Rocco - Ich leg' dich um

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Datum: 16.02.2010 | VÖ: 04.12.2009 | Herausgeber: Koch Media | Kategorie: Film

Ein alter Mexikaner (Guiseppe Addobbati) bewirtschaftet mit seinem Sohn Ramón (George Eastman) eine kleine Farm auf einem kargen Stück Land, welches nach zwei Jahren mühsamer und harter Arbeit nun endlich eine gute Ernte und damit Gewinn abwirft. Nun können sie dem reichen Großgrundbesitzer Barrett (Daniele Vargas) endlich das Geld zurückzahlen, welches sie sich von ihm geliehen hatten. Ramón macht sich auf den Weg zu Barretts Ranch, wird aber unterwegs von mehreren Männern überfallen, die ihm das Geld rauben. Als sein Esel, nun des Reiters beraubt, allein nach Hause zurückkehrt, macht sich Ramóns Vater auf der Suche nach seinem Sohn und findet ihn bewusstlos. Er sendet den noch geschwächten Ramón mit dem Pferdekarren noch einmal zu Barrett, diesmal mit der Bitte um Zahlungsaufschub, um die Rückzahlung erneut erwirtschaften zu können. Ramón will gerade losfahren, da kommt der Siedler Stevens (Mirko Ellis) mit weiteren Männern auf den Hof geritten und fragt ihn, ob er mit ihnen reiten möchte, denn Barrett sei nun zu weit gegangen und sie wollen es ihm nun heimzahlen. Ramón lehnt es aber ab, mit Gewalt auf Barretts Machenschaften zu reagieren. Daraufhin reiten die anderen Siedler enttäuscht ab, nicht ohne ihn zu warnen, dass sie keinen Finger rühren werden, falls Barrett den Hof von Ramóns Vater abfackeln und seinen Vater töten würden.

Auf Barretts Anwesen erkennt Ramón unter dessen Männern einen Bärtigen namens Slim als denjenigen wieder, der ihn bei dem Überfall bewusstlos geschlagen hat, denn er hatte diesem vorher noch die Maske vom Gesicht gezogen. Die Männer als auch Barrett selbst bezichtigen Ramón aber der Lüge und peitschen ihn aus. Währenddessen haben die berittenen Siedler unter Stevens Führung ein Lagerhaus von Barrett überfallen und angezündet. Als Barretts Partner Burt (John Hamilton aka Gianni Medici) davon erfährt und alle Männer zum Lagerhaus schickt, kann sich Ramón befreien und fährt erschöpft nach Hause zurück. Dort findet er zu seinem Entsetzen nur noch die abgebrannte Farmerhütte und seinen toten Vater vor.

Barrett trifft sich kurz darauf mit einem Revolvermanno namens Rocco (Anthony Ghidra aka Dragomir Bojanic), dem er schon öfter Aufträge gegeben hatte. Er beauftragt ihn, nun seinen Partner Burt umzubringen, denn der wird ihm zusehends lästig. Burt hatte sich nämlich mit Barrett gestritten, denn während Barrett den Siedlern Geld leiht und ihnen dann ‚den Kanal abdrehen’ will, um sich auf halbwegs legale Art und Weise nach und nach deren Land einverleiben zu können, möchte Burt die Siedler mit Gewalt vertreiben. Barrett lehnt dies ab, weil es für ihn ein zu hohes Risiko bedeutet. Und weil Burt trotzdem immer wieder über die Stränge schlägt, soll er nun abserviert werden. Anschließend soll Rocco noch einen Siedler beseitigen, der Barrett stört: Stevens. Rocco übernimmt die Aufträge. Er sucht den Saloon auf, in dem der großmäulige Burt gerne andere beim Spielen betrügt. Ramóns Ex-Freundin (Dana Ghia), nun die Freundin Barretts, betreibt diesen Saloon. Rocco würfelt mit Burt, erkennt dabei dessen manipulierte Spielwürfel und bezichtigt ihn des Betruges. Burt zieht seine Revolver, doch der Profi ist schneller und der Falschspieler fällt tot zu Boden. Eindeutig Notwehr. Rocco verlässt den Saloon, doch Slim folgt ihm, um Burt zu rächen und Rocco hinterrücks zu erschießen. Ein Zuruf Ramóns, der draußen auf den Mörder seines Vaters wartete, warnt Rocco noch rechtzeitig. Slim wird von Rocco zwar getötet, doch Ramón wird bei diesem Schusswechsel von Slim verletzt. Weil Ramón dem Killer das Leben gerettet hat, nimmt Rocco ihn mit und pflegt ihn in seiner Hütte gesund.

Ramón ist einige Zeit später wieder geheilt und will nun fort, doch Rocco bietet ihm an, bei ihm zu bleiben, was Ramón unter der Bedingung annimmt, dass Rocco ihm das Schießen beibringt, denn er will seinen Vater rächen. Bei den Schießübungen zeigt sich Ramón sehr talentiert und ist bald so gut wie sein Lehrmeister, der ihm zusätzlich mit hilfreichen Tipps und Kniffen vertraut macht. Rocco möchte sich nun endgültig zur Ruhe setzen und darum in seine Heimat zurück, vorher erledigt er noch eben den Siedler Stevens, als dieser den Saloon verlässt. Barrett bittet Rocco nun, noch einen zusätzlichen, wirklich allerletzten Job auszuführen, doch Rocco weigert sich. Erst eine außergewöhnlich hohe Prämie, die ihm Barrett zahlt, stimmt Rocco um. Als er das Ziel seines Auftrags erfährt, zögert Rocco nur kurz, bevor er zusagt, denn Roccos letztes Mordopfer soll Ramón sein, der inzwischen unter Barretts Männern aufgeräumt hat und sich zu Barretts größter Gefahr entwickelt hat. Anstatt Ramón zu erschießen, fordert Rocco ihn auf, die Gegend zu verlassen, weil er ihn sonst töten müsse. Ramón weigert sich eisern, denn er möchte endlich Barrett als Urheber der Verbrechen bestrafen. Es kommt zum unausweichlichen Duell zwischen den beiden, bei dem Ramón zwar gewinnt und seinen Lehrmeister tötet, aber selbst einen Bauchschuss erhält. Er weiß, dass ihm nun kein Arzt mehr helfen kann. Also eilt er in die Stadt und fordert auf offener Straße den verbrecherischen Rancher auf, sich für seine Taten zu verantworten. Barretts Männer wissen derweil um die Schießkünste Ramóns und halten sich zurück. Als Barrett zu ziehen versucht, ist Ramón schneller und schießt ihm mit einem Gruß von Rocco den ganzen Inhalt seines Revolvers in den Leib. Der Sheriff, der dem bisherigen Druck von Barrett und dessen Männern nichts entgegenstellen konnte, hatte wie alle anderen Bürger das vorherige Wordgefecht der beiden mitbekommen und fragt Ramón nun, ob der Killer ebenfalls tot sei. Leise antwortet Ramón, dass dieser lebt und nun für immer bei ihm sei. Den sicheren Tod vor Augen, geht der geschwächte Ramón langsam aus der Stadt…

Ein klassischer Italo-Western mit dem Motiv der Rache, die ein Einzelner an mächtigeren Personen ausüben will, weil diese von ihm geliebte Personen töteten. Während sich aber die meisten Rächer die entsprechenden Künste selbst beibringen, wird der Rächer hier von einem alten lebenserfahrenen Profikiller unterrichtet. Die Gespräche zwischen beiden werden im Film sogar sehr persönlich. Rocco erzählt ihm u. a. von der unsichtbaren "Mauer", die alle anderen Menschen um einen Profikiller ziehen: Man zieht zwar den Hut vor ihm, gibt ihm aber nie die Hand. Und das wirkliche Leben spielt sich für den Profikiller eben auf der anderen Seite dieser Grenze ab. Roccos Haare werden grau, er ist inzwischen über fünfzig und des Mordens müde. Er möchte sich nun gerne zur Ruhe setzen, wenn er noch über die "Mauer" springen und am wirklichen Leben teilhaben will, doch die Umstände lassen ihn nicht. Ramón wird stattdessen zu seinem Ersatzsohn, dem er als ‚Vater’ und Lehrmeister all das beibringen kann, was er selbst im Leben erfahren hat. Er hat im Grunde nun einen Erben, dem er etwas von sich selbst mitgeben kann, denn das zielgenaue Schießen ist nicht alles, was ein Profikiller können muss. Es sind auch die kleinen Feinheiten, die ein Duell entscheiden: Wo die Sonne beim Duell stehen soll, aus welcher Richtung der Wind wehen sollte, warum man sich vor einem Duell rasieren sollte " all diese vielen wichtigen Kleinigkeiten erfährt nun Ramón. Nachdem er nach Barretts Männern schließlich sogar seinen Lehrmeister tötete, bleibt Ramón als "der letzte Killer" (so der italienische Originaltitel des Films) übrig. " Im Film wurde auch mit Sicherheit eine Nebenhandlung gekürzt, denn wie man den Gesprächen entnehmen kann, wird der Saloon von Ramóns Ex-Freundin geführt, die dem Sohn eines armen Farmers den Laufpass gab, damit sie sich dem reichen Barrett an den Hals werfen konnte. Gelegentlich ist von Ramón sogar eine heftige Reaktion zu sehen, wenn es um Frauen geht, was auf eine nicht überwundene Trennung und immer noch vorhandene Liebe deuten lässt und damit ein weiterer Rachegrund sein könnte, doch wird im Film auf die Verbindung zwischen ihm und seiner Ex-Freundin nicht eingegangen. Die weibliche Figur bleibt namenlos und rückt damit in den Hintergrund, im Film wie in den Credits. Das werden vermutlich die 5 Minuten sein, um die die deutsche Fassung gegenüber dem Original gekürzt wurde, obwohl man damit die Spannungen im Beziehungsdreieck "Ramón " Saloonchefin " Barrett" bestimmt besser verstanden hätte. Ansonsten fällt noch auf, dass die Dialoge in dieser Produktion doch um einiges tiefgründiger und sorgfältiger geschrieben wurden als bei sonstigen Italo-Western. Obwohl eine Verbindung "junger Schüler " älterer Lehrmeister" auch in anderen Western und auch Eastern gezeigt wurde, so ist hier doch eine tiefere Verbundenheit zwischen beiden spürbar als in diesem Genre üblich. Damit war er ein Vorläufer des Klassikers "Der Tod ritt Dienstags". " Dass die agierenden Personen in der deutschen Synchronisation andere Namen erhielten, dürfte mehrere Gründe haben: "Rocco" (orig. "Rezza") wurde gewählt, weil Anthony Ghidra bereits in einem vorherigen Film einen Pistolero namens Rocco spielte und somit den Zuschauern bekannter war. Und "Ramon" war für das deutsche Publikum einfach ein verständlicherer Name als "Péon" bzw. "Chico".

Der 83minütige Film selbst wird im 16:9-Format gezeigt und ab 16 Jahre von der FSK freigegeben (der ungeliebte Aufkleber ist übrigens auf der PVC-Hülle, nicht auf dem Hardcover). Wählbar in DD 2.0 sind die Sprachen deutsch und italienisch, sogar deutsche Untertitel können für Hörgeschädigte eingeblendet werden " sehr vorbildlich! Als Extras sind außer einem englischen Trailer noch eine Bildergalerie und das interessante fast 14minütige Featurette "Eine Pistole für Rocco" vorhanden, in dem u. a. George Eastman von den Dreharbeiten berichtet, die in Sardinien und Roms Cinecitta stattfanden. Dazu gibt es noch etliche weitere Hintergrundinfos auf den Innenseiten des Covers. Der Film scheint digital überarbeitet worden zu sein, denn sowohl Farbe, Kontrast, Schärfe als auch der jederzeit klar und verständliche Ton sind bemerkenswert gut. Fazit: Ein echtes Juwel im Italo-Western-Genre mit überdurchschnittlich guten Dialogen und " dank des guten Regisseurs Guiseppe Vari " gut agierenden Darstellern, welches man sich trotz bedienter Klischees gerne öfter ansehen kann. Für Fans und Sammler ein unbedingtes Muss, obwohl er an die ganz großen Western-Klassiker nicht heranreicht. (gh)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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