Café Meineid - Box 1

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Datum: 19.02.2010 | VÖ: 29.08.2005 | Herausgeber: 101 Pixel | Kategorie: Serie

Die Besucherbänke sind alle restlos belegt und eine erheiterte Stimmung macht sich breit, als die Verhandlung beginnt und der Richter die Zuschauer zur Ordnung ruft. Karl Wohlfahrt sitzt aufgeregt und etwas peinlich berührt mit seiner Frau im Gerichtssaal, während ihn sein Nachbar Hubert Finkel mit scharfem Blick mustert. Dieser soll dem Kläger Wohlfahrt einen Schlag ins Gesicht versetzt haben, weshalb nun ein möglicher Anspruch auf Schmerzensgeld geprüft wird. Leider stellt sich die Situation für die Judikative als nicht so einfach und offensichtlich dar, wie man zunächst vermuten könnte. Denn der Beklagte, welcher nach einer anstrengenden Nachtschicht am frühen Morgen zu Hause ankam, fand seinen Nachbarn im heimischen Bett neben der eigenen Frau liegend und schlafend vor. Fassungslos und entrüstet verwies er nach besagtem Schlag den Nachbarn in seine Schranken und wieder vor die Tür. Herr Wohlfahrt verteidigt sich selbst und versucht nun, Licht ins Dunkel dieses Vorfalls zu bringen. Demnach wäre alles nur aufgrund einer unglücklichen Verwechslung geschehen. Denn wie jeden Freitag zechte er die Nacht mit seinen Vereinskollegen durch und stürzte des besagten Morgens ob der Dunkelheit und seines Pegels einfach in die falsche Wohnungstüre. Wie es der Zufall so will liegen beide Wohnungen direkt nebeneinander und sind äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden. Zudem war die Tür nicht abgesperrt, und auch den Lichtschalter fand der vollgetankte Kläger angeblich nicht mehr, und da sich Frau Finkel zu dieser frühen Stunde noch im Tiefschlaf befand, bemerkte auch sie nicht, dass es sich im Ehebett ein fremder Mann bequem machte.

Wer derartige Fälle liest, kann zunächst zu dem Schluss kommen, es handle sich um ein Verfahren aus einer der heutigen von Privatsendern inflationär produzierten Gerichtsshows. In Wahrheit aber sind die Geschichten aus "Café Meineid" nicht aus der Feder eines Autors entsprungen, sondern wurden im echten Leben tatsächlich so verhandelt und werden nun in der Serie von Regisseur Franz Xaver Bogner mit viel Charme und Witz zu neuem Leben erweckt. Das Konzept sicherte sich von Anfang an einen großen Fankreis, und so ist es nicht verwunderlich, dass die zunächst auf 26 Folgen ausgelegte Serie mittlerweile 11 Staffeln mit insgesamt 147 Episoden umfasst. 1989 gestartet, wurde die BR-Produktion bis zum Tod von Erich Hallhuber 2003 fortgesetzt. Hallhuber spielte seit der ersten Stunde den Amtsrichter Heinz Wunder und war somit tragender und fest integrierter Teil der Serie.

Beachtlich und erwähnenswert ist ebenfalls, dass in jeder Folge ein bayerischer Schauspieler einen Gastauftritt erhält. Die Liste ist endlos, auf der ersten DVD-Box tummeln sich Größen wie Gustl Bayrhammer ("Meister Eder und sein Pumuckl"), Ottfried Fischer ("Der Bulle von Tölz"), Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer ("Herbert und Schnipsi"), Toni Berger, Hansi Kraus, Gisela Schneeberger, etc. Laut eigener Aussage kümmerte sich Franz Xaver Bogner selbst um die Rollen der Gastschauspieler, und man erkennt allzu häufig, dass die gespielten Charaktere den Darstellern geradezu auf den Leib geschrieben wurden.

Die vorliegende DVD-Box enthält 5 DVDs mit insgesamt 25 ausgewählten Episoden, von der zweiten bis zur zehnten Staffel. Dabei liegen die ersten 17 Folgen noch im 4:3-Bildformat vor, die anderen acht Geschichten sind in 16:9 anamorph verfügbar. Die Bildqualität variiert teilweise sehr stark, was auf das unterschiedliche Alter der Masterbänder zurückzuführen ist. Hier schneiden die späteren Episoden natürlich besser ab. Jedoch lässt sich auch bei den früheren Ausstrahlungen nur marginales Bildrauschen und eine allgemeine Unschärfe feststellen. Ein besonderes Lob verdient sich 101 Pixel mit dem Bonusmaterial. Außer einer Bildergalerie und einer Trailershow zu weiteren DVD-Veröffentlichungen hat man sich die Mühe gemacht, dem Käufer neben Regisseur und Hauptdarstellern auch zu jedem Gastschauspieler eine eigene Biographie anzubieten. Auch äußerlich gewinnt man den Eindruck, dass sehr viel Wert auf ein qualitativ hochwertiges Release gelegt wurde. Die aufklappbare Box befindet sich in einem Pappschuber und das professionell und ansprechend gestaltete Artwork gibt ein einheitliches und stimmiges Bild wider. Nur die Schriftart innerhalb der animierten Menüs (Comic Sans MS!) passt nicht so richtig ins Gesamtbild und mindert ein wenig den sonst sehr guten Gesamteindruck.

Die Veröffentlichung einer Kultserie wie "Café Meineid" ist sehr begrüßens- und unterstützenswert, auch wenn Sammler wohl nicht mit einer Erscheinung der ganzen Serie rechnen sollten. Qualitativ hätte man möglicherweise noch ein wenig mehr aus dem Bildmaterial herausholen können, ansonsten ist das Release, abgesehen vom deutlich zu hoch angelegten Preis, aufgrund der Folgenwahl und des gut recherchierten Bonusmaterials absolut zu empfehlen. (jb)

Wertung: 9 von 10 Punkten (9 von 10 Punkten)

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