Eine Überdosis Talk

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Datum: 05.09.2011 | Kategorie: Unendliche Weiten der Medienwelt

Nun ja, fast täglich, denn Freitag und Samstag werden im Ersten immerhin keine Talkshows ausgestrahlt. Wenn ab dem 11. September auch Günther Jauch auf Sendung geht, wird es jedoch von Sonntag bis Donnerstag jeden Abend eine Gesprächsrunde geben.

Nicht, dass eine Umgestaltung des Programms prinzipiell eine schlechte Sache wäre. Es gibt vieles, an dem es dem deutschen Fernsehen mangelt, auch den öffentlich-rechtlichen Programmen. Wirklich innovative neue Formate und eine gute Portion Experimentierfreude zum Beispiel. Stattdessen zog man es vor, auf Altbewährtes zurückzugreifen und die Riege der Polit-Talks um eine weitere Sendung zu ergänzen. Sicherlich ist Günther Jauch ein Publikumsmagnet, und vielleicht bringt er sogar frischen Wind in den Sender " dennoch ist eine weitere Talkshow nicht gerade etwas, auf das ganz Fernsehdeutschland schon lange gewartet hat. Und es ist ja nicht so, dass es noch nicht vorgekommen wäre, dass zwei oder mehr Talkmaster sich mit denselben Themen beschäftigt hätten, nur mit unterschiedlichen Gästen " oder mit denselben Gästen zu unterschiedlichen Themen.

Wäre der Informationsgehalt solcher Sendungen prinzipiell hoch, hätte ich gegen ein weiteres Format desselben Genres ja gar nichts einzuwenden. Oft genug geraten die Gespräche jedoch aus dem Ruder, kommt es trotz aller Bemühungen eigentlich kompetenter, in solchen Momenten aber hilflos wirkender Moderatoren zu einem heillosen Durcheinander, in dem keiner den anderen ausreden lässt und grundsätzlich alle möglichen Fragen beantwortet werden " nur nicht die, die tatsächlich gestellt wurden. Und manche Politiker sind so oft in Talkshows vertreten, dass man sich ernstlich Sorgen macht, ob sie überhaupt noch Zeit für die Politik finden. Wirklich schlauer als vorher ist der Zuschauer jedenfalls nur selten. Und wer die besten Inhalte bietet findet er noch seltener heraus, schließlich liegt es in der Natur des Formats, dass es eine perfekte Bühne für eloquente Redner darstellt und die rhetorisch eher weniger Begabten schlecht aussehen lässt. Die ARD sollte sich also nicht wundern, wenn die Zuschauer irgendwann genug haben von ihrer wöchentlichen Überdosis Talk. (ck)