Women in Cellblock 9 aka Frauen für Gefängnisblock 9

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Datum: 20.02.2010 | VÖ: 22.10.2009 | Herausgeber: Ascot Elite | Kategorie: Film

Die 70er Jahre waren eine Glanzzeit für den Trash-, Horror- und Sexfilm. Unzählige Werke sorgten weltweit für Furore und halfen der angeschlagenen Kinobranche hinweg über ein schwieriges Jahrzehnt. Jess Franco ist einer der Regisseure, die immer wieder mit diesen Filmen in Verbindung gebracht werden und einer der wenigen, die es verstanden haben, mehrere Genres gekonnt miteinander zu vereinen. Dass darunter auch sehr krasse Stoffe fallen, dürfte den Kennern bekannt sein. Einer von diesen Filmen ist der Streifen "Frauen für Zellenblock 9", der zu den sogenannten Frauengefängnisfilmen, respektive WIP-Filmen (Women in Prison) gehört.

Die Geschichte beginnt damit, dass eine Gruppe junger und gut aussehender Frauen auf der Fahrt durch den Dschungel in die Hände einer südamerikanischen Militärpolizei gelangen. Ihnen wird vorgeworfen zu einer Bande von Regimegegnern und Terroristen zu gehören. Sie werden nacheinander gefoltert, um ihnen Informationen über ihre geheime Vereinigung und den dazugehörigen Mitgliedern zu entlocken. Erst als die sadistische Leiterin des Lagers für kurze Zeit nicht vor Ort ist, gelingt es den Gefangenen zu entfliehen: Durch eine vorgespielte Orgie schaffen sie es, einen Gefängniswärter zu verführen und ihn anschließend zu überwältigen. Es beginnt eine verzweifelte und fast aussichtslose Flucht durch den Dschungel...

Ich persönlich befasse mich viel mit dem Sexfilmgenre und habe auch viel Erfahrung mit Horrorfilmen sammeln können. Mit dem Subgenre des Frauengefängnisfilmes habe ich jedoch bislang keinerlei Erfahrung gemacht und war entsprechend gespannt auf dieses Werk von Jess Franco. Die Erwartungen waren nicht sonderlich hoch, erhofft hatte ich mir lediglich einen unterhaltsamen Streifen der als härterer Sexfilm mit zahlreichen ästhetischen Kameraeinstellungen einzustufen ist. Mit dieser Einschätzung lag ich aber sehr daneben: Die "sthetik ist zwar vorhanden - die Damen schauen allesamt sehr gut aus und sind auch entsprechend in Szene gesetzt - jedoch weist der Streifen sehr krasse sadistische Züge auf, was wohl nur Fans dieser Art von Werken gefallen dürften. Die Foltersequenzen sind geschickt inszeniert " man sieht kaum was passiert, jedoch kann man es sich denken und genau das macht den Reiz oder eben die Abschreckung dieses Filmes aus. Die sadistischen und grauenvollen Foltermethoden schaffen es in Verbindung mit der guten Regiearbeit, eine sehr bedrückende Stimmung zu konstruieren. Was leider fehlt, ist der Inhalt des Films. Der ganze Streifen handelt eigentlich nur davon, dass eine Gruppe Mädchen gefangen genommen werden, im Gefängnis landet, gefoltert wird und zum Schluss auf der Flucht ist. Die Dialoge und die Rahmenhandlung wirken sehr künstlich und schon fast ein wenig hilflos. Was bleibt ist ein gutes Flair, viel nackte Haut, ein wenig unfreiwilliger Humor und viel krankhafter Sadimus.

So muss eine der gefangenen Frauen zum Beispiel die Leiterin des Lagers oral befriedigen, um einen Schluck versalzenen Champagner zu bekommen. Dies wird in den Folterszenen noch einmal gesteigert, als eine andere Gefangene eine Ratte vaginal eingeführt bekommt. Wer an so etwas Gefallen findet, der ist mit diesem Film goldrichtig, ich für meinen Teil finde so etwas überflüssig.

Die unfreiwillig komischen Momente sind in diesem Werk ebenfalls vorhanden. So wurden die Schussverletzungen beispielsweise mehr schlecht als recht sichtbar gemacht. In einer Szene ist zum Beispiel ein Kopfschuss zu sehen, jedoch sieht man ganz deutlich, dass lediglich ein bisschen rote Farbe auf die Stirn geschmiert wurde.
Schmunzeln musste ich außerdem bei der Lesben-Szene, auf die der Gefängniswärter reinfällt. Die total erschöpften und schon mehrfach gefolterten Frauen fangen plötzlich mit großer Lust an, sich gegenseitig zu befummeln und der Wärter glaubt das Ganze sogar. Die ganze bedrückende Stimmung wird durch diese unglaubwürdige Handlung und die lustige Musik, die plötzlich zu hören ist, zunichte gemacht.

Die Leiterin des Lagers schaut auf den ersten Blick zwar recht normal aus, bei den Großaufnahmen kommen jedoch ihre sehr auffälligen Nasenhaare und ihre kaputten Zähne gut zu Geltung. Der Arzt, der die Folterungen betreut und stets an der Seite der Leiterin des Lagers ist, wirkt immer irgendwie fehl am Platz und schaut durch die Gegend, als wüsste er nicht, wo er ist.

Wem die sadistischen Szenen und das Flair nicht gefallen, der wird höchstens durch die nackte Haut entschädigt, die reichlich in diesem Film zu sehen ist. Die Hauptdarstellerinnen dieses Films wirken auf dem Fernsehschirmen noch einmal deutlich attraktiver als auf der eher unvorteilhaften Coverabbildung der DVD. Gerade Karin Gambier schaut sehr gut aus und hebt sich durch ihre markante Optik und ihre Ausstrahlung ab von ihren Kolleginen.

Lobenswert ist die DVD-Produktion. Der Film ist ungeschnitten in einer hervorragenden Bild- und Tonqualität auf der dazugehörigen DVD verewigt. Zahlreiches Bonusmaterial wie Kurzbiographien, eine Bildergalerie, eine Plakat-Galerie zu genretypischen Filmen, eine ausführliche Trailerschau, Informationen zur Jess-Franco-Collection und eine 25-minütige Dokumentation über Jess Franco mit ausführlichen Interview-Sequenzen mit Erwin C. Dietrich runden diesen Silberling wunderbar ab. Was ein wenig stört ist, dass die DVD teilweise in englischer Sprache gestaltet wurde. So ist der Titel dieser Veröffentlichung nicht "Frauen für Zellenblock 9" sondern "Women in Cellblock 9 aka Frauen für Zellenblock 9". Währned das Cover in englisch gehalten ist, sind die Schriftzüge auf der Rückseite des Inlays, wie die Inhaltsangabe, in deutscher Sprache verfasst. Das Menü ist dann wieder englisch geschrieben, die Dokumentation liegt nur in deutscher Sprache vor, dafür ist ein englischer Untertitel vorhanden. Die Texte der einzelnen Rubriken beim Bonusmaterial (z.B. Biographien) sind wieder in englischer Sprache geschrieben. Den Hauptfilm kann man dafür glücklicherweise in der gewünschten Sprache sehen. Es liegt ein Ton in deutsch, englisch und französisch vor. Leider sind hierfür keine Untertitel hergestellt worden.

Alles in allem ist "Frauen für Zellenblock 9" ein Film, den man nur Genrefreunden und Horrofilminteressierten ganz klar empfehlen kann. Es handelt sich hier um einen interessanten 75-minütigen Trashfilm, der jedoch für viele an die Schmerzgrenze geht. Während die Sexfilme dieser Zeit noch naiv und schon fast liebenswert sind, geht es hier richtig hart zur Sache.

Die DVD-Veröffentlichung ist sehr gelungen, jedoch wäre eine bessere Struktur, was die Sprache angeht, besser gewesen, außerdem hätte ein Beiheft mit weiteren Informationen das Ganze noch etwas mehr aufgewertet. Als Ausgleich befindet sich in der Hülle der DVD ein Wendecover, also ein zweiseitig bedrucktes Inlay, um das FSK-Zeichen (FSK 18) auf die Innenseite der nicht durchsichtigen Hülle verschwinden zu lassen. Erwin C. Dietrich und seine Firma Ascot Elite ist bemüht, die alten Filme in guter Qualität und ungeschnitten auf DVD anzubieten und dies ist auch in diesem Fall wieder sehr gut gelungen, auch wenn man definitiv noch mehr aus der Sache heraus holen hätte können. (sk)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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