltweit bekanntesten Komikerduo der Filmgeschichte. 1940 verließen beide Hal Roach, waren jedoch nie wieder so erfolgreich.

Zeitgleich wurde auch Charles Chaplin weltweit erfolgreich, aber Hardy war niemals mit ihm gemeinsam in einem Film, auch wenn es manchmal so aussah. Viele wollten sich nämlich von Chaplins Ruhm eine Scheibe abschneiden, es gab also viele Imitatoren, die oft nur das Aussehen (Melone, Stöckchen, Schnäuzer etc.) kopierten. Wirklich gut und damit sogar leidlich erfolgreich war aber nur einer: Billy West, der auch die Gestik und Mimik Chaplins einstudierte und imitierte. "Leidlich erfolgreich" deshalb, weil kriminelle Händler die West-Filme als Charly-Chaplin-Filme bewarben und verkauften " worauf Chaplins fleißige Rechtsabteilung diese Filme verständlicherweise einziehen ließ. Hardy war in den Billy-West-Filmen oft sein Gegenspieler, während Chaplin den bulligen Gegenpart meist mit seinem Freund Mark Swain besetzte. Eines dieser bemerkenswerten West-Hardy-Juwelen ist der Film "Der Tagesausflug" auf dieser DVD. Weil neben diesem Film zwei weitere der fünf Titel dieser Disc bereits in der Kritik zu "Laurel & Hardy " The Diamond Collection 3" rezensiert wurden, halte ich mich bei dieser Bewertung an die beiden anderen Filme.

"Mit Liebe und Schmerz" (Love & Duty, USA 1916) zeigt Oliver Hardy als einfacher Soldat Plump, der unter seinem Vorgesetzten Leutnant Runt einiges erdulden muss, denn seine Geschicklichkeit mit dem Gewehr lässt noch einiges zu wünschen übrig. Dafür hat Soldat Plump mehr Erfolg bei den Damen: Eine hat er als feste Freundin, doch Oberst Tracys Tochter Florence hat sich gleichermaßen in den stattlichen Gefreiten verguckt und möchte ihn unbedingt heiraten. Allerdings weiß Plump noch nichts davon. Als Florence ihrer Konkurrentin ansichtig wird, lässt sie diese sofort aus dem Lager führen. Oberst Tracy ist mit der Wahl seiner Tochter gar nicht einverstanden und so landet Plump auch gleich hinter Gitter, als er während der Wache beim Rauchen erwischt wird. Trotz Besucherverbot lässt man seine Freundin, die ein Baby auf dem Arm trägt, ausnahmsweise zu Plump rein. Das Baby hatte sich Plumps berechnende Freundin aber von einer anderen Frau ausgeliehen, denn nur so kann sie ihm reichlich Ausbruchswerkzeug in die Zelle schmuggeln. Kurz nachdem sie wieder gegangen ist, nutzt Plump sofort die Gunst der Stunde und verlässt die ungastliche Lagerstatt … " Die Rolle des ‚Boob’ Plump spielte Hardy 1916 in ca. zwanzig Filmen, u. a. auch in "Königliche Schlacht", in dem die Familien Plump und Runt verfeindet sind.

In "Der Mieteintreiber" (The Rent Collector, USA 1921) sieht man Oliver Hardy in einer gänzlich ungewohnten Rolle, nämlich mit Bart als pöbelnden Familienvater zweier Kinder, der sein Geld durch Gaunereien und Diebstahl verdient. Den Mieteintreiber prügelt er so aus dem Haus, dass dieser den Job kündigt, um gesund zu bleiben. Ein neuer muss also her. Auf die Ausschreibung meldet sich Larry Semon, der sich auch gleich auf den Weg zu Olli macht, um die rückständige Miete zu kassieren " aber Olli ist gerade nicht zuhause. Also räumt Larry die Wohnung jetzt leer und stellt alles auf die Straße, doch ausgerechnet da kommt Olli zurück und fordert, Larry soll alles wieder hineinbringen. Angesichts roher Gewalt flüchtet Larry, landet dabei aber aus Versehen in einem Haus, indem sich Ollis Gaunergenossen aufhalten.

Den Filmen, die im damals üblichen 4:3-Format gedreht wurden, merkt man durchaus ihr Alter an, denn trotzdem sie grob gereinigt und von den gröbsten Wacklern befreit wurden, ist manchmal eine derartige Ansammlung von dunklen Flecken zu sehen, dass man fast an kleine Heuschreckenschwärme glauben könnte. Eine aufwändigere digitale Bearbeitung hätte hier noch viel herausholen können, wäre natürlich auch teurer geworden. Hörgeschädigte bleiben hier wenigstens nicht außen vor, denn die Stummfilme wurde bekanntermaßen mit Schrifttafeln versehen wurden " in diesem Fall kann man erfreulicherweise sogar zwischen deutsch und englisch wählen. Der Ton, genauer: die Begleitmusik von Orgel bzw. Piano, ist in DD-2.0-Mono zu hören. Leider man die Stücke meist schon unzählige Male gehört, weil sie aus Slapstick- und anderen Filmen (z.B. "Der Clou") her bekannt sind, so dass sie irgendwann nerven. Etwas mehr Fantasie bei der Auswahl der Begleitmusik wäre wirklich angebracht. Extras sind keine vorhanden, obwohl gerade zu Oliver Hardy sehr vieles denkbar wäre: Biographie, die riesige Filmographie, Fotogallerie aus dem Produktions- oder Privatumfeld u. v. m. Die Standard-Jewelbox enthält außer der DVD nur noch das Wendecover, um das ungeliebte FSK-0-Zeichen außer Sicht zu schaffen. Auf der Rückseite sind die fünf Filme mit jeweils einem Satz zum Inhalt aufgeführt.

Fazit: Angesichts der Masse an Filmen, die der fleißige Oliver Hardy vor seiner Zeit mit Stan Laurel hervorbrachte, war eine solche Oliver-Hardy-Kollektion schon längst überfällig. Es sind zwar nur noch ca. 100 von den vielen Hardy-Filmen gut erhalten, viele wurden noch nie in Deutschland gezeigt. Die Qualität der Film-Bearbeitung als auch der DVD-Ausstattung könnte und dürfte gerne um einiges besser sein. Dennoch eine gute Ergänzung zu den gemeinsamen "Laurel & Hardy"-Filmen, für wirkliche Fans jedenfalls unverzichtbar. (gh)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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