Madame Bäurin

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Datum: 21.02.2010 | VÖ: 08.08.2006 | Herausgeber: 101 Pixel | Kategorie: Film

Bayrische Stoffe gab es in den Kinos schon zu Stummfilmzeiten. Bis heute werden diese Filme von vielen Leuten nicht ernst genommen, weil das bayrische Volkstheater nördlich der Donau für viele befremdlich wirkt und weil die Klamaukfilme, angefangen von den Lustspielen mit Joe Stöckl und Beppo Brem, bis hin zu den Lederhosenfilmen der 70er und 80er Jahre, für viele Zuschauer einfach zu albern sind. Die Folge ist, dass ein großer Teil der Menschen mit Bayern den allseits bekannten Seppl in Lederhose gleichsetzen.
Hintersinniges ist dennoch reichlich vorhanden, was der aufmerksame Beobachter weiß. Der breiten Masse wird dies in den letzten Jahren und Jahrzehnten wieder verstärkt durch starke bayrische Fernsehserien und seit neusten auch wieder durch den neu aufkommenden bayrischen Kinofilm mit Erfolgen wie "Wer früher stirbt ist länger tot" bewusst. Wer sich etwas mehr mit bayrischen Filmen befasst, wird feststellen, dass diese Serien und Filme keine Ausnahmen sind. Schon immer haben bayrische Filmemacher wahre Perlen geschaffen, die nicht selten auf Literaturvorlagen von Thoma, Kroetz oder Ganghofer zurück greifen.

Franz Xaver Bogner, der bekannt ist durch seine heiteren aber nicht minder hochwertigen Fernsehserien wie "Irgendwie und Sowieso", "Cafè Meineid" oder "München 7", hat sich im Jahr 1992 ebenfalls einen bajuwarischen Stoff angenommen, der anspruchsvoll und tiefsinnig ist. Es handelt sich um den Roman "Madame Bäuerin", der im Jahr 1919 von der bayrischen Heimatschriftstellerin Lena Christ verfasst wurde. In Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Rundfunk schaffte es Bogner, diesen Stoff authentisch und feinfühlig zu inszenieren und ihn mit einer hochkarätigen Besetzung auf die Leinwand zu bringen.

Der Film spielt zur Zeit des Ersten Weltkriegs auf einem bayrischen Bauernhof. Eine Familie aus der Stadt hat ihren Urlaub auf dem Land angekündigt. Den Bauern ist dieser Besuch zu diesem Zeitpunkt aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Umstände, die der Krieg mit sich bringt, nicht recht. Den Leuten aus der Stadt geht es aber auch nicht besser. Die Stimmung beginnt endgültig zu kippen, als Rosalie, die widerwillige Tochter der Familie, eine viel versprechende Geldheirat ablehnt. Stattdessen verliebt sie sich in Franz, den Erben des Bauernhofes...

Die filmische Umsetzung von "Madame Bäurin" darf man ohne Übertreibung als Meisterwerk bezeichnen. Bogner schaffte es eine romantische Geschichte sehr liebevoll zu verfilmen, was dank der tollen Schauspieler, angefangen von der Hauptdarstellerin Julia Stemberger, über Francis Fulton-Smith, bis hin zu Gundi Ellert und Franz-Xaver Kroetz hervorragend gelungen ist. Auch wenn die historischen Tatsachen oder auch die Mundart der Protagonisten nicht immer ganz genau stimmen, hat dieser Film eine unheimliche Tiefe und gewährt den Zuschauern einen eindringlichen Blick in die Gefühlswelt der einzelnen Figuren.

Dank der Firma 101 Pixel ist dieses Werk seit dem Jahr 2006 im Rahmen einer Doppel-DVD im Handel erhältlich. Die erste DVD bietet neben dem Hauptfilm eine Bildergalerie, Kurzbiographien zu einigen der Personen, die an diesem Film mitgewirkt haben, eine ausführliche Trailershow und einige Texttafeln, die über die Produktionsfirma der DVD informieren. Bild- und Tonqualität sind absolut in Ordnung.
Die zweite DVD enthält, passend zum Hauptfilm, die 44-minütige Dokumentation "Damals... Weibsbilder " Frauen auf dem Land" von der Dokumentarfilmerin Sybille Krafft. Diese Doku beschreibt eindrucksvoll anhand von verschiedenen Beispielen, wie in der Vergangenheit und in der heutigen Zeit Frauen auf dem Land leben. Leider ist die Bildqualität dieses Films nicht gut, was besonders ärgerlich ist, weil diese Dokumentation erst wenige Jahre auf dem Buckel hat und aus diesem Grund eine solche Qualität mit Sicherheit vermeidbar gewesen wäre. Die gesamte Spielzeit über erkennt man immer wieder kleine Dropouts sowie ein leichtes Grieseln, das auf dem gesamten Bildschirm sichtbar ist. Die Tonqualität ist dafür in Ordnung.
Die Menüs beider DVDs sind sehr schön gestaltet und stimmen den Zuschauer gut auf die jeweiligen Filme ein. Auch das Artwork ist sehr gelungen, so gibt es zum Beispiel einen Schuber, in dem sich die Hülle der DVD befindet. Ein weiteres schönes Detail ist, dass man auch die Rückseite des Inlays bedruckt hat, um das Innenleben der durchsichtigen Hülle damit ansehnlicher zu gestalten. Während bei der Herstellung dieses Produktes auf viele solcher Details geachtet hat, muss man bei anderen Stellen dann doch wieder ein paar Nachlässigkeiten feststellen. So ist der Aufdruck des Inlays identisch mit dem des Schubers. Anstatt ein alternatives Cover und weitere Informationen anzubieten, findet man auf beiden Verpackungseinheiten genau den Selben Aufdruck. Auf ein ausführliches Beiheft, Untertitel für Hörgeschädigte oder Extras wie ein Interview mit dem Regisseur oder den Hauptdarstellerin hat man leider verzichtet, dies hätte aber auch einen Mehraufwand zur Folge gehabt, was unter Umständen wiederum für einen höheren Verkaufspreis gesorgt hätte.

"Madame Bäurin" ist ohne Frage ein empfehlenswerter Film, der fernab von Klamauk und lauten Tönen zahlreiche liebevolle Nuancen in sich trägt und den Zuschauer in einer romantischen und fast märchenhaften Art und Weise in eine turbulente Zeit entführt, als gesellschaftliche und auch technische Neuerungen eine ganz neue "ra einleiteten. Abgesehen von der schlechten Bildqualität des Bonusfilms ist diese DVD-Veröffentlichung absolut gelungen. (sk)

Wertung: 6 von 10 Punkten (6 von 10 Punkten)

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