Wie kann die jüngere Generation angesprochen werden?

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Datum: 18.04.2013 | Kategorie: Unendliche Weiten der Medienwelt

Nun ist es also soweit. Ginge es nach ARD-Vorsitzenden Lutz Marmor, dann sollten die Sender ZDF kultur, Eins Festival, ZDF neo, EinsPlus, tagesschau24 und ZDF info zu drei Programmen zusammengelegt werden, um damit die jüngere Zielgruppe anzusprechen. Zugutehalten muss man diesem Mann, dass er allen Anschein nach wohl der erste war, der in diesem Zusammenhang schon mal gemerkt hat, dass immer weniger Menschen sich den öffentlich-rechtlichen Programmen bedienen. Mal abgesehen von einigen Dokumentationen, welche dann auch mal jüngere Menschen interessiert, hat das erste, zweite und dritte Programm, wie es in meiner Kindheit noch hieß, nicht mehr viel zu bieten. Und dafür verlangen die auch noch Geld?
Wahrscheinlich hat sich der ARD-Vorsitzende doch mal ordentlich zurück gelehnt und die ganze Situation überdacht. Für welche Projekte man diese GEZ-Gebühr doch nutzen könnte, um der jungen Fernsehgeneration Dokumentationen, Nachrichten und Geschichtliches schmackhafter zu machen. Und trotzdem muss man sich fragen, wie es gelingen kann, einer Generation, die geprägt ist von Sendungen, wie "Germanys next Topmodel", etwas mehr zu bieten. Sofern man als Sender nicht am Ende da stehen will, wie manch privater Anbieter, bei deren Sendungen man sich fragen könnte, welches geistige Niveau die Macher denn seinen Zuschauern schlussendlich wirklich zugesteht. Schon am Nachmittag wird man berieselt mit Sendungen, a la "Ich bin die Chantal... bin 28 Jahre alt und habe noch nie in meinem Leben gearbeitet." Nur, um das Ganze mal etwas überspitzt darzustellen. Wie dem auch sei. Vielleicht ist Bildung aus der Bild doch wichtiger für einige Menschen, als über Wissenschaftliches oder Geschichtliches nachdenken zu müssen. Immer wieder hört man von Menschen, dass sie beim Fernsehschauen einfach nur mal abschalten wollen nachdem sie bereits einen sehr anstrengenden stressigen Tag hinter sich gebracht hatten. Eine oberflächliche Sendung also, ohne eigene Gedankentätigkeit. Keine Nachrichten, keine Dokumentation, die die grauen Gehirnzellen anregen würden. Das mag für viele ein Argument sein.
Und dieses ganze oberflächliche Sendungsniveau fängt doch bereits bei den Kindersendungen an. Wo bitte findet man heutzutage noch Sendungen wie Biene Maja oder Meister Eder und sein Pumuckel? Genau. Man muss lange suchen. Es gab mal eine Zeit, da sind genau diese Sendungen auf den öffentlich-rechtlichen Sendern gelaufen. Heutzutage gibt es Kika und da ist das größte Highlight wohl am Sonntagmittag ein Märchen, die teilweise auch nicht "das" sind, was die heutigen 30-jährigen als fünfjährige noch sehen durften. Stattdessen kommen gerade am Nachmittag, wo auch die Kinder einfach mal nur entspannen sollten und dies auch tun dürfen, gewaltverherrlichende Sendungen, die gerade für Grundschüler extrem ungeeignet sind und teilweise ein falsches Bild der Welt vermitteln. Wogegen andererseits dann aber darüber diskutiert wird, ob nicht vielleicht das Märchenvorlesen negativ für die Kinder sein soll?!? Leben wir in einer verkehrten Welt oder einfach nur in immer mehr hektischen und verkommenen Moralvorstellungen?
Einige andere aber, deren Wissensdurst nicht so leicht gestillt werden kann, wären sehr froh über Sendungen, die genau diese Zellen im Gehirn anregen, um am nächsten Tag wieder etwas produktiver in den Alltag und das Berufsleben starten zu können. Und das gleiche gilt in diesem Zusammenhang auch für Kinder. Eine geschichtliche Sendung fördert vielleicht etwas das Verständnis des Heimat- und Sachkundeunterrichts, oder des Biologieunterrichts.
Jedoch hat das ZDF diesen Zusammenschluss abgelehnt. Sie wollen lieber bei ihren "alten Damen und Herren" bleiben und ihr Programm wie gewohnt fortsetzen. Für viele ältere Menschen ist das wohl auch die bessere Alternative, da viele von denen leider mit SAT1, Pro7 und RTL und deren Programm nicht viel anfangen können.
ARD will dennoch weiterhin an der Zusammenlegung festhalten und hofft auf Einlenkung des ZDF's.
Mein Fazit wäre: In erster Linie darf man trotz allem nicht vergessen, dass es auch die Schuld des Zuschauers ist, warum das Fernsehen immer mehr und mehr verkommt. Die Nachfrage regelt das Angebot, das war schon immer so. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Zuschauer oder Eltern das Programm mitbestimmen und gestalten. Allein die Schuld dem Sender zu geben und seine eigenen Gewohnheiten oder Vorlieben und Eigenheiten aber dabei außer Acht zu lassen, löst das Problem auch nicht. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel von vielen Faktoren.
Und trotzdem wäre es gut, wenn ZDF bei seinem Programm für die älteren Menschen bleiben würde. ARD sollte versuchen sein Programm für die jüngere Generation auch ohne ZDF durchzuziehen. Damit würde sich eventuell der erhoffte Gewinn doch nach einiger Zeit einstellen. Und was die privaten Sender angeht: Die werde ich auch weiterhin für einige Filme nutzen und lasse mich auch ab und an von "Chantal" und Co. berieseln. (cse)