6 auf einen Streich - Der Froschkönig

Zurück zur Übersichts-Seite

Datum: 03.01.2010 | VÖ: 13.11.2008 | Herausgeber: KNM Home Entertainment GmbH | Kategorie: Film

Was die meisten Menschen so an Märchen lieben, sind vor allem die romantischen Happy Ends. Trotzdem erwartet man von den Charakteren auch, dass sie sich dieses erst einmal "verdienen". Am Beispiel des Froschkönigs hält die Prinzessin ihr Versprechen nicht, aber bekommt trotzdem den schönen Prinzen. Wieso ist dieser denn erlöst, wenn er von der Prinzessin an die Wand geworfen wird? Sollte sie nicht eigentlich ihr Versprechen halten und ihn von ihrem Teller essen, aus ihrem Becher trinken und ihn in ihrem Bett schlafen lassen? Es stellt sich die Frage: Gönnt man den beiden letztendlich das glückliche Ende? Dieses "Problem" der Ungerechtigkeit ist schon von den Produzenten anderer Verfilmungen erkannt worden. So baute man immer noch eigene Elemente in das Märchen ein, um es harmonischer ausklingen zu lassen. In der Defa-Verfilmung von 1987, muss die Prinzessin, nachdem sie den Frosch an die Wand geworfen hat, einige Prüfungen bestehen und ihren Prinzen aus einer trostlosen Zitadelle befreien. Auch in der Verfilmung von 1991 mit Iris Berben, muss die Prinzessin erst den Frosch küssen, um den Zauber zu lösen. In dieser Version jedoch, hielt man sich in diesem Punkt streng an die Vorgabe und zerstörte somit ein wenig die Harmonie. Den Machern war es wohl wichtiger, überflüssige und alberne neue Fakten in die Geschichte einzubauen, als sich an den wichtigen Details aufzuhalten. So erlebt der Zuschauer einen arroganten Prinz Friedrich, der als Bewerber im Schloss ist und in seinem "Abkürz-Rausch" sogar seine angebetete Prinzessin Sophie mit "P.S." anspricht. Man merkt, dass dieser Prinz dazuerfunden wurde, um die ursprünglich recht kurze Geschichte in die Länge zu ziehen. Im Endeffekt trägt er nämlich nichts zur Handlung bei, als dass er komplett lächerlich wirkt. Im Prinzip sind alle Darsteller so unglaubwürdig und uninteressant, dass man kaum Mitleid für sie verspürt. Der einzige, der wirklich authentisch herüberkommt, dessen Rolle aber leider in den Wirren der Haupthandlung untergeht, ist der treue Heinrich (gespielt von Richy Müller). Seine Darstellung ist von der sprachlichen Seite und dem Umgang mit anderen die einzig angemessene. Verwirrend ist aber auch der ständige Bezug zum furchtbaren Wald, in dem die Mutter der Prinzessin verschwunden ist. Man denkt einfach, zu dem Thema kommt noch mehr, weil immer wieder darüber gesprochen wird, doch letztendlich wird man feststellen, dass hier Chancen verschenkt wurden. Dazu kommt noch ein animierter, cooler Frosch mit lockeren Sprüchen, der den Gästen im Schloss eine Oper vorsingt und heftig mit der Prinzessin flirtet. Die Magie zwischen den beiden fehlt vollkommen. Dass der Frosch computeranimiert wurde, ist vollkommen in Ordnung, weil es nur gerechtfertigt ist, die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Technik auszunutzen. Doch der Rest ist kaum vertretbar. Wahrscheinlich hatte die neue Aufmachung das Ziel, das Märchen moderner zu machen und an die heutige Zeit und die Jugend anzupassen. Aber gerade diese Klassiker sollte man prinzipiell eher so lassen, wie sie sind. Alles andere ist schlichtweg unpassend und erinnert an eine Parodie. Auch mit Sidonie von Krosigk hat man keine gute Wahl getroffen. Ihr ganzes Auftreten als Prinzessin passt einfach nicht in diesen Märchen-Stil. Ihre Mimik, Gestik und Sprache ist vollkommen unprofessionell. Die schauspielerische Leistung von Alexander Merbeth ist dagegen besser. Er spielt Prinz Floris, der vom bösen Zauber befreit wird und nicht länger ein Frosch sein muss. Loben muss man jedoch, wie bei allen Verfilmungen der "Sechs auf einen Streich", die Drehorte. Sie wurden märchenhaft und liebevoll ausgesucht. Für diese Verfilmung drehte man auf Schloss Favorite und Schloss Rastatt in Baden Württemberg.

Weitere Filme aus dieser Reihe entstanden im Jahr 2008 und 2009. Verfilmt wurden bisher "Frau Holle", "Brüderchen und Schwesterchen", "König Drosselbart", "Der Froschkönig", "Das tapfere Schneiderlein", "Tischlein deck dich", "Die Gänsemagd", "Schneewittchen", "Die Bremer Stadtmusikanten", "Dornröschen", "Der gestiefelte Kater", "Rapunzel", "Die kluge Bauerntochter" und "Rumpelstilzchen". Leider ist diese Verfilmung wohl die schlechteste der ganzen Produktionen. Alle Filme haben eine Laufzeit von 60 Minuten und besitzen ein liebevoll animiertes und mit Musik unterlegtes Menü. Das Bonusmaterial besteht aus den beiden Dokus "Wie der Frosch zum Film kam" und "Die Tigerentenreporter berichten". Wegen der vielen Schwachstellen, aber aufgrund der schönen DVD-Veröffentlichung, bekommt dieser Film 4 Punkte. (sl)

Wertung: 4 von 10 Punkten (4 von 10 Punkten)

Jetzt kaufen

Besuchen Sie unser Forum!

Hinweis: Unsere Kritiken geben logischerweise die Meinung des jeweiligen Autors wieder und sind NICHT zwingend identisch mit der Ansicht der gesamten Redaktion.