The End - Confessions of a real Gangster

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Datum: 13.02.2010 | VÖ: 05.02.2010 | Herausgeber: Sunfilm Entertainment | Kategorie: Film

Die Zwillingsschwestern Teena und Nicola Collins kennen Filmfreunde am ehesten aus "Snatch", doch die beiden haben mehr mit dem Gangstermilieu zu tun als nur den Auftritt in Guy Ritchies Film. Sie sind die Töchter des berühmt berüchtigten Les Falco, einem Gangster aus dem Londoner East End und ein Ganove alter Schule. Mit "The End", ihrem Debüt als Regisseurin (Nicola) und Produzentin (Teena), porträtieren die Schwestern das Milieu ihres Vaters und stellen ihn und einige seiner Kollegen aus der Unterwelt des Londoner East Ends vor.
Einschließlich Les Falco werden insgesamt elf Männer, deren Namen viel in den einschlägigen Kreisen Londoner Ganoven bedeuten, interviewt. Sie erzählen über ihre Kindheit in den Nachkriegsjahren, als man kaum mehr als die Kleider am Leib hatte und auf Trümmerbergen spielte. Wollte man etwas haben, musste man es sich nehmen und mit den Konsequenzen leben. Konflikte wurden nur auf eine Art gelöst, weshalb man schnell lernte, dass es wichtig ist, der Härtere oder wenigstens der Zähere zu sein. Dass einen die Fäuste weiter brachten, nutzten einige der Interviewpartner mehr als andere. Roy Shaw wurde als Kämpfer unlizensierter Boxkämpfe zur Legende, Jimmy Tibbs wurde Kampftrainer, Matt Attrell ist amtierender Champion im Bareknuckle Fighting (Boxen ohne Handschuhe) und Alan Mortlock organisiert und promotet die unlizensierten Kämpfe.
Man merkt den Männern an, dass das Boxen ihnen viel bedeutet, weil es ihnen in jungen Jahren eine Richtung gab. Man konnte mit ein paar heftigen Schlägen gutes Geld verdienen, doch nicht jeder stellte sich in den Ring. Victor Dark ist einer der meist gesuchten Bankräuber Englands. Immer wieder wird er verhört. Zwar hat jeder der Halunken schon gewisse Zeit im Gefängnis verbracht, doch nicht jedes krumme Ding ist aufgedeckt worden, weshalb es bei den Interviews ein manches Mal mit verschmitztem Grinsen heißt, dass man über etwas leider nicht näher sprechen könne.
Jenes, was frank und frei angesprochen werden kann, ist jedoch völlig ausreichend, um dem Zuschauer die Facetten einer Welt, die man sich so kaum vorstellen kann, zu zeigen. Es ist eine Welt mit eigenen Regeln und einem Ehrenkodex, den so nur die harten Jungs aus dem East End zu leben perfektioniert haben. Man spricht mit Respekt und Achtung von einander und weiß jeden zu schätzen. Die Konflikte mit dem Gesetz erscheinen somit als eine Tatsache, die zum Leben dazu gehört. Ein "Verbrechen" im Sinne einer verbotenen Handlung, wäre eher ein Verstoß gegen die East End-Regeln. Diese Philosophie gehört zu dieser Welt. Ebenso alltäglich ist die Gewalt. Sie alle haben erfahren, was es bedeutet, das eigene Leben nur dadurch aufs Spiel zu setzen, dass sie ihr Leben so führen, wie es nunmal ist. Wie sonst hätte man auf die Umstände reagieren sollen, merkt einer der Männer an.
Auch wenn sie verurteilte Kriminelle sein mögen, finden sich liebende Väter und gläubige Christen unter ihnen. Sie wissen, dass sie keine perfekten Menschen sind, doch sie sind ehrlich und loyal und das zählt in ihrer Welt mehr als anderes.

Der Film ist bewusst rau inszeniert. Komplett in Schwarz-Weiß und ohne Moderation gedreht, sprechen einfach nur die elf Männer über sich und ihre Geschichten. Kleine Effekt werden eingesetzt, um das Bild künstlich alt und abgenutzt wirken zu lassen. So wie die Männer ihre großen Jahre hinter sich haben, aber dennoch voller Stolz und Ehrgefühl sind, stellt sich auch die Optik des Film als verbraucht aber erhaben dar. Die Intention dieser Darstellung ist klar, doch in ihrer Konsequenz schon eher Geschmackssache, obwohl man sich recht schnell daran gewöhnt.
Wie es bei Interview-Dokumentationen üblich ist, ist die deutsche Tonspur nur über die englische gelegt, sodass man immer auch de originalen Aussagen hören kann. Auf Wunsch kann man die deutsche Übersetzung auch weglassen. Zusätzlich gibt es noch eine Kommentar-Spur von Regisseurin Nicola Collins und zwei ihrer Redakteure.
Die Extras-Sektion bietet den Trailer für den Hautpfilm und einige andere Dokumentationen.
Der fünffache Filmpreisträger ist für jeden mit Interesse an authentischen Geschichten einer Realität in der Realität ein absolutes Muss. Die Collins-Schwestern zeichnen das Bild einer bereits vergangenen Zeit, denn das East End ist nicht mehr das, was es war, doch hier hat man die Chance, elf Zeitzeugen der großen Zeit der Londoner Gauner mit eigenen Worten zu erzählen, wie es ist, ein echter East End Boy zu sein. (mp)

Wertung: 7 von 10 Punkten (7 von 10 Punkten)

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