Delictum - Im Namen des Herrn

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Datum: 18.01.2010 | VÖ: 03.12.2009 | Herausgeber: Euro Video | Kategorie: Film

Eine Familie zieht neu in ein Haus und die Frau fängt an, Geräusche zu hören. Natürlich glaubt ihr der Mann nicht. Der Spuk wird dramatischer und die Frau immer fanatischer, das Geheimnis des Hauses zu lüften.
Das liest sich leider nicht wie die originellste Handlung der Filmwelt, dennoch sollte man "Delictum - Im Namen des Herren" nicht gleich als drögen Aufguss des Spukhausfilms abstempeln.

Anfangs gewinnt man wirklich den Eindruck, dass man das Konzept des Films schon mehrfach an anderer Stelle gesehen hat: Pedro (Francisco Boira) und Francesca (Ana Torrent) ziehen mit der zehnjährigne Tochter Rosa (Miriam Cepa) und dem erst wenige Monate alten Sohn in eine große Villa auf dem Land. Das Haus diente einst als Schule und stand seither lange leer. Schon früh beginnt Francesca, Geräusche vom Dachboden zu hören und fühlt sich ausgesprochen unwohl, zumal sie dem Baby gegenüber sehr starke Beschützerinstinkte zeigt, was Pedro durchaus beunruhigt. Er hat Angst, dass seine Frau unbewusst Gründe ersinnt, um rund um die Uhr den Säugling bewachen zu dürfen.
Blanca (María Alfonsa Rosso) eine verwirrte alte Dame, die um das Haus stromert, füttert Francescas angebliche Paranoia mit Andeutungen über unnormale Vorgänge im Haus, die vor Jahrzehnten vorgefallen sein sollen. Francesca glaubt immer stärker an übernatürliche Vorgänge im Haus, sodass Pedro seiner eigenen Frau immer weniger traut. Als Francesca sich auch noch an Pater Miguel (Héctor Colomé), einen ausgewiesenen Experten für die Untersuchung möglicher übernatürlicher Phänomene im Namen der Kirche wendet, und von ihm ihre Vermutungen schüren lässt, ist Pedro längst nicht mehr in der Lage, Francesca das Baby zu überlassen.

Auch wenn der Film an bereits bekannte Formate anknüpft, schafft er es, sich von seinen "Verwandten" abzuheben, denn er legt spürbare Mühe an den Tag, die typischen Fehler zu vermeiden.
Somit werden anfangs in anregender Manier parallele Handlungsfäden um Blanca, Miguel und das Haus auf der einen Seite und Francesca und Pedro auf der anderen Seite aufgebaut, woraufhin, sich der Fokus dann auf die frisch gebackenen Eltern und neuen Hausbesitzer verlagert. Immer wieder ist der Film mit alten Filmaufnahmen im Dokumentarstil versetzt, die zeigen, wie die Vorkommnisse, von denen Blanca erzählt, untersucht wurden. Hier wechselt das sonst klare und optisch sehr saubere Bild in einen abgenutzten verwitterten Look alter Filmaufnahmen und immer wieder ist es nett anzusehen, wie die Filmemacher die eine Optik in die jeweils andere übergehen lassen.
Der inhaltlich stärkste Unterschied zu anderen Spukhaus-Filmen sind die klaren und bodenständigen Dialoge. Es werden keine genretypischen Klischees gedroschen und die Figuren genießen dadurch sogar ein wenig Tiefe. Vor allem Francesca ist gut geschrieben und verfällt nicht einfach in die Rolle der Heimgesuchten, der keiner glaubt.
Auch der Fortschritt der Handlung und die getroffenen Entscheidungen sind im Kontext der Thematik gesehen halbwegs glaubwürdig und nicht bloß einfache Vehikel, um den nächsten Schritt des Drehbuchs zu ermöglichen.
Auch wenn keine aufwändige Detektivarbeit geleistet wird, gibt sich der Film nicht allzu flach und vermeidet immerhin die bloße Linearität.
Dennoch handelt es sich um einen Spukhaus-Film, aber immerhin um ein eher interessanteres und recht angenehmes Exemplar. Wer dem Genre zugetan ist und mehr als nur panische Schreie und Nervenzusammenbrüche sehen mag, dürfte an "Delictum" gefallen finden. Auch die Prise Einblick in kirchliche Praktiken im Umgang mit sogenannten Wundern ist eine nette Dreingabe. Es finden sich, besonders gegen Mitte des Film ein paar Längen, aber diese weiten sich glücklicherweise nicht zu sehr aus. Dennoch ist der Film sehr dialoglastig.

Die bereits angesprochenen gegeneinander gehaltenen Arten der Optik sind schön in Szene gesetzt und der klare Look der Gegenwart ist technisch sehr schön anzusehen. In diesem Bereich ist die DVD sehr lobenswert ausgestattet, zeigt sich aber in Sachen Extras sehr schwachbrüstig, denn es liegt lediglich der deutsche Trailer des Films bei, was schon deutliche Enttäuschung hinterlässt. (mp)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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